Lutherbock und Papstesel – Bildsatiren der Reformationszeit“ ist eine neue Ausstellung überschrieben, die ab diesem Freitag einige Wochen lang im Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen zu sehen sein wird.
Die Ausstellung ist Bestandteil des Veranstaltungsprogramms im Luther-Echter-Jahr in Gerolzhofen. Konzipiert wurde die sehenswerte Zusammenstellung historischer Holzschnitte vom Kunstreferat der Diözese Würzburg.
Am 31. Oktober 1517 nagelte der Augustinermönch und Wittenberger Professor Dr. Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die damalige Ablasspraxis der katholischen Kirche an die Türe der Schlosskirche zu Wittenberg – so erzählt es zumindest die Überlieferung.
Unabhängig von der historischen Realität dieses Ereignisses lösten Luthers Kritikpunkte hitzige Debatten unter Regierenden und Gelehrten aus. Was ursprünglich als Diskussionsgrundlage für Akademiker geplant war, spaltete im Laufe der Zeit auch die gesamte Bevölkerung in zwei Lager: Katholiken und Lutheraner, die alte und die neue Kirche.
Dabei handelte es sich in keiner Weise um einen friedlichen Prozess auf Basis sachlicher Argumente. Ganz im Gegenteil: Bald wurde auf allen gesellschaftlichen Ebenen mit allen damals zur Verfügung stehenden Mitteln heftig gestritten.
Zu den beliebtesten „Waffen“ der Reformationszeit zählten illustrierte Bücher, vor allem aber in Form von Flugblättern publizierte Darstellungen. Neben anderen Künstlern schilderte insbesondere Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) in vielfigurigen Bildern den Unterschied zwischen der alten (katholischen) und neuen (evangelischen) Kirche aus Sicht der Lutheraner. Mit der Erfindung des Buchdrucks war es ab 1450 möglich geworden, Bilder und Texte in großer Zahl herzustellen und zu verbreiten. So wurden gerade einprägsame Darstellungen zu einem bevorzugten Mittel, den jeweils eigenen Standpunkt im wahrsten Sinne des Wortes unter das – meist leseunkundige – Volk zu bringen.
Ob Mönchskalb oder Papstesel, ob Luther als Sackpfeife des Teufels oder der Papst als Antichrist, ob beide als siebenköpfiges Untier, die Bildsatiren der Reformationszeit kannten kein Tabu. Persönlichkeiten wie Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) und sein Sohn lieferten die Vorlagen dazu, was die Bilder nicht nur inhaltlich, sondern oft auch künstlerisch bemerkenswert macht.
Gerade in der Gegenüberstellung machen die meist drastischen Darstellungen zudem mehr als deutlich, wie unversöhnlich sich die beiden verfeindeten Lager von Katholiken und Lutheranern gegenüberstanden. So stehen die Bilder auf diese Weise auch stellvertretend für die geschichtliche Entwicklung der nachreformatorischen Zeit, deren Spannungen in den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen gipfelten.
Erst nach Ende des großen 30-jährigen Krieges (1618-1648) konnte mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück 1648 die Basis für ein friedliches Mit- und Nebeneinander von katholischen und evangelischen Christen in Deutschland geschaffen werden.
Die Ausstellung „Lutherbock und Papstesel“ wird an diesem Freitag um 19 Uhr in der Johanniskapelle mit einer öffentlichen Vernissage eröffnet. Die Einführung in die Ausstellung übernimmt Domkapitular Jürgen Lenssen. Die Sonderausstellung ist bis zum 5. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten des Gotikmuseums, sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr zu sehen.