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SCHWEINFURT
Luther hat seine Kirche jetzt direkt im Blick
Büste am Martin-Luther-Platz: Die feierliche Übergabe.
Foto: Josef Lamber | Büste am Martin-Luther-Platz: Die feierliche Übergabe.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 22.06.2015 09:58 Uhr

Wer über den Martin-Luther-Platz läuft und das Bild des Namensgebers nicht gleich vor Augen hat, kann ab sofort kurz innehalten und dem Reformator in die Augen schauen: „Martin Luther ist aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden“, sagte Präsident Georg Kreiner am Sonntag noch in der voll besetzten Kirche St. Johannis – wenige Minuten vor der feierlichen Enthüllung der damit gemeinten Büste draußen auf dem Martin-Luther-Platz.

Seine Gesellschaft Harmonie hat die auf einer Stele sitzende bronzene Büste Martin Luthers und die dazugehörende Tafel den Schweinfurtern spendiert: „Allein durch den Glauben“, steht darauf. Darunter die Signatur Luthers, sein Geburts- und Todesjahr (1483 bis 1546) und die Martin-Luther-Rose. Die Stele aus grüngelbem Buntsandstein aus Schleerieth im Landkreis Schweinfurt gestaltete Günter Irmschler. Der Stein ist identisch mit der Außenwand der Johanniskirche. Die Büste goss Christian Bieber nach den künstlerischen Vorgaben von Peter Vollert.

Georg Kreiner erinnerte noch einmal daran, dass es bereits eine Büste gibt: Am 9. November 1933 wurde anlässlich des 450. Luthergeburtstags ein bronzenes Porträt Luthers als Geschenk der Familien Schäfer und Barthel feierlich an die Kirche übergeben (wir berichteten). Für einen Tag war sie zu sehen auf dem einstigen Kirchplatz, der seit damals Martin-Luther-Platz heißt.

Dann wurde es still um die Büste des Reformators – bis 1984, als man für das Original im Martin-Luther-Haus einen Platz fand. Nun also eine Kopie – die Idee hatte Ehrenvorsitzender German Cramer – an einem sehr genau gewählten Standort: Luther kann vom Westen her bei geöffnetem Hauptportal in die Kirche und dort „Dekan Bruckmann sehen, wenn der am Altar steht und Bruckmann sieht dann auch Luther, welch ein fruchtbares Zusammentreffen“, sagte Kreiner sehr zur Freude des Auditoriums.

Lebendig erinnerte Kreiner weiter an einige der schon realisierten Projekte der Harmonie, das Marktbrünnle, das Denkmal der Olympia Morata in der Brückenstraße oder das Wälzlagerdenkmal im Theaterpark. Die Gesellschaft wolle dazu beitragen, dass die „Geschichte wach und transparent gehalten wird“. Geschichte sei „kein verstaubtes Buch, sondern ein spannendes Heft, aus dem wir lesen und lernen können“.

Büste am Martin-Luther-Platz
Foto: – | Büste am Martin-Luther-Platz

Nun Luther, auch und besonders wegen seines Freiheitsdenkens, wegen seines Mutes als Reformator und Visionär. Luther habe sein Leben für seinen unerschütterlichen Glauben riskiert. Zudem sei er der Gestalter der deutschen Schriftsprache.

Daran erinnerte in seiner Gottesdienstpredigt zuvor auch Dekan Bruckmann. Fast alles, was Luther gesagt und geschrieben habe, sei gedruckt worden und die „Menschen habe es den Druckern aus den Händen gerissen“, Luthers Schriften, Lieder, sein Katechismus und vor allem seine Bibelübersetzung, die der Dekan „prägend und verbindend für unsere Sprache“ nannte.

Ein Heiliger sei Luther bei alledem für uns aber nicht, sparte Bruckmann den späten Judenhass Luthers nicht aus. Da das Evangelium doch für alle klar, verständlich zu lesen und anzunehmen sei, habe Luther gedacht, dass sich alle für Jesus Christus entscheiden würden. „Die Juden taten das aber nicht, deshalb hat Luther förmlich gesprüht vor Hass“. Seiner Worte, ihre Häuser einzureißen und ihre Synagogen niederzubrennen, hätten sich 450 Jahre später die Nationalsozialisten berufen. Dass die Nazis Luthers Hetzreden in die Tat umsetzten, das nannte Bruckmann „einfach schlimm“.

Aber: Luther, der so nachdenklich gewesen sei und so viel auf den Weg gebracht habe, würde heute mit uns zur Aussöhnung und zum Dialog finden. „Es wäre naheliegend, wenn gerade er erkenne, dass der eigene Glaube, das eigene Gottvertrauen nichts verliert, wenn man mit und neben anderen unterwegs ist“. Denn so weit und groß sei die Liebe Gottes, „dass darin alle Menschen Platz haben“, sagte der Dekan.

Grußworte sprachen für den Kirchenvorstand von St. Johannis Günter Maurischat und für die Stadt Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der sich darin mit dem geschichtsträchtigen 9. November beschäftigte. Die Stadt übernimmt wie bei den anderen Harmonie-Denkmälern den Unterhalt auch der Luther-Bronze. Den Gottesdienst begleiteten eindrucksvoll Andrea Balzer an der Orgel und der Evangelische Posaunenchor (Wolfhart Berger), der auch die Enthüllung musikalisch unterstützte.

 
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  • uwe.luz@t-online.de
    Leider ist es nur noch der Namen, der von Martin Luther übrig geblieben ist. Spätestens mit der Orientierungshilfe des Rats der EKD zur Familie hat sich die sog. "evangelisch-lutherische" Kirche von ihrem Namensgeber gelöst. Anstatt, wie Luther, das Evangelium zum Leitbild zu nehmen, begründet die EKD z. B. die Gleichmacherei von Ehe und gleichgeschlechtlicher Partnerschaft mit dem grün-sozialistischen Meinungsbild der 68er Generation, die auf ihrem "Marsch durch die Institutionen" auch die Rechtsprechung verbogen hat. Mit dem Motto "alles ist gleich und alles gleich egal" verwandelte sich die sog. "evangelische" Kirche in ein Stück nasser, glitschiger Seife. Kein klare Position, erst Recht keine klare Position, die - wie Luther dies stets zum Leitbild machte - am Evangelium orientiert ist. Und an einem Stück nasser Seife kann man sich nicht festhalten. Deswegen entgleiten der "evangelischen" Kirche immer mehr Menschen. Sie macht sich damit selbst überflüssig und schafft sich ab.
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