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THEATER
Lustspiel wird Lehrstück über Missbrauch
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:51 Uhr

Nachdem nachts in Eves Zimmer ein Krug zu Bruch gegangen ist, wird am nächsten Morgen vor Gericht weit mehr verhandelt als bloß Keramik. Eves Mutter verlangt, den Bräutigam zur Rechenschaft zu ziehen, Ruprecht aber will die Verlobung lösen – denn er war?s nicht, der den Krug zerbrochen hat. Wer tatsächlich in der Kammer war, darüber schweigt sich Eve aus.

Kleists Lustspiel über das Corpus Delicti eines zerbrochenen Kruges gehört seit mehr als 200 Jahren zum Kernrepertoire des deutschsprachigen Theaters, es dürfte also niemanden überraschen, dass der Dorfrichter Adam, der über dem seltsamen Fall zu Gericht sitzt, der gesuchte „Krugzertrümmerer“ ist. Wie Adam in „Der zerbrochne Krug“ versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und sich dabei an den Galgen lügt, das ist die eine Seite. Die andere ist höchst aktuell. Denn der Machtmissbrauch des Richters reicht von Urkundenfälschung über Vetternwirtschaft und Erpressung bis zu sexueller Nötigung. Es ist nicht nur die Geschichte des unrechten Adam, sondern ebenso die einer ganzen Gesellschaft, die eine fragwürdige Autorität stützt, statt Eve zuzuhören.

Die 53. Spielzeit des Theaters beendet am Mittwoch, 24. Juni (Schauspielmiete BLAU und freier Verkauf) und am Donnerstag, 25. Juni (Schauspielmiete ROT und freier Verkauf), jeweils 19.30 Uhr das Düsseldorfer Schauspielhaus mit Kleists „Der zerbrochne Krug“ in der Inszenierung von Laura Linnenbaum. Es spielen Florian Lange, Andreas Grothgar, Rainer Philippi, Michaela Steiger, Cennet Rüya Voß, Henning Flüsloh und Markus Danzeisen.

„Regisseurin Laura Linnenbaum macht in Düsseldorf aus Heinrich von Kleists berühmtem Lustspiel ein Lehrstück über Missbrauch. (...) Und Cennet Rüya Voß spielt das ergreifend: die Verzweiflung und Ohnmacht des Opfers. (...) Am Düsseldorfer Schauspielhaus hat Laura Linnenbaum aus Kleists vielschichtigem Lustspiel (...) ein bitteres Lehrstück zur MeToo-Debatte gemacht – ohne der Gerichts-Farce die mal deftige, mal hintersinnige Komik zu nehmen.“ (Rheinische Post am 09.11.2018)

Karten: Infos über den eventuellen Start des Freiverkaufs bei Zustandekommen der Vorstellungen auf www.theater-schweinfurt.de

 
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