Das war knapp, aber amtlich: Eine Stunde älter als ihr karnevalistischer Zwilling von der Schwarzen Elf ist die „Erste Schweinfurter Karnevalsgesellschaft“, erfuhr das Publikum bei der Sitzungspremiere am Samstag durch Präsident Horst Dinkel: Das Jubiläumsjahr „60 Jahre ESKAGE“ 2014 wurde mit vielen symbolischen Sechsen einfach wieder aufgetaut.
„Moment, die kennen wir ja noch“: Jawoll, Ihre Tollitäten Katharina I. und Andreas I. herrschen weiterhin über den Veranstaltungscenter, im Sechserpack mit Martin und Jutta, Winfried und Petra, Stefan und Gabriele, Thomas und Stefanie, Rainer und Christine als weitere (historische) Anwärter auf den Narrenthron.
Beschwingt ging es los mit einem goldigen Flügeltanz der Jugend, losgelassen von Andrea Stegner. Die Rafelder Krautsköpf waren da, ein anfeuernder Fanclub aus Schleerieth und Umgebung sowie Dittelbrunns Marienbach-Elfen.
Topaktuell wie ein Newsticker: Der Till von Hamich alias Peter Halbig, der schon die Bayernpleite vom Freitag im gereimten Nachrichten-Überblick dabeihatte. „Zu der Wahl in Griechenland, ich noch keine Worte fand“. Dafür aber zu Hoeneß, Haderthauer, Ebola, dem Russenzar Putin oder, ein Lichtblick, die Rosetta-Landung auf Tschuri. Und was ist heute eigentlich so schlimm am Zuzug der Asylbewerber, fragt der Narr: Damals, 1989, haben wir 17 Millionen Asylanten aufgenommen, die hatten sogar ihr eigenes Land dabei. Heute tun ihm schon „die Augen weh, denk ich an Pegida und die AfD.“
„Mein kleiner grüner Kaktus, steht draußen am Balkon“ erklingt: Der Marschtanz der Juniorengarde sticht rundum positiv ins Auge. Satirisch schrill schwebt Modezar Glööckler ein: „It's Glamourtime“, heißt es bei Bastian Halbig, der „Angeboote, Angeboote, Angeboote“ dabeihat, unter anderem den Hairpainter 3000, zwecks Wiederkehr der Löwenmähne auf dem Haupt. Greifen Sie zu: „Am Montag heißt er wieder Edding“. Dafür verleihen Glatzen ein eindeutig maskulines Aussehen. Die Jugend tritt zum flotten Marschtanz an, trainiert von Sandra Grom-Starrach.
Rainer Walter-Helk irrt mit Einkaufswagen im Supermarkt herum, eine Qual für Männer ebenso wie Hardcore-Veganer. Schon beim Einparken geht es los, nicht jeder Stellplatz ist so breit wie der für Dittelbrunner. Zum Glück gibt es Mutter-Kind-Parkplätze: Wohl dem, der die Oma dabeihat. An der Kasse geht es richtig los, mit Punktesammeln per Bonusheft.
Dass der Orient auch zauberhaft Schönes zu bieten hat, merkt man bei „1001 Nacht“: Der farbenfrohe Schautanz der Juniorengarde ist einfach großartig, dank bezaubernder Dschinni, Aladin, Wunderlampe, Flaschengeist und einem bunten Basar an Einfällen – die Trainerinnen Nancy Steinert und Marie-Aline Körner beweisen, woher der gute Ruf der ESKAGE-Garden kommt.
Von Hits früher und heute träumen die Niederwerrner „Dream Boys“: Die es schaffen, von „Guten Morgen, liebe Sorgen“ über Roy Black & Anita Richtung Wiesnhits, Mickie Krause und Hardrock a la Kiss zu springen.
Volle Beinfreiheit hatte nach der Pause die fesche Aktivengarde von Annette Dinkel: Egal, ob sie jetzt offiziell Ü15-Garde heißt oder nicht, der Augenschmaus bleibt der gleiche.
Im Kindergarten war's noch schön fürs gestresste Schulkind Pia Roth, die sich jetzt durch Mathe, Latein und den Sportunterricht quält. Es hilft nix: „Jammern macht da wenig Sinn, ich muss am Montag wieder hin.“ Jabadabaduuu: Am Anfang tut sie sich noch schwer, die dickfellige „Teenager-Spätlese“, beim Feuermachen in der Steinzeit. Am Ende rasen Fred und Wilma Feuerstein, alias Stefanie und Thomas Horna im Steinmobil umher: Sigrid Dotterweich und Corinna Eberwein haben den faszinierenden Evolutionssprung auf die Bühne gebracht.
„Wir waren Papst, jetzt sind wir Weltmeister“: Fußballmutter Nancy Steinert macht sich kluge Gedanken über die WM-Hysterie 2014, mit lauter Experten beim Public Viewing auf dem Brauereihof. Jetzt will der kleine Felix auch Kicker werden, ebenso wie der Konstantin. Der ist Waldorf-Schüler und mit den vielen Ecken erstmal überfordert, dafür tanzt die Mutter begeistert Beifall.
„Classic trifft Modern“ heißt es beim Männerballett, mit nicht ganz klassischen Ballerina-Tanzschritten und heißeren Rhythmen, außerdem Papa und Sohn Walton auf der Bühne: ein zeitloser Spaß, trainiert von Matthias Reinwald und Marc Blüml. Bei den Lali Pops stürmt das Publikum endgültig die Bühne, per Polonaise: Rainer Siebeneichler, Christine und Rainer Walter-Helk sowie Stefan Labus geben nicht nur Feten-Hits zum Besten, sondern auch ein sahniges Udo Jürgens-Medley, die Zugabe ist von Bläck Fööss. Die überkochende Stimmung da noch irgendwie zu toppen wäre schon Hexerei: Prompt stürmen die wilden Weiber herein, zur Walpurgisnacht auf dem Blocksberg. Im Hintergrund grollt der Kirchenmann, der Hexenkessel dampft, die Zauberstäbe glühen: Annette Dinkel hat diesen herrlichen Schau(er)tanz der Aktiven heraufbeschworen. Ein würdiger Abschluss für die Fete der Faschings-Feierbiester der ESKAGE.