Das am Donnerstag im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags der Wonfurter Bevölkerung unterbreitete Angebot eines kostenlosen Biomonitoring (Blut- und Urinuntersuchungen) stößt bei der Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ (BI) auf strikte Ablehnung. Und dies aus gleich mehreren Gründen.
Zum einen: Die Gegner des Recycling-Betriebs Loacker halten die staatlichen Gesundheitsbehörden für „befangen“. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) seien in dem ganzen Giftskandal schon ab dem Genehmigungsverfahren für die Vorgängerfirma Fichtler und dann auch für Loacker involviert gewesen – und seien aus diesem Grunde als Beurteilungsbehörde „wegen Befangenheit strikt abzulehnen“. Statt dessen fordert die BI ein „unabhängiges humantoxologisches Gutachten, das Dr. Hermann Kruse vom Institut für Toxikologie und Pharmakologie der Universität Kiel durchführen soll.
Dies ist starker Tobak. Denn der von der BI erhobene Vorwurf der Befangenheit staatlicher Stellen bedeutet ja nichts anderes, als dass es seinerzeit im Genehmigungsverfahren von Fichtler/Loacker angeblich nicht mit rechten Dingen zugegangen ist und dies bis heute durch geschönte (oder gar manipulierte?) Messwerte vertuscht werden soll.
Ein Gegenargument: Erst vor wenigen Wochen hatten der Wonfurter Gemeinderat Karl Hellwig, Diakon Michael Nowak sowie Jürgen Suckfüll rund um das Loacker-Werksgelände selbst Bodenproben gezogen und diese Proben nicht in den Landesämtern, sondern im privaten Laber von Barbara Graser in Schonungen untersuchen lassen. Die dabei ermittelten Ergebnisse deckten sich aber nahezu mit einem früheren Gutachten der DEKRA.
Der andere Kritikpunkt der BI: Das angekündigte Biomonitoring beschränke sich nur auf Blei und PCB (das sind giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen, Polychlorierte Biphenyle). Auf das Nervengift Arsen werde nicht untersucht, behauptet die Bürgerinitiative in ihrer jüngsten Pressemitteilung. Die Beschränkung der Untersuchung nur auf Blei und PCB sei „eine klare Absage gegen die Wahrheitsfindung und Verantwortungsübernahme im Giftskandal Loacker“. Das Monitoring diene nicht wie angekündigt zur Beruhigung der Menschen, „höchstens der Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens.“
Claudia Schuller, Pressesprecherin des LGL aus Erlangen, erklärte am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung, derzeit werde noch überprüft, welche Stoffe beim Biomonitoring erfasst werden sollen. Dies seien sinnvollerweise solche Stoffe, die in der Umgebung von Loacker mit erhöhten Werten festgestellt wurden. „Arsen ist da wohl nicht dabei“, sagte Schuller, weil der Wonfurt Betrieb Arsen nur „in einem nicht relevanten Ausmaß emittiert“.
In der Tat war im Schwebestaub an den drei Mess-Stellen rund um Loacker Arsen nur in Mengen von 0,54 bis 0,63 Nanogramm pro Kubikmeter Luft nachgewiesen worden. Ein Nanogramm ist ein Milliardstel-Gramm. Die so genannte Hintergrundbelastung in ganz Bayern, also das allgemeine Vorkommen von Arsen in der Luft, liegt alleine schon zwischen 0,2 bis 0,6 Milliardstel-Gramm. Gesundheitlich bedenklich wird es nach allgemeiner Auffassung erst ab etwa sechs Nanogramm (der so genannte Zielwert).
Der Bürgerinitiative Wonfurt will diese Mess-Ergebnisse aber nicht wahrhaben. Alle bisherigen Messungen und Erhebungen werden laut der jüngsten Pressemitteilung von ihr in Bausch und Bogen ablehnt. Die BI zählt dazu die Innenraummessung bei Loacker, die Messungen an den Abluftkaminen des Werkes, das Biomonitoring bei Mitarbeitern an den Loacker-Maschinen, die Bodenuntersuchungen und auch die Staubniederschlags- und Feinstaubmessungen des privaten Gutachterbüros Müller-BBM. Die BI stellt klar: „Alle Messungen wurden von Loacker gezahlt – und sind deshalb als aussagekräftige und wahrheitsfindende Ergebnisse abzulehnen.“ Und so lautet das Fazit der BI: „Ein unabhängiges humantoxikologisches Gutachten und die Bildung eines Untersuchungsausschusses im Bayerischen Landtag sind nicht mehr abwendbar.“