
Schon Joseph Victor von Scheffel (1826 – 1886) hat im „Frankenlied“ mit der Zeilenpassage „Wallfahrer ziehen durch das Land…“ die fränkischen Pilger dichterisch verewigt. Das Pilgern trifft zurzeit vielerorts zu, denn der Mai ist der Monat der Wallfahrten. Besondere, sehr persönliche Anliegen veranlassten einst und jetzt Christen, sich auf den Weg zu einem Gnadenort zu machen, der der Muttergottes gewidmet ist.
Schon um das Jahr 1710, eine Glocke im Kirchturm deutet darauf hin, wallten die Lindacher zum Volkacher Kirchberg, zum Gnadenort „Maria im Weingarten“. Angesichts großer Not, verursacht durch immer wieder auftretende Spätfröste, Schädlingsbefall, verheerende Dürren und damit zusammenhängende Viehseuchen, die in Weingärten, in Obstanlagen, in den Ställen, auf Feldern und Wiesen große Schäden verursachten, suchten die Lindacher bei der Gottesmutter auf dem Kirchberg Beistand und Trost.
Brauch wurde in den 60er Jahren eingestellt und erst 1991 wieder belebt
Dieser Brauch wurde bis in die 1960er Jahre immer am zweiten Sonntag im Mai, dem Muttertag, aufrechterhalten, bis er dann mangels Beteiligung eingestellt wurde. Im Jahr 1991 erinnerte man sich wieder an diese schöne und eindrucksvolle Wallfahrt. Seitdem findet sie wieder statt und das mittlerweile ununterbrochen zum 28. Mal.
Landwirtschaftliche und ernährungstechnische Gründe spielen gegenwärtig wohl nicht mehr die Hauptrolle bei den Pilgern. Viele gehen heute mit, um sehr persönliche Anliegen an die Muttergottes heranzutragen. Diesmal fand die Wallfahrt aber erst am dritten Mai-Sonntag statt, weil am Sonntag vorher Erstkommunion gefeiert wurde.

Eine stattliche Anzahl von etwa 60 Teilnehmern nahm den sieben Kilometer langen, etwa 70 Minuten dauernden Fußmarsch auf sich. Bei schönstem Wetter pilgerte man durch die herrliche Natur über den uralten Pilgerweg, der durch Lindach führt, über Öttershausen zum Kirchberg.
Die musikalische Begleitung oblag der örtlichen Blaskapelle. Pfarrer Damian Ikejiama zelebrierte die Wallfahrtsmesse. Als Vorbeterinnen, und das immerhin schon zum 28. Mal, fungierten Elisabeth Dägele und Hannelore Wiederer. Auch Fahnen tragende Ministranten waren gerne dabei, was nicht überall selbstverständlich ist.
Auf dem Rückweg wartete bei der Zwischenstation im Gaibacher Wald wieder eine Stärkung auf die Pilger, ehe man um die Mittagszeit in der Dorfkirche „St. Antonius“ feierlich Einzug hielt.