Frage: "Schwache Story, müder Grusel" urteilte "TV Movie" über Ihren Film. Ärgert Sie so etwas, oder ist "The Antman" ohnehin für ein anderes Publikum gemacht?
Christoph Gampl: "The Antman" ist nicht für das ganz breite Publikum gemacht. Von daher kann ich so etwas verstehen. Wir haben aber überwiegend positive Kritiken bekommen. "Cinema" zum Beispiel, Europas größte Filmzeitschrift, schrieb "Trash-Kino vom Feinsten: Sehenswert". Vielleicht mögen die Kritiker von "TV-Movie" amerikanische Filme lieber.
Oder haben die den Film einfach nicht verstanden?
Gampl: Das hat glaube ich mit verstehen nichts zu tun, sondern mit der Bereitschaft, sich auf eine andere Art Film überhaupt einzulassen. Das macht nicht jeder, und das würde ich auch nicht von jedem verlangen. Aber es gibt viele, die es tun und die diese Art Film schätzen und suchen.
Haben Sie eine Vorstellung, wie Ihr typisches Publikum aussieht?
Gampl: Ehrlich gesagt, nicht. Das sind eher Produzenten- und Verleiher-Gedanken - wie sieht unsere Zielgruppe aus. Wahrscheinlich eher männlich als weiblich (mit Western können nicht alle etwas anfangen), eher jünger als älter, ich würde sagen, zwischen 18 und 30. Aber wir hatten auch schon viele Zuschauer bis in die Fünfziger, die sich mit "The Antman" sehr amüsiert haben, gerade weil sie sich an die Filme ihrer Jugend erinnert fühlten.
Sie mixen nach Herzenslust Anspielungen von Sergio Leone bis Winnetou. Wiederholt fühlt man sich an den Schocker "Tarantula" von 1955 erinnert. Und trotzdem hat man den Eindruck, dass Sie die B-Movies, die Sie parodieren, auch lieben.
GAmpl: Das stimmt. Ich liebe diese Filme, weil sie eine überzogene Ehrlichkeit haben. Die Macher wollten die Leute - eben etwa mit "Tarantula" - noch richtig schocken. Das kann man heute in dieser Form natürlich nicht mehr. Heute haben diese Filme einen unglaublichen Charme entwickelt. Und von diesem Charme wollte ich etwas in den "Antman" retten.
In den klassischen B-Movies sind Charme und Komik aber unfreiwillig. Sie führen die Komik bewusst herbei. Ist "The Antman" eine Parodie oder eine Huldigung?
Gampl: In meinen Augen ist es eine Hommage, eine Huldigung. Aber als Zuschauer kann ich über viele Szenen lachen (nicht als Macher, weil ich sie schon zu oft gesehen habe), deren Komik viele Leute gar nicht verstehen.
Können Sie ein Beispiel sagen?
Gampl: Ich finde die Eingangsszene, wo Bella und José ins Haus kommen und José von seiner Kindheit erzählt, die ist in ihrem Pathos so übertrieben, da muss ich schmunzeln. Viele Leute sagen dagegen, das ist langweilig.
Können Sie sich vorstellen, dass man Filme wie "Independence Day" oder "Armageddon" in zehn oder 20 Jahren auch charmant findet? Das sind doch im Grunde auch B-Movies, allerdings mit Millionen-Aufwand gedreht.
Gampl: Davon bin ich überzeugt. Vielleicht erst in 30, 40 Jahren. Aber man wird sich über die Tricks von damals lustig machen. Und man wird das amerikanische Pathos einfach nur noch komisch finden.
Sie stecken Elisabeth Volkmann in ein Stützkorsett. Ein Anspielung auf Erich von Stroheim in Renoirs "La grande Illusion"?
Gampl: Ich habe nicht unbedingt an Renoir gedacht. Aber ich freue mich, wenn man Verweise zu anderen Filmen findet, die ich so nicht beabsichtigt habe.
Das heißt, der Film entwickelt eine Eigendynamik?
Gampl: Ich glaube, er funktioniert auf zwei Ebenen. Zum einen auf der Ebene des Erzählerischen, dessen, was passiert. Und auf der zweiten Ebene kann man - wenn man alte Filme kennt - vieles wiederentdecken, sich erinnern. Auch daher eher Hommage als Persiflage.
Die Handlung in "The Antman" ist so vorhersehbar wie bei allen Genre-Filmen. Wie halten Sie trotzdem die Spannung?
Gampl: Man variiert die Muster, die der Zuschauer erwartet. Er möchte in "The Antman" genauso unterhalten werden wie in irgendeiner anderen Produktion. Man spielt damit, dass man dem Zuschauer einerseits gibt, was er sehen will, andererseits die Muster aus den alten Filmen neu mischt. Und daraus ist hoffentlich etwas neues entstanden.
"The Antman" ist voll witziger Details, etwa der Mexikaner im Maradona-Trikot oder der klampfende Indianer, der fürs Solo die E-Gitarre angereicht bekommt. Sieht aus, als hätten Sie eine Menge Spaß beim Dreh gehabt.
Gampl: Ja, den hatten wir. Obwohl wir nur sehr wenig Zeit hatten, 20 Drehtage, viel weniger als für jedes TV-Movie. Aber bei all der Hektik und Kopflosigkeit, die da entsteht, hatten vor allem die Schauspieler großen Spaß dran, Dinge auszuprobieren und zu machen, die man heutzutage nicht mehr machen kann und darf.