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SCHWEINFURT
Licht aus für Schweinfurts schlechteste Filme
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:22 Uhr

Früh übt sich, was mal bei Oliver Kalkofe als „Schlefaz“ antreten will, als „Schlechtester Film aller Zeiten“. Das dazu nötige fehlende Talent wird auf dem berüchtigten „Trash Movie Award“ im Stattbahnhof gesucht: Mangels Quantität fiel der Schrottfilm-Wettbewerb letztes Jahr aus. Bei Nr. 8 fehlt es nur an Qualität, dafür müssen gleich zwei selbstgedrehte Streifen in Überlänge ertragen werden.

Schräge Titel, schräge Filme

Schon das symbolische Gruselfilmbild auf der Leinwand (mutierter Riesentruthahn jagt US-Bomber, oder so) ist kongenial, als Moderator Florian Streibich zur Melodie des „Exorzisten“ die Bühne freigibt: Für die cineastische Einstimmung auf den Totensonntag, ebenso wie eine schräge Verbeugung vor Ed Wood, für die Einen schlechtester Hollywood-Regisseur aller Zeiten, für die Anderen Kult.

„Heavy Birthday“ nennt sich der Mini-Trickfilm des Erlangers Christoph Nöth, über die Probleme eines dicken Menschen, die Kerzen seiner Geburtstagstorte auszublasen. Zeit, darüber nachzudenken, hat zum Glück niemand: Es folgt das „Blutbad von Bad Blutenburg“ des Münchners Robert M. Hennefarth, Wehe, wenn sich in Blutenburg der Duschvorhang für immer schließt, a la „Psycho“. Minimalistischer Berliner Humor zeichnet das Werk von Kuesti Fraun aus. In „Kaputtcino“ wird nur mit Kaffee gekleckert.

Der Siegerfilm läuft 52 schaurige Minuten lang

Klotzen und Pfählen, statt Beißen und Blutkleckern heißt es dann es beim abendfüllenden 52 Minuten-Epos von Dominic Leber und Claudia Kriegebaum. Das in der heimischen Filmszene bekannte Duo hat sogar Filmplakate für den Exorzisten-Western „Full Metal Inquisition“ dabei. John Carpenter würde vor Begeisterung kreischend verdampfen: Ein schwer bewaffnetes Vampirjägerpärchen nimmt es mit fiesen Blutsaugern, Obervamperl Levana, allerhand Dämonen und Untoten sowie einem gewohnt redseligen Mad Scientist auf, zum Soundtrack der Metal-Band Pyramidom. Hier lernt der Zuschauer was über Nicht-Leben, zum Beispiel: „Vampir-DNA ist leider mutationsresistent“ oder „Ohne Brot wirst Du nicht weit kommen.“ In diesem Fall hilft ein Kartoffelkrusti.

Am Ende wankt die halbe Stadt in einer Herde Vegetarier-Zombies

Gedreht wurde der ebenso haushohe wie verliestiefe Favorit in einer Niederwerrner Apotheke ebenso wie im Goethebunker oder der Alten Schmiede Schwebheim. Am Ende wankt die halbe Stadt in einer Herde Vegetarier-Zombies mit, mittlerweile sogar auf DVD. Der Hauptdarsteller von „Frankonia Schorsch“, Siegerfilm des Jahres 2013, feiert in der Horde ebenfalls Wiederauferstehung.

Nach der Pause folgt „Antis Popshow Folge Null“, Film-Jugendsünde des Schweinfurter Gottfried Hofmann, mit einer Meditation über Kartons und den Satz von Gauß. Christine Dumbsky jagt zeitgemäß Pokezombies. Dann greift nochmal RM Hennefarth an, mit der „Banana Peel Police“, über einen Bananenschalen sammelnden Polizisten. Ein sprechsingender Cop mit weichen Schalen und hartem Kern, dessen Privatleben am Job ebenso zerbricht wie an Helene Fischer. Mit 19 Minuten geriet die Ausrutscher-Satire etwas zu lang, ähnlich wie das Todesraumschiff im, öhött, SciFi-Film „Romulus“ (von Bernd Alm, Schweinfurt).

Kein Recht auf gute Unterhaltung und Pokemon-Ikea

„Sie haben kein Recht auf gute Unterhaltung“, war das Motto von Christoph Nöths „Double Trash“, über Pokemon-Ikea oder Billard. Magdalena Barth von den „Ghosts without Airplanes“ kann wenigstens singen, hier über den unkaputtbaren Vorgänger des Smartphones, Marke Nokia. Ein gequälter „Behindi“ schlägt zurück, in „Spasst schon“ von Kuesti Fraun. Vertrottelte Großstadtjugendliche verirren sich zu Killerbäumen in den Wald, das Ganze wird von allen, inklusive den Siegern, auf Video aufgenommen: Die Handlung des No-Budget-Beitrags „The Overfield Project“ (Nesh Vonk, Darmstadt) erinnert erschreckend ans ernst gemeinte Kino.

Über 100 Zuschauer küren den schlechtesten Film 2016

Zuletzt bettelt das „Fert“ wieder um den ersten Platz, den der charmant maulende Gaul abermals nicht bekommt. The Winner 2016 heißt, gemäß der Abstimmung von über hundert Besuchern, eindeutig „Full Metal Inquisition“, gefolgt von Antis Popshow und der Bananenschalen-Polizei. Lange nach der Geisterstunde kriecht der „Trash Movie Award“ zurück in die Filmkiste, um im nächsten Herbst erneut die kostbare Lebenszeit seines Publikums zu schlürfen.

 
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