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Gerolzhofen
Leserforum: Wir brauchen eine Zukunftsvision
Bearbeitet von Peter Kallenbach
 |  aktualisiert: 20.05.2021 15:45 Uhr

Zum Artikel "Norma plant riesige Investition" vom 17. November erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:

Die dem Lokalteil der Main-Post zu entnehmenden Informationen zu einer geplanten Ansiedlung des Einzelhandelskonzerns Norma in Gerolzhofen veranlassen mich zur Verfassung dieses Leserbriefs. Teile dieses Schreibens wurden im Vorfeld in einer E-Mail Korrespondenz mit Bürgermeister Wozniak erörtert sowie mit allen Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates geteilt.

1. Strategie und Vision für Gerolzhofen

Eine der zentralen Fragen ist, welcher langfristigen Strategie und Vision die Stadtentwicklung folgt. Wie in jeder erfolgreichen Firma üblich, sollte ein solcher Leitfaden auch im kommunalen Bereich die Grundlage langfristiger Entscheidungen darstellen. Laut Bürgermeister Wozniak gab es in der Vergangenheit mehrere Bürgerworkshops zu diesem Themengebiet, die leider nur schlecht besucht gewesen seien.

Laut Bürgermeister Wozniak wurde u.a. festgestellt und festgelegt, dass Gerolzhofen Wirtschaftsstandort ist und bleiben soll. Abgesehen von der inhaltlichen Dimension wurden diese Punkte weder seitens der Stadt, noch seitens der beteiligten Fraktionen umfassend kommuniziert. Auf der Internetseite der Stadt Gerolzhofen lassen sich wohl unter dem Punkt Stadtteilmanagement im Altstadtbüro Texte zu den Themen „Soziale Stadt Gebiet“ sowie „Tor zum Steigerwald – Marktplatz der Region“ finden, von einer Ansiedlung von Großbetrieben ist hier allerdings keine Rede.

Mit der Aktualität der Internetpräsenzen der Stadtratsfraktionen steht es, mit einer Ausnahme, auch nicht gerade zum Besten. Die CSU-Fraktion bedankt sich immer noch für die letzte Stadtratswahl, bei den Freien Wählern werden ebenfalls noch die Kandidaten präsentiert, bei der SPD noch nicht mal das. Eine Ausnahme stellt Geo-Net dar. Auf allen diesen Seiten lassen sich allerding weder die aktuelle Strategie noch die mittel- bis langfristige Vision für unser schönes Städtchens finden. Parteipolitische Richtungsideen sind mit einer gemeinsamen Strategie keinesfalls zu verwechseln. Ähnlich wie im Geschäftsleben können Steuerzuwächse und Arbeitsplatzschaffung an sich keine Strategie sein, vielmehr sind diese mögliche Folgen einer erfolgreichen Strategie. Problematisch ist hier zu sehen, dass sich Ziele durchaus widersprechen können. So ist eine Entwicklung zu einem Gewerbestandort für Großgewerbe nicht wirklich mit dem Ziel Wohnstadt und Tourismus oder gar Nachhaltigkeit zu vereinbaren.

2. Verkehrsbelastung

Leider wird die mit der geplanten Ansiedlung verbundene Verkehrsbelastung durch die „Magie der kleinen Zahl (man kennt das von Leasingraten)“ klein geredet. Defensiv abgeschätzte 50 000 Lkw pro Jahr hört sich schon beeindruckender an. Dieser Aspekt ist nicht nur für Gerolzhofen, sondern für den gesamten Landkreis relevant.

3. Arbeitsplätze

Selbstverständlich ist die Schaffung von Arbeitsplätzen grundsätzlich zu begrüßen. Laut Presseinfo der Bundesagentur für Arbeit vom 28.01.2020 betrug zum Stichtag die Arbeitslosenquote in der Region Main-Rhön 2,9 Prozent, im Landkreis Schweinfurt 2,3 Prozent. Möglicherweise gibt es aufgrund dieser, aus Arbeitnehmer und volkswirtschaftlicher Sicht sehr positiven, Zahlen hier keinen dringenden Handlungsbedarf.

Die Zahl der potentiellen Stellen ist auch unter Vorbehalt zu bewerten. Unabhängig von der aktuellen Machbarkeit wird perspektivisch jede zu automatisierende Stelle auch automatisiert werden.

Im Bereich der Stellen im Management hat uns die aktuelle Pandemiesituation doch nachhaltig in Richtung Zukunft beschleunigt. Die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt wird in vielen Fällen eine permanente Anwesenheit der Führungskräfte und des Managements nicht mehr erforderlich machen. Persönlich arbeite ich im Management eines Tec-Dax-Konzerns auf der Ostalb. Von den sechs Kollegen aus meinem Führungskreis befindet sich nur einer vor Ort, die anderen sind von Weimar bis München über Deutschland verstreut.

3. Auswirkungen für den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie

Im Randbereich von Gerolzhofen befinden sich bereits einige größere Betriebe. Ein Strom von Mitarbeitern Richtung Innenstadt während der Pausenzeiten ist mir bisher nicht aufgefallen. Möglicherweise gibt es hierzu Zahlen der Verbände? Zusammenfassend möchte ich Herrn Bürgermeister Wozniak und den Stadtrat unseres schönen Städtchens am Tor des Steigerwalds bitten, die Zukunftsvision mit den Bürgern zu teilen und, falls nicht geschehen, auch zu diskutieren.

Johannes Weisensee,
97447 Gerolzhofen

 
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Kommentare
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  • N. K.
    Noch einmal eine klare Ansage: der Ausbau der B286 ist kein Allheilmittel.

    Die für NORMA vorgesehene Fläche liegt unmittelbar neben der Steigerwaldbahn. Ein sicherlich beachtlicher Teil des Personals wird früher oder später die Vorteile des ÖVPN erkennen und somit nutzen. NORMA hat zwar zu erkennen gegeben, dass ein Güterverkehr über ide Bahn nicht in Frage käme. Ich sehe dies aber nur als vorläufige Aussage, zumal zum Warensortiment dieses Unternehmens eine große Zahl von Non-Food-Artikeln gehört, bei denen die Transportdauer - im Gegensatz zu Lebensmitteln - unbeachtlich ist.

    Es wäre zielführend, wenn diese Gedanken in Potenzialanalyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft in irgendeiner Form einflössen, auch wenn sie derzeit (noch) Zukunftsmusik sind.
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  • F. R.
    Das ist ein neuer Aspekt: Steigerwaldbahn auch als Güterbahn! Sie führt zudem entlang Hafen-Ost, Industriegebiet Go.-Nordwest, Meßmer Tee & conneKT-Park mit Schaeffler-Logistik. Da könnten ggf. LKW's auf dem Weg von Schaeffler am Hbf via Volkacher Mainschleife(!) nach KT eingespart werden. Wie sich Güterverkehr entwickelt ist nicht absehbar - die Bahn könnte sehr wichtig werden!

    An der Steigerwaldbahn sieht man, dass Ökologie bei (örtlichen) (CSU)-Politikern in Sonntagsreden vorkommt, aber wenn sich eine konkrete und sinnvolle Chance ergibt, kneift man, flüchtet in Ausreden und sucht nach Gegenargumenten. Die Region SW wird derzeit durch unsäglichen Kleingeist & Stückwerk regiert, während uns die anderen, übrigens auch in Ostdeutschland, gerade davonlaufen. Die 2010er Jahre, die wirtschaftlich beste Zeit die die BRD je erlebte, wurden von Töpper (SPD), Eck und Remele (CSU) komplett verschlafen. Auch die Conn Barracks!

    Es fehlt eine "Strategie und Vision für" Schweinfurt & Landkreis
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  • F. R.
    Endlich bringt es mal jemand auf den Punkt:

    "Wir brauchen eine Zukunftsvision... 1. Strategie und Vision für Gerolzhofen. Eine der zentralen Fragen ist, welcher langfristigen Strategie und Vision die Stadtentwicklung folgt."

    Das gilt derzeit ganz genauso für das Oberzentrum Schweinfurt. Das ist offensichtlich eine Schwäche der Politiker. Visionäre werden Architekten oder Entwickler und gründen Firmen aber gehen nicht in die Politik. Es liegt schlicht am Personal. OB Grieser oder auch OB Hans-Jochen Vogel waren große Ausnahmen. Wobei GEO derzeit mit Bm. Wozniak gut bedient ist, er hat Herzblut & Leidenschaft für GEO während in SW derzeit auch noch Kälte & Lethargie hinzukommt.

    "Laut Bürgermeister Wozniak gab es in der Vergangenheit mehrere Bürgerworkshops zu diesem Themengebiet." Viele Köche verderben den Brei. Eine Vision kann man sich nicht erarbeiten - man hat sie oder nicht. Strategien mögen in GEO fehlen - in SW ist es noch schlimmer: hier ist derzeit Strategie ein Fremdwort
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  • F. R.
    PS: Norma sieht Bm. Wozniak als Chance, die man nicht alle Tage bekommt. Stadtentwicklung ist kein Wunschkonzert, sondern es bieten sich ab und an Chancen. Sehr wichtig wäre, dann auch den weiteren vierspurigen Ausbau der B 286 von Schwebheim bis GEO-Nord zu fordern. Die Brücken sind dafür vorgesehen und das wäre viel einfacher als der Abschnitt vom Hafen bis Schwebheim. Und vor allem ein Beitrag zur Verkehrssicherheit, der den Wohnort GEO weiter aufwertete - wie auch die Steigerwaldbahn, mit drei denkbaren Haltepunkten in GEO.

    Es viel der Satz: im Norden von GEO konzentriert sich das Gewerbe und im Süden das Wohnen. Was auch naheliegend und richtig ist. Während man in SW (OB, Verwaltung & Stadtrat) derzeit nicht mal in der Lage ist, solche grundlegenden Dinge zu formulieren.

    Ihnen geht's in GEO noch vergleichsweise gut.
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  • F. R.
    heißt natürlich: es fiel der Satz
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