Zum Artikel "Willy Sachs und die Nazis: Was sagen die Historiker?" vom 7. Januar:

Wenn man sich ernsthaft mit Willy Sachs beschaftigt, dann sollte man einen Blick in den Stiftungsbrief vom 26.5.1934 werfen, um zu lesen, warum er das Stadion der Stadt Schweinfurt unter besonderer Beachtung der Interessen des 1. FC 05 unterstützt hat. Sportliche Betatigung breiter Massen sei unbedingte Voraussetzung fur eine gesunde Entwicklung der Nation, liest man dort.

Gerade unter dem Eindruck der Leiden der vergangenen Jahre fur Deutschland (Krieg, Hungersnot, Inflation, Borsenkrach, Arbeitslosigkeit) ein nachvollziehbares Ziel. Zusatzlich zum Ernst-Sachs-Bad gelte es nun, eine weitere Statte zu sportlicher Betatigung schaffen (im Übrigen ein weiterer Affront der Stadt Schweinfurt gegen die Familie Sachs, als man nach dem Umbau des Ernst-Sachs-Bades dieses in "Kunsthalle" und nicht zum Beispiel in „Ernst-Sachs-Kunsthalle“ umbenannte).

Ferner solle mit der Erstellung des Stadions durch diese Baumaßnahme angesichts der vielen Arbeitslosen in Schweinfurt Arbeit fur das Winterhalbjahr 1934/1935 beschafft werden, so der Wunsch von Willy Sachs.

Kein Hinweis ist in diesem Brief uber irgendwelche nationalsozialistische Hintergrunde und Ziele zu finden, geschweige denn eine Glorifizierung des damaligen Regimes.

Und wie sah der Verein spater in der Festschrift zu seinem 50-jahrigen Jubilaum im Jahre 1955 und noch in der Festschrift zum 75-jahrigen Jubilaum dieses Geschenk? Dort liest man:

„Der Verein nahm dies Geschenk (das Stadion) zum Anlass, seinem hochverehrten Ehrenmitglied den tiefgefuhlten Dank abzustatten, den aufrichtigen Dank, zu dem sich der 1. FC 05 fur alle Zeiten verpflichtet fuhlt. Vorbei war die Platznot, die sich bisher als lastiger Hemmschuh in der gewunschten und moglichen sportlichen Entwicklung erwies.“ Der Vorsitzende Tremer uberreichte unter Hervorhebung der Bedeutung des Stadions fur den 1. FC 05 und Worten des Dankes Herrn Konsul Willy Sachs die Urkunde uber seine Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des 1. FC 05.

Und das geschah 1955, mehr als 20 Jahre nach der Stiftung und frei von heutigen Verleumdungen gewisser Kreise und dem Befurworten dieser Verleumdungen durch den heutigen Vorstand des FC 05, der Dank und Anstand seiner Vorganger in grober Weise missachtet. Was ist aus diesem Verein geworden?

Hans Schwinger

D-97525 Schwebheim