Zum Artikel "Gewerbeverein setzt Töpper Frist" vom 12. Juli erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
In der Antike war es eine beliebte Taktik, bei einem größeren Unglück nicht die Verursacher, sondern den Boten der Schreckensnachricht zu töten. So wurde nicht der Feldherr der verlorenen Schlacht, nicht der Regent, der den Befehl zum Krieg gab, sondern der unglückselige Bote der Niederlage als Schuldiger an den Pranger gestellt.
Die Volksseele braucht einen Schuldigen. Das scheint der Vorsitzende des örtlichen Gewerbevereins Christoffel als nachahmenswertes Beispiel begriffen zu haben. So soll das Gesundheitsamt an den hohen Inzidenzzahlen schuld sein, und nicht die Bürger, die sich von verantwortungslosen Politikern und Meinungsmachern verleiten lassen, sich zu infizieren.
Zum Glück war in Schweinfurt das Rote Kreuz Betreiber des Testzentrums und nicht windige Geschäftemacher wie anderenorts, die skrupellos gar keine Tests machten und nur negative Testbescheinigungen ausstellten. Natürlich wurden hier dankenswerterweise auch mehr positive Fälle erkannt und in Quarantäne geschickt. Das Gesundheitsamt, Landrat wie Oberbürgermeister sind nur die Boten der Zahlen, nicht Verursacher. Aber die will Christoffel wohl köpfen.
Es ist überhaupt äußerst fragwürdig, wenn Herr Christoffel hier Schuldige sucht. Was bezweckt er damit? Will er ablenken, dass er nur in den Spiegel schauen müsste, um einen möglichen Beteiligten zu erkennen, oder seine Parteifreunde Spahn und Söder, die mit ihrem Zickzackkurs seit Monaten im Nachahmen von Aiwangers und Lindners populistischem Gerede nur die Geschäfte auf dem Rücken der Leidtragenden weiterführen wollen? Will er die Gesellschaft spalten? Sind ihnen die vielen Toten egal, wie mancher Politiker auch hierzulande schon vorlaut geäußert hat?
Jeder weiß, dass Christoffel permanent seine politischen Interessen mit Hilfe des Gewerbevereins, der als nützlicher Idiot herhalten muss und instrumentalisiert wird, verfolgt. Ich höre von Geschäftsleuten oft nur ein hilfloses und resigniertes „Hören Sie damit auf!“, wenn das Thema auf Christoffel und die Aktivitäten des Vereins kommt. Er vertritt schon lange nicht mehr die wirklichen Interessen der Händler, die oft vorbildliche Hygienemaßnahmen durchführen und ihre Kunden schützen wollen. Letzteren gilt mein Respekt.
Herr Christoffel, tun Sie dem Verein und auch dem Ruf der Stadt Schweinfurt einen Gefallen, indem Sie sofort ihre Vereinsfunktionen zurückgeben, und damit die unsägliche Vermischung von Parteipolitik, persönlichen Interessen und Verein beenden! Sie sind eine Belastung für die Stadt und die Region!
Ernst Petersen
97421 Schweinfurt
Es ist schon abenteuerlich wie Herr Petersen argumentiert und seinen Parteikollegen im Landratsamt schützen will, in dem er andere, die offensichtliche Mißstände anprangern, persönlich verunglimpft.
Ich kenne nicht die Satzung des Gewerbevereins, aber in jedem Verein setzt der erste Vorsitzende die Ergebnisse der Mehrheit im Vorstand um.
Der Landrat ist nunmal Chef des staatlichen Gesundheitsamtes und muss folglich auch Kritik aushalten!
Man kann nicht immer "die armen Mitarbeiter" vorschieben - gewählte Volksvertreter müssen Ihrer eigenen Verantwortung gerecht werden.
Die Bürger haben ein feines Gespür für Polemik, denn sie bekommen auch die Aktivitäten anderer Gesundheitsämter mit.
Nicht jemand der seine eigenen Interessen durchbringt, sondern für das Miteinander einsteht !
Auch ich habe es langsam satt mir das anzuschauen und schäme mich fremd.
Danke für diesen Kommentar, Herr Petersen !