Zum Artikel "Fütterungsverbot wird nicht aufgehoben" vom 25. März erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Es ging durch sämtliche Medien: Auch Stadttauben leiden durch Corona, denn mit wegbleibenden Menschen bleiben auch deren Hinterlassenschaften in Form von Essensresten aus. Für die vielen Stadttauben, die sich genau davon ernähren müssen, da es keine artgerechten Futtermöglichkeiten in der Stadt gibt, bedeutet das den grausamen Hungertod. Hundertfaches Leid sowohl für die erwachsenen Tiere als auch ihre Nachkommen.
Von vielen als "Ratten der Lüfte", "Krankheitsüberträger" und "Schädlinge" verachtet, sind Stadttauben doch nichts anderes als verwilderte, heimatlose Haustiere, die in Zeiten wie diesen noch mehr unserer Hilfe benötigen als sonst. Kein Lebewesen hat es verdient, grausam zu verhungern. Punkt.
Die Stadttaubenhilfe White Angels Schweinfurt bot der Stadt Schweinfurt an, unentgeltlich die Tauben zu füttern und vor dem Hungertod zu bewahren. Straffrei ist dies aber nur möglich, wenn das bestehende Fütterungsverbot für Stadttauben zeitweise aufgehoben würde. Nun sollte man meinen, daß ein Stadtrat einer solchen Bitte problemlos nachkommen könne - keine Kosten für die Stadt und Tierleid wird verhindert.
Nicht so in Schweinfurt. Nach der Ablehnung durch den Stadtrat schrieb man schnell ein paar Zeilen an die Tierschützer, und erklärte mit Hilfe des Veterinäramtes, daß die Tauben nicht verhungern müssten, weil sie sich ja nun endlich einmal auf die Suche nach artgerechtem Futter machen könnten. Eine Erklärung, woher dieses kommen solle, bleibt die Stadt schuldig. Standorttreue Stadttauben verlassen ihre Nistplätze nämlich nicht, um kilometerweit nach Futter zu suchen - und selbst wenn sie es täten, wäre um diese Jahreszeit ihre Beute wohl eher mager. Nicht umsonst wird seit längerer Zeit die ganzjährige Fütterung von Wildvögeln unterstützt. Diese stellen offenbar im Gegensatz zu den Stadttauben erhaltenswertes Leben dar.
Tja, die Wahl ist vorbei, man kann wieder sein wahres Gesicht zeigen und die Tauben, die vielen lästig sind, haben ohnehin keine Stimme. Man könnte fast meinen, daß einigen das gelegen kommt, daß das Taubenproblem sich so quasi von selbst erledigt.
Ja, wir haben aktuell aufgrund der Coronakrise wichtige und große Aufgaben zu bewältigen. Stadttauben stehen - verständlicherweise- nicht an erster Stelle. Gerade deshalb hätte man der Bitte der Stadttaubenhilfe einfach, zeitsparend und unbürokratisch nachkommen können. Stattdessen ist man nicht bereit, Güte und Menschlichkeit walten zu lassen, beharrt auf seinen wissenschaftlich nicht haltbaren Standpunkten und verschließt die Augen vor dem Tierleid. Bravo, lieber Stadtrat, und bravo, werter Herr Remelè!
Anne Hahn-Schatka
97537 Wipfeld