Unter anderem zum Artikel "Warum es den Bergrheinfeldern reicht" vom 20. Februar hat die Redaktion folgende Leserzuschrift erreicht:
Die Landes- und Bundesregierungen entscheiden über die Köpfe ihrer Bürger hinweg. Seit 2012 wird von der Bundesnetzagentur das Netzausbauprojekt als notwendig gesehen. Doch noch immer ist fraglich, ob eine Höchstspannungsleitung quer durch das Land wirklich nötig ist, um Haushalte und Betriebe/Industrie mit Strom zu versorgen. Jahrelang wurde auf dezentrale Energieversorgung gesetzt und diese gefördert. Vor allem die ländlichen Regionen sind stark vertreten, und sorgen vorausschauend für ihre Stromversorgung der Zukunft. Außer in Oberbayern. Die dortige Natur war schon immer schützenswert, so dass weder Windräder noch Wasserkraftwerke gebaut werden durften. Aber genau im Großraum München und Ingolstadt wird der meiste Strom benötigt.
Fakt ist, ein Ausstieg aus den fossilen Energiequellen ist notwendig, aber nicht zu jedem Preis! „Kampf um Strom“ , eine Reportage der ARD am Montag, 8. Februar, zeigte aktuell auf, wie die Energiewende umgesetzt werden kann. Nämlich dezentral, zum Beispiel mit gekoppelten Solar-Wind-Wasserstoff-Projekten, wie es die Firma GP Joule (Ove Petersen) bereits in Friesland/Husum umgesetzt hat. Ein weiteres Projekt entsteht gerade auf einem ehemaligen Kohleabbaugebiet in Schipkau/Lausitz.
Im Jahr 2000 wurde das EEG-Gesetz vom rot-grünen Schröder-Kabinett verabschiedet, das ist jetzt 20 Jahre her. Eigentlich eine gute Idee, vor allem, weil dezentral investiert wurde. Sowohl private Haushalte, als auch Gemeinden vor Ort konnten investieren und zugleich einen energetischen und finanziellen Nutzen erzielen. 2004 wurden die ersten Near-Shore-Anlagen gebaut, 2010 der erste Hochsee-Windpark. Den großen Betreiberkonzernen wurden garantierte Einspeisevergütungen von 15,4 Cent pro Kilowattstunde für zwölf Jahre versprochen. Finanziert wird dies durch die EEG-Umlage. Dadurch entstehen dem Staat und dem Steuerzahler hohe Kosten, egal, ob der Strom genutzt wird oder nicht. Doch noch heute fehlen die Transportwege. Der Bau der Mega-Stromtrassen ist ein Zugeständnis an die Stromkonzerne, der zulasten der Bevölkerung geht.
Wir fragen uns, warum einzig politische Vertreter über Sinn, Zweck und Bedarf der Stromversorgung Deutschlands entscheiden, ohne ihre fachlichen Mitarbeiter der Wirtschaftsministerien zu Rate zu ziehen. Wir sehen uns als Spielball der Politik und das ist absolut inakzeptabel für uns! Man darf sich die berechtigte Frage stellen, ob die Politik unter dem Einfluss großer Energieunternehmen steht.
Den Bürgern wird weisgemacht, dass nur regenerative Energie der Offshore-Anlagen über die Mega-Stromtrassen transportiert werden würde. Das wäre schön, aber ist das wirklich wahr? Solange den Kohlekraftwerkbetreibern die Stromeinspeisung gesetzlich garantiert wird, sehen wir keinen Fortschritt.
Dezentrale Windräder stehen still, weil bereits jetzt zeitweise eine Überproduktion besteht, trotzdem soll Strom vom Norden Deutschlands in den Süden transportiert werden. Es fehlt nach wie vor an Speicherlösungen, dabei könnten Pumpspeicherkraftwerke wie in Langenprozelten eine Möglichkeit sein. Nicht außer Acht gelassen werden sollte auch die Umwandlung von Strom in Wasserstoff. Die Forschungsprojekte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der TU München setzen unter anderem darauf, Studierende im Bereich Wasserstoffmobilität auszubilden. Das größte Ziel sollte aber dennoch für jedermann sein, weniger Strom zu verbrauchen.
Nicole Brandler
97762 Untererthal