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Gerolzhofen
Leserforum: Nach der Lektüre schockiert
Bearbeitet von Helmut Hickel
 |  aktualisiert: 20.01.2020 02:10 Uhr

Zum  Artikel "Kaputte Schwellen und abgefahrene Gleise" erreichte uns folgender Leserbrief.

Nachdem ich das Interview mit dem Besitzer des Gleisrückbauunternehmens Meißner gelesen habe, war ich schockiert, als sich online die Bahngegner versammelten und diesen Artikel wahrlich glorifizierten, ohne überhaupt zu bedenken, was dieser Artikel aussagte.

Herr Meißner berichtete darüber, dass die gesamte Strecke marode sei, obwohl er bisher nur ein paar Meter herausgerissen hat, Schwellen beim herausreißen brachen (welch Wunder) und er sie selbst vermutlich sowieso nicht mehr so verkaufen kann, da sie so wertlos seien. Zum Glück besteht das Geschäft Herrn Meißners sowieso viel mehr daraus, die alten Rohstoffe zu verkaufen und nicht ganze Gleise. Züge könnten seiner Meinung nach nicht einmal mehr 80 km/h darauf fahren und der Gleisabriss-Bagger würde bei einer zu hohen Geschwindigkeit entgleisen. (Wundert mich nicht, bei einer nicht freigeschnittenen Strecke).

Doch würde jemand so viel Geld in die Hand nehmen, um eine Strecke zu kaufen, ohne vorher zu checken wie der Zustand überhaupt vor Ort ist? Herr Meißner hat sicherlich schon vorher die Strecke genaustens unter die Lupe genommen, um zu prüfen, ob sich der Kauf überhaupt lohnt. Dass Normungen für potentielle Käufer der alten Gleise nicht mehr eingehalten werden würden (wegen Abnutzung) und er sie daher nicht für den Neubau von Bahnstrecken verkaufen kann, muss allerdings nicht unbedingt falsch sein. Aber die Strecke muss sich auch nicht an Normungen halten, die an komplette Neubauten von Bahnstrecken gerichtet sind, da die Gleise bereits liegen. Das sagt also nichts über den aktuellen Zustand aus.

Es wundert also mich kaum, dass ein Schrotthändler, der die Strecke entwidmet sehen möchte, um sie abzubauen, behauptet, die Strecke würde sich nicht mehr lohnen und müsste komplett neu gebaut werden, im Falle einer Reaktivierung.

Die aktuelle Kommunalpolitik der CSU unterstützt dieses Vorgehen, die Strecke schlechtzureden:

Sie versprechen kleine autonome E-Busse mit wenigen Sitzen auf einer einspurigen asphaltierten Steigerwaldbahn-Strecke. (Ja, das sagen die, die uns eine realitätsferne Ideologie vorwurfen).

Abgesehen davon, dass diese Idee völlig unrealistisch ist, da die Strecke im Gegensatz zur Bahnreaktivierung komplett abgekauft werden müsste, was mehrere Millionen kosten würde (+ Asphaltierung) und die Anrainergemeinden sich heute schon in Verkaufsgesprächen mit Herrn Meißner befinden, um eigene Interessen durchzuführen, ist es einfach die purste Unverschämtheit gegenüber aller Bürger, schlichtweg alles zu tun, damit die Strecke entwidmet wird und die Region nie wieder die Chance bekommt, die Strecke zu reaktivieren. Gleichzeitig werden alle Generationen, die damals die Strecke mit ihren Steuergeldern mitfinanziert haben aufs Übelste verhöhnt.

Hier werden Bahnbefürworter direkt als „Gleisfetischisten“ von den eigenen Politikern abgestempelt und beleidigt. Dabei ist Bahn fahren das normalste der Welt, wenn man nicht gerade hinterm Mond lebt, was hier die Kommunalpolitik offenbar leider tut. Wenn sich hier nichts ändert, dann sehe ich komplett schwarz für die Region.

Die Steigerwaldbahn ist meiner Meinung nach, eure letzte Hoffnung. Wenn diese nicht reaktiviert wird, dann wird sich niemals etwas ändern, allein weil die notwendige Finanzierung fehlt.

Der Zug ist also noch nicht abgefahren. Aber ihr werdet ihn abgefahren finden.

Nicht weit weg von uns wird die Mainschleifenbahn im nicht völlig verschlafenen Volkach reaktiviert. Spätestens nach deren Reaktivierung werden die Steigerwald-Politiker einsehen, welche Chance Sie sich verspielt haben.

Simon Niedermeyer
97078 Würzburg

 
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  • N. R.
    Guter Leserbrief!
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  • K. S.
    Lieber Simon, super geschrieben! Vielen Dank!
    Hier ist nichts mehr hinzuzufügen.

    @oaFrange: Die Bahnbefürworter wollen nicht erzwingen, dass morgen eine Bahn auf den Gleisen fährt, jedoch muss man sich dafür einsetzen, dass diese Chance nicht genommen wird. - ob mit E-Zug, Wasserstoffzug oder als leichtere und flexiblere Straßenbahn.

    Wenn Sie selbst eine sachliche Grundlage suchen, empfehle ich:
    - die bereits erstellten Gutachten (von Fachplanern und nicht von Laien erstellt)
    - eigene Rechereche an Hand anderer Städte/Verbindungen: Bad Kissingen-SW z.B., Augusburg,
    - eigener Vergleich Bayern und andere Bundesländer und deren Vernetzung von Straße und Schiene, ebenso Vergleich zwischen Deutschland und Ländern wie z.B. Norwegen oder Italien u.a. Tipp: google: Erfolgr.Bahnreaktiv.- bayern ist nur auf Pl.4, im Personenverkehr sogar nur auf Pl.5!
    Sehr Wichtig: Verkehrsbelastung KT-SW prüfen: geht den ganzen Tag, am besten, aber zwischen 6.30u.8.30 und 16 u.19 Uhr - Gaibach/Kolitzheim
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  • M. S.
    Bahnbefürworter und Bahngegner diametral gegenüberstehen - das ist Fakt. Es gibt offensichtlich in keinster Weise irgendeinen gemeinsamen Nenner.

    Die Radikalität wie diese Auseinandersetzung von beiden Seiten geführt wird ist für mich absolut abschreckend! Als interessierter, politisch und sachlich unvoreingenommener Bürger ist es dadurch nicht mehr möglich sich noch eine objektive Meinung zu bilden! Wem soll man glauben und wem nicht? - wer ist ein Fachmann und wer tut nur so? Ich denke hier hat jede Seite "Dreck am Stecken".

    Für mich haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert (und werden es sicher weiterhin nicht tun). Eine Seite wird wohl in der Sache gewinnen - charakterlich gibt es allerdings auf beiden Seiten etliche Verlierer.

    Hier herrscht ein reines Schwarz-Weiß-Denken vor. Niemand geht auf die Schattenseiten seiner Haltung ein! Mit Ruhm bekleckert haben sich die wenigsten in dieser Auseinandersetzung!
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  • N. K.
    @ einFranke

    Ich schlage Ihnen dringend vor, die nächste Informationsveranstaltung des Verkehrsclubs Deutschland - Ortsgruppe Kitzingen - (VCD) am Montag, den 3. Februar, Beginn 19:00 h in Gochsheim im kath. Pfarrsaal aufzusuchen.

    Die von mir aufgesuchten Veranstaltungen der Bahnbefürworter in GEO im Pfarrer-Hersam-Haus und in Wiesentheid des VCD waren deutlich von Sachlichkeit geprägt und mit Fakten unterlegt. Hier von Radikalität und "nicht mit Ruhm bekleckert" zu sprechen geht an der Sache vorbei.

    Das Mitglied des Fördervereins Steigerwald-Express, Thomas Vizl, (Kreis- und Stadtrat), versucht immer wieder Brücken zu bauen. Seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass der Stadtrat GEO frühere Beschlussfassungen revidiert hat und eine Potenzialanalyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft abwarten will.
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