Zu verschiedenen Berichten und Leserbriefen über das "Willy Sachs Stadion" erreichte uns folgende Leserzuschrift:
Es wird immer wieder das Foto von der Einweihung des Willy Sachs Stadions gezeigt, auf dem Willy Sachs in freundschaftlicher Nähe mit den Nazioberen Himmler und Göring zu sehen ist. Aus heutiger Sicht natürlich untragbar.
Aber wie war das damals 1936? Es war das Jahr der Olympiade in Deutschland, das Jahr in dem der Nationalsozialismus gesellschaftlich absolut "in" war. Die Gräuel der Nazis lagen noch in ferner Zukunft. In- und ausländische Prominenz suchte die Nähe der Nazigrößen. Beispielsweise das Sportidol Max Schmeling, Theatergrößen wie Heinz Rühmann, Heinrich George, Gustaf Gründgens, Industrie- und Wirtschaftsgrößen wie Krupp und Thyssen, der deutsche Kronprinz, sogar kirchliche Obere sind auf vergleichbaren Fotos zu sehen.
Auch der britische König Eduard VIII. gehörte zu den Bewunderern Nazideutschlands. Die französische Mannschaft zeigte beim Einmarsch zur Olympia- Eröffnung unter dem Jubel der Menge mit erhobenen Arm, den Hitlergruß. Da will man Willi Sachs, der vergleichsweise ein kleines Licht war, dem allgemein ein etwas schlichtes Gemüt attestiert wurde, heute nach drei Generationen verdammen. Zudem war er weder im Betrieb noch in der Politik operativ tätig.
Stadtparlamente sind auch ein Spiegelbild der aktuellen Meinung. Wenn man heute der Meinung ist, die damaligen Stadtväter seien befangene und verblendete Deppen ohne Urteilsvermögen gewesen, dann ist es vertretbar, die Ehrenbürgerschaft zu streichen.
Aber das Willy Sachs Stadion ist ein anderes Thema. Willy Sachs hat in generöser Weise seiner geliebten Stadt Schweinfurt ein hochherziges Geschenk gemacht. Wenn dieses Geschenk heute den Stadtvätern peinlich ist, dann genügt es nicht, nur den Vornamen des Stifters zu tilgen. Dann wäre es doch Ehrensache, sich von dem Geschenk zu trennen und es in geeigneter Form zurückzugeben.
Joachim Kuntschik
97464 Niederwerrn