Zur Berichterstattung über die Steigerwaldbahn erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Vor dem Hintergrund der Weltklimakonferenz in Madrid wurde uns in der vergangenen Woche die Dramatik des Klimawandels von allen Seiten, auch von den Regierungschefs, vor Augen geführt. Dies scheint auch in Deutschland jetzt Wirkung zu zeigen, denn zeitgleich macht die Deutsche Bahn eine Wende um 180 Grad. Sie stellt ab sofort Stilllegungen und somit Abbauvorhaben von Bahnstrecken ein. Stattdessen sollen laut DB-Infrastruktur-Vorstand stillgelegte Strecken in großen Umfang wieder in Betrieb genommen werden.
Damit reagiert die DB auf den steigenden Druck aus der Regierung, die jetzt den Bahnverkehr auf Regionalstrecken als wirksames Mittel zur Einhaltung unserer Klimaziele entdeckt hat. Dies liegt auf der Hand, denn trotz ständiger Diskussion um alternative Antriebe ist und bleibt die Bahn das klimaneutralste Verkehrsmittel.
Vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu paradox, dass in der letzten Woche durch massive Aktionen der sogenannten Bürgerinitiativen in Zusammenarbeit mit dem Gleisrückbauer unserer Steigerwaldbahn der Garaus gemacht werden soll. Selbst eine Prüfung des Potenzials, die von den Kreistagen in der kommenden Woche auf den Weg gebracht werden könnte, soll dadurch verhindert werden.
Wie wir wahrscheinlich alle bereits in der vergangenen Woche über die Zeitung oder den mittlerweile stark angewachsenen Plakaten auf den Gleisen mitbekommen haben, versuchen hier die sogenannten Bürgerinitiativen den Eindruck einer Mehrheit zu erwecken, dass der Abriss gewollt ist, und Befürworter einzuschüchtern.
Der Gleisabbauer reißt ohne Genehmigung der Naturschutzbehörde medienwirksam 20-Meter-Gleis heraus, und schon spricht alles vor einem begonnen Rückbau, den man hinnehmen müsse. Weiterhin werden Anwaltsbriefe auf Unterlassung ihrer freien Meinungsäußerung an viele in der Öffentlichkeit stehende Befürworter der Bahnlinie verschickt.
Die Kreistage werden massiv unter Druck gesetzt, um auf keinen Fall eine Prüfung in Auftrag zu geben, denn der Bürgerwille wäre ja eine „Pressschotterpiste“ (gebaut vom Gleisrückbauer) als Radweg statt einer „Millionenverwendung“. Welche Millionenkosten ein 50 Kilometer langer Radweg verursachen würde, bleibt offen. Zudem die Sinnhaftigkeit in weiten Streckenabschnitten, wegen bestehender Teerradwege in unmittelbarer Nähe, bezweifelt werden kann.
Man kann nur hoffen, dass die Kreisräte von Kitzingen und Schweinfurt ihre Entscheidungen in den kommenden Tagen entsprechend ihrer Verantwortung für die Zukunft der Bürger ihrer Region unabhängig und mündig treffen, ohne sich dem Druck einzelner zu beugen.
Es wäre schade, wenn wir den kommenden Generationen sagen müssten, dass wir unsere Bahnstrecke dem privaten Gewinnstreben ohne ordentliche Prüfung geopfert haben, während der Klimawandel immer weiter fortgeschritten ist. Ein Punkt auf den Plakaten ist unumstritten: Wir müssen „Jetzt handeln“
Ricky Haubenreich
97357 Prichsenstadt
Der Weg für die Potenzialanalyse ist frei.