Zum Artikel "Grüne an Söder: Bahnstrecken reaktivieren" vom 18. August erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Die Grünen schreiben einen Brief an Ministerpräsident Söder und bitten um Hilfe. Söder möchte auch stillgelegte Eisenbahnlinien aktivieren. Meiner Meinung nach muss aber hier klug und umsichtig gehandelt werden. Eine alte, vergammelte Eisenbahnlinie wie z. B. die Steigerwaldbahn zu reaktivieren ist bestimmt keine kluge Hilfe. Wieso muss es denn unbedingt die Steigerwaldbahn sein? Öffentliche Mobilität bei uns auf dem Lande erreicht man am besten mit Bussen.
Die Enquete-Kommission hat empfohlen, stillgelegte Eisenbahnstrecken zu reaktivieren. Eisenbahnstrecken mit Zukunftspotential OK. Aber eine Steigerwaldbahn, die von elf Gemeinden abgelehnt wird, die vorausschauende Pläne in die Zukunft verhindert, ist nicht im Sinne der Enquete-Kommission.
Was in den erweiterten Handlungsempfehlungen angesprochen wird, ist ein dichtes Haltestellennetz in fußläufiger Entfernung. Mit der Steigerwaldbahn ist das meiner Meinung nach nicht möglich. Manche Gutachten muss man nicht extra bewerten. Private Unternehmen wollen die Steigerwaldbahn betreiben. Haben aber seit fünf Monaten keinen vollständigen Antrag eingereicht. Es fehlen wichtige Unterlagen. Die Steigerwaldbahn wird nicht mehr gebraucht. Entwidmung ist dringend notwendig.
Eduard Schulz
97469 Gochsheim
Erst nach deutlichem Druck wurde es auf den Tich gelegt. Hier offenbarte sich, dass beispielsweise in den "Untersuchungen" das Zahlenmaterial Richtung Schweinfurt-Hbf nicht erscheint. Dies außer acht zu lassen ist - gelinde ausgedrückt - unseriöses Verhalten. Hat es die BEG eigentlich nötig, mit solchen Taschenspielertricks zu arbeiten? Dass Werte voneinander in gewissem Rahmen abweichen, ist nachvollziehbar, da sie von unterschiedlichen Betrachtungen ausgehen. Die allerdings extremen Abweichungen des BEG-"Gutachtens" zeigen jedem, der nur ansatzweise mit Zahlen umgehen kann: hier ist etwas "faul".
Die Gutachten von Dr. Schliephake (er war ehemals an der Uni Würzburg tätig) und des Planungsbüros KOBRA (letzteres im Auftrag des LRA Schweinfurt erstellt) warten hingegen mit detailliert dargestelltem Zahlenmaterial auf.
Im Gutachten von Kobra, Abschnitt 3: Studie der Universität Würzburg (Dr. Schliephake), steht unter Fazit geschrieben: „Die Studie allein liefert (noch) keine ausreichende Begründung für eine Streckenreaktivierung.“
Wenn das BEG-Gutachten nicht Ihren Vorstellungen entspricht, richten Sie Ihren Unmut an die BEG und stellen Sie Fragen. Fragen sollte man aber freundlich, zumindest neutral. Mit Ihren Worten wie Trauerspiel, Druck, unseriöses Verhalten, Taschenspielertricks, kann man keine Fragen beantwortet bekommen. Die Mitarbeiter der BEG sind auch nur Menschen und reagieren menschlich.
Kobra liefert gutes Zahlenmaterial, aber Argumente für eine Reaktivierung sind das auch nicht.
Sie sollten sich einmal die Mühe machen und nachvollziehen, wie die Gemeinderatsbeschlüsse zustande gekommen sind. Ich erörtere hier nur einmal die Gemeinde Grettstadt, weil hier der Bürgermeister glaubt wortführend sein zu müssen. Nach der Gemeindeordnung bereitet er die Sitzungen vor. Dazu gehört in erster Linie, dass die Gemeinderatsmitglieder mit ausreichend dargelegten Beschlussvorlagen einschließlich Begründung rechtzeitig vor der Sitzung unterrichtet werden. Für die gewünschte "Beseitigung" einer Infrastruktur wie eine Bahnstrecke war die Beschlussvorlage allerdings mehr als dünn. Ein derartiges Thema in ein paar Minuten "erledigen" zu wollen ist alles andere als demokratisches Handeln.
Wenn beispielsweise ein Bauvorhaben wie die Errichtung eines Gartenhauses "in aller Kürze" abgehandelt wird, mag das in Ordnung gehen. Hier geht es hingegen um wichtige Fragen wie um die Zukunft einer ganzen Region!
Wie kommen Sie auf die Idee, die überwiegende Bevölkerung ist für eine Reaktivierung? Welche Bevölkerung? Meinen Sie die Auswärtigen, die bei gewissen fragwürdigen Abstimmungen für die Reaktivierung gestimmt haben? Ganz Deutschland konnte abstimmen.
Und den Tunnelblick haben nicht die Reaktivierungsgegner, sondern …..
Wenn Sie auch einen Leserbrief schreiben würden, könnten Sie für jeden verständlich Ihre Meinung kundtun. Aber dann würde Ihr Name und Ihr Wohnort in der Zeitung stehen. Jeder wüsste, wer der Verfasser des Leserbriefes ist. Ich bin überzeugt, Sie und Ihre Mitstreiter werden keine Leserbriefe schreiben.