Zum Artikel "Soll Willy Sachs kein Ehrenbürger mehr sein?" vom 27. November erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Am 5. Mai 1905 wurde der 1. FC 05 Schweinfurt gegründet. Die Platzfrage und die Beschaffung des zur Durchführung des Spielbetriebes nötigen Materials (Bälle, Tore, Bekleidung) waren schwierige Kapitel. In den ersten Monaten des Spielbetriebes war man nur auf den oft grundlosen oberen Platz an der Schlittschuhbahn angewiesen. Umkleidelokal war die Wurstküche im Gasthaus „Zur Ludwigsbrücke“. Gespielt wurde auf ein Tor aus zwei Eisenstangen mit einer darüber gezogenen Zuckerschnur.
Bereits im Herbst 1905 war man infolge von Überschwemmungen gezwungen, sich nach einem anderen Platz umzusehen. Nach Verhandlungen mit der Stadt durfte man im Viehhof spielen. 1906 war die Platzfrage wieder aktuell, weil die Stadt den Platz aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stellte. Die alte Radrennbahn in den Wehranlagen und die Oberndorfer Wiesen schieden nach eingehender Prüfung als ungeeignet aus. In letzter Not führten Verhandlungen mit der Bürgerlichen Schützengesellschaft dazu, dass der FC 05 gegen eine Gebühr von 100 Mark den Schützenplatz benutzen durfte.
1909 tauschte man den zu eng gewordenen Schützenplatz gegen eine von der Stadt am Hutrasen zur Verfügung gestellte Wiese. Das Jahr 1918 bracht zum vierten Male das Problem der Platzfrage. Die Stadt kündigte das Spielfeld am Hutrasen, da dieses Gelände zur Anlage von Kleingärten benötigt wurde. Als Ersatz erhielt der Verein den in der Nähe gelegenen Schuttplatz zugewiesen. Das kleine Häuflein der übrig gebliebenen Mitglieder stand erneut vor einer schweren Aufgabe, denn der Platz musste erst in ein Spielfeld umgewandelt werden. Die Einweihung des neuen Sportgeländes erfolgte erst am 6. Juli 1919. Die Anlage war 20 000 Quadratmeter groß, umfasste ein normales Spielfeld, einen Übungsplatz mit Sprung- und Wurfanlagen, einen überdachten Boxring, zwei Umkleidehütten und Kantinenräume.
Der Verein wuchs, die Sportanlage an der Ludwigsbrücke genügte den Anforderungen nicht mehr. War es doch ein ehemaliger Schuttplatz, der in der heißen Jahreszeit eine große Staubentwicklung begünstigte. Drei Jahre ersuchte die Vereinsführung die Stadt um ein geeignetes Gelände. Die großen Hoffnungen blieben unerfüllt. In den Zwanziger Jahren betätigte sich Willy Sachs als Sportler beim FC 05 unter anderem als Boxer und Fußballer. So spielte er in der Jubiläumsmannschaft 1925. Auch in der Hockeymannschaft des FC 05 spielte er mit. FC-Mitglieder berichteten, dass Sachs schon damals versprochen hatte, dem FC 05 ein Sportgelände zu stiften.
Inzwischen waren die Fußballer in die Gauliga aufgestiegen (damals höchste Liga). Die Gauliga-Vereine erhoben mit Recht Einspruch gegen die Benutzung des Sportplatzes an der Ludwigsbrücke, denn er war den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Aber alle Bemühungen um ein Gelände für eine Sportanlage verliefen im Sande. Ein Lichtstrahl: Willy Sachs stiftet das Stadion. Ein Unterschied zu Carl Diem in Würzburg: Der „stiftete“ nur seinen Namen. Zunächst sollte der FC 05 die Stiftung allein erhalten, was jedoch an der Frage der Unterhaltskosten scheiterte. Es stand fest, dass der FC 05 durch die Stiftung das Vorrecht der Nutzung eingeräumt wurde. Aber es profitierte nicht nur der FC 05, sondern der gesamte Sport in Schweinfurt und darüber hinaus.
Zahlreiche Bayerische und Deutsche Meisterschaften, Länderkämpfe und Olympia-Ausscheidungen wurden in Schweinfurt ausgetragen. Der Name ist und bleibt mit unserem Stadion verbunden. Die Stiftung war nicht politisch begründet. Erst 1932, als der Vater von Willy Sachs verstorben war, konnte Willy Sachs die Stiftung vorbereiten und den Bau des Stadions planen.
Kurt Köhler,
97505 Geldersheim
Ja, aber leider haben so viele Schweinfurter die NSDAP gewählt ....