Zum Artikel "Lieber moderne Busse statt der Eisenbahn" vom 26. Juni erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Gegen eine Bürgerinitiative ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Doch diese zu hinterfragen, darf auch erlaubt sein:
a) Will das Kleinod Prichsenstadt die Gäste, die mit dem Zug anreisen möchten, wirklich nicht willkommen heißen? Warum sollen Ortsbewohner eine Reise nicht gleich mit dem Zug antreten dürfen, obwohl sie es nach der Reaktivierung könnten? Warum will man vor Ort nicht eine sozial getragene Anbindung an die Welt? Warum erschwert man die Verknüpfung „günstiges Wohnen in Prichsenstadt/Studieren in Würzburg"?
b) Hat die Bürgerinitiative nicht den Zweck: Abriss der Eisenbahntrasse und dann das zugehörige Gelände in Teilen zu veräußern?
Gerade die letzte Frage ist von großer Bedeutung. Denn mit dem Abriss nimmt man den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit, jemals vor Ort eine Eisenbahn nutzen zu können. Spätestens in 30 Jahren wird so mancher sagen: „Wie konnte man nur so d... handeln?" Der Abriss der Trasse wäre „ein Schildbürgerstreich par excellence".
Orte und Städte dagegen, die die Zukunft im Auge haben, bauen neue Eisenbahnstrecken oder reaktivieren alte (z.B.: Die 40 Jahre lang stillgelegte Siemensstrecke in Berlin - nach den Kosten fragt dort keiner!). Man schafft ja Infrastruktur „mit Weitblick".
Auch unerklärlich die Überschrift der Presseerklärung: „Lieber moderne Busse statt der Eisenbahn". Gibt es keine modernen Züge? Züge können doch einen viel höheren Komfort bieten als Busse (behindertengerechtes WC).
Natürlich benötigt man Busse. Aber etliche E-Busse eines Verbundes werden pendelnd an die Eisenbahnlinie andocken. Die im Artikel favorisierten Erdgas- oder Wasserstoff-Busse sind problematisch, da sehr wartungsintensiv und alles, was unter hohem Druck steht, ist schon hoch gefährlich. Auf dem Land wird das Auto immer wichtig bleiben. Da aber große Batterien teuer und die Lithiumgewinnung in großen Mengen sehr umweltbelastend ist, prägen kleine E-Autos, keine SUVs, das Straßenbild der Zukunft.
Und nicht nur wegen ihrer kürzeren Reichweite werden diese E-Autos die Eisenbahnlinie anfahren, denn die Galileo-Satelliten könnten zukünftig alle Autobewegungen für die EU-Maut erfassen. Ein gut ausgebautes Schienennetz ist dann von großem Vorteil. Natürlich elektrifiziert! Unerklärlich, warum diesbezüglich ÜZ-Lülsfeld nicht grüßt? Ebenso wäre für mich diejenige Bürgerinitiative sinnvoll, die eine andere Zielrichtung hat, nämlich mitwirkt, dass kluge Köpfe und Leute mit guten Ideen zusammenkommen, um ein „gescheites" Bahn-Konzept zu entwickeln. Erst dann lassen sich die Kosten abschätzen, können die Fördermittel abgerufen, Innovationen eingebracht werden.
Und in der Zukunft einen ansprechenden Bahnsteig mit P&R zu haben, ist doch etwas Vorzeigbares, ja eine Bereicherung für den Ort. Die ganze Region zwischen Schweinfurt und Kitzingen erhielte so einen viel höheren Stellenwert und ein umweltfreundliches Gesicht! Und als „heißester Ort Deutschlands" mahnt uns Kitzingen, etwas gegen die Klimaerwärmung zu tun. Es ist „höchste Eisenbahn"!
Volker Rieß,
97526 Sennfeld