Zum Bericht "Es ist Zeit, auf die Straße zu gehen" (vom 9. Dezember) erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Ganz ehrlich: Immer, wenn eine Aktion zum Thema „Maria“ angekündigt ist, überlege ich neu, ob ich mitmachen soll oder besser nicht.
Einerseits ist da die Solidarität mit Frauen, die sehen, dass sich immer weniger Menschen für Kirche interessieren. Sie machen das Machtsystem dafür verantwortlich und setzen sich lautstark für Veränderung ein.
Andererseits habe ich selber in dieser Kirche Heimat gefunden. Mir ist es nicht verwehrt, von meinem Glauben zu erzählen innerhalb des bestehenden Systems. Ich versuche, diesen Glauben weiterzugeben, und ich fühle mich gesehen und geschätzt.
Ich denke, dass bei den Bekundungen auf der Straße, wie der beschriebenen Aktion in Gerolzhofen, nicht nur die fehlen, die von Kirche nichts erwarten, sondern auch die, die im bestehenden System ihren Platz gefunden haben.
Mir wäre es wichtig, das Schweigen und Nichtteilnahme nicht von vorne herein abzuwerten. Es gibt viel unausgesprochenes Suchen und auch viel stilles Helfen, das auch in der Kirche seinen Platz hat. Und dieses Vielfältige, das Kirche, und besonders wir Frauen in ihr, auch heute leisten, darzustellen, anzusprechen, deutlich – vielleicht sogar mit ein bisschen Stolz – sichtbar zu machen, das ist in meinen Augen heute unsere Aufgabe.
Dazu gehört auch, unsere ganz eigene Weise einzubringen, sei das in der Sprache, im künstlerischen Ausdruck, in der persönlichen Schwerpunktsetzung. So ein Werben, ein Wuchern mit dem, was an vielfältigem Einsatz geleistet wird, entspricht nach meinem Dafürhalten eher dem, was Kirche ist und auch zukünftig sein soll: Verkünderin froher Botschaft mitten in der Welt von heute.
Mechthild Finster
97447 Frankenwinheim