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Schweinfurt
Leo-Seminar: Wann muss die Gallenblase raus?
Im Online-Seminar des Schweinfurter Leopoldina-Krankenhauses sprach Oberarzt Ulf Sauer über die Notwendigkeit einer Gallenblasen-Entfernung.
Im Bauch eines Menschen sind auf engstem Raum viele wichtigen Organe versammelt.
Foto: Thinkstock | Im Bauch eines Menschen sind auf engstem Raum viele wichtigen Organe versammelt.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 22.05.2021 02:17 Uhr

Zu einem weiteren Leopoldina-Webinar begrüßte Oberarzt Ulf Sauer von der Chirurgischen Klinik (Chefarzt Prof. Detlef Meyer) sein Online-Publikum. Zu dem Thema "Sind Gallensteine eine Operations-Indikation?" erläuterte Sauer zunächst anschaulich die Aufgabe von Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse, die nur im Verbund funktionieren. Sie werden für die Verdauung der Nahrung und die Aufnahme von Nährstoffen benötigt.

Die Leber produziert täglich mehr als 500 Milliliter Gallenflüssigkeit, die aus Wasser, Cholesterin, Kalk und Pigmenten besteht. Sie wird zur Fettverdauung benötigt, aber auch zum Abtransport von Stoffwechselprodukten. Die Gallenflüssigkeit gelangt durch den Gallengang in die Gallenblase, die die Galle speichert und eindickt. Nach einer Nahrungsaufnahme wird die Galle an den Zwölffingerdarm abgegeben.

Gallensteine entstehen durch das Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit. Das führt zu Ausfällen, Ausflocken von (wachsenden) Gallekristallen. 32 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer sind Steinträger, doch 75 Prozent haben keinerlei Beschwerden. Gehäuft treten Gallensteine auf nach Schwangerschaften, nach Einnahme von Ovulationshemmern, bei Diabetikern, bei hohem Cholesterin, Fettleibigkeit, aber auch bei starker Gewichtsabnahme, bei einem Alter ab 40 Jahre.

Die klassische Domäne zur Diagnose von Gallensteinen ist der Ultraschall. Bei besonderen Fragestellungen kann auch eine Computertomografie oder eine Endosonografie (Endoskopie mit einem im Endoskop eingebauten Ultraschallgerät) durch den Magen bis zur Gallengangsmündung durchgeführt werden.

Gefürchtete Gallenkolik

Die typische Gallenkolik beginnt mit plötzlich einsetzenden krampfartigen heftigen Schmerzen im mittleren oder rechten Oberbauch. Sie können in den Rücken ausstrahlen und sind oft mit Übelkeit und Erbrechen verbunden, sie treten oft nach dem Essen auf. Ursache der Kolik ist ein Gallenstein, der sich auf den Weg aus der Gallenblase in den Gallengang macht, dort stecken bleibt, wie ein Korken den Gallenabfluss hindert und eine Druckerhöhung in der Gallenblase verursacht.

Verschließt ein Gallenstein den Hauptgallengang, kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Dünndarm abfließen und staut sich. Eine Gelbsucht entwickelt sich mit dunklem Urin, hellem Stuhl und Gelbfärbung von Haut und Augapfel des Patienten. Der Gallengang kann sich entzünden mit starken Schmerzen im Oberbauch und Fieber. Geschieht so etwas öfter, kann es im Gallengangsystem zu Vernarbungen und bleibenden Engstellen kommen.

Darüber hinaus können Gallensteine eine Entzündung der Gallenblase mit aufsteigenden Infektionen verursachen, aber auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Verschluss der Gallengangsmündung). Sehr selten kann sich auch ein Durchbruch der Gallenblasenwand entwickeln (Bauchfellentzündung).

Minimal-invasive OP als Standard

Der Boden für eine konservative Therapie zur dauerhaften Lösung eines Gallenstein-Problems sei heute etwas dünn geworden, sagt Chirurg Sauer. Und er meint damit Schmerzmittel, Antibiotika, "Diät", Schonung, Ruhe. Das Ganze fokussiere sich ganz deutlich auf eine operative Therapie mit Entfernung der Gallenblase. Eine Gallenblase mit Steinen, die irgendwie mal Ärger gemacht hat, gehöre entfernt. Die Frage sei wann. Schon bei der ersten akuten Entzündung wäre eine Entfernung der Gallenblase innerhalb von 24 bis 72 Stunden ideal. Für steintragende Gallenblasen mit unterschwelligen Beschwerden und ausgeheilter Symptomatik nennt Sauer einen zeitlichen Abstand von mehreren Wochen. (Gut- oder bösartige Tumore der Gallenblase wurden bei dem Vortrag bewusst nicht behandelt).

Die Gallenblasen-Operation gehört in Deutschland mit circa 175 000 Fällen im Jahr zu den häufigsten. Dabei wurde die klassische offene Operation weitgehend abgelöst von der minimal-invasiven Operation (Schlüssellochchirurgie) als Standardverfahren mit einer reinen OP-Zeit von 25 bis 30 Minuten.

Der Referent zeigte dann ein Video einer Gallenblasen-Entfernung durch eine solche minimal-invasive Operation aus dem Körperinneren eines Patienten. Eindrucksvoll vor allem deshalb, weil es die absolut notwendige Präzision und Geschicklichkeit der Chirurgen zeigte. Nach einer Gallenblasen-Entfernung übernimmt der Gallengang die Speicherfunktion der Gallenblase. Anschließend beantwortete Oberarzt Sauer Fragen der Seminar-Teilnehmer.

 
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