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Gochsheim
Leo Jäger informiert über die jüdische Geschichte Gochsheims
Die ehemalige Synagoge in der Kirchgasse war den damaligen Gochsheimer Orts- und Kirchenherren ein Dorn im Auge. Sie war erster Anlaufpunkt für die von Leo Jäger geführte Gruppe.
Foto: Peter Volz | Die ehemalige Synagoge in der Kirchgasse war den damaligen Gochsheimer Orts- und Kirchenherren ein Dorn im Auge. Sie war erster Anlaufpunkt für die von Leo Jäger geführte Gruppe.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:09 Uhr

Seit mehr als vier Jahrzehnten beschäftigt sich Leo Jäger mit jüdischer Kultur und Geschichte, insbesondere in seiner Heimatgemeinde Gochsheim. Jetzt lud der Historische Förderkreis zu einer Veranstaltung zu diesem Thema und eine überschaubare Gruppe nahm die Einladung an.

Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in Gochsheim stammt aus dem Jahr 1409. 1548 sichert ihnen Kaiser Karl V. den freien Zugang zur Synagoge und zur jüdischen Schule zu, nachdem Rabbi Josel von Rosheim, ein angesehener Fürsprecher der deutschen Juden, ihn auf Missstände in Gochsheim hingewiesen hatte.

1570 kaufte der Zehntherr von Erthal das Erthal'sche Schlösschen und ließ den Judenhof bauen, wo er zahlreiche Juden ansiedelte, welche den unterschiedlichsten Berufen nachgingen. Zwei weitere Adelshäuser (Katharina Diemar, geb. von Bibra und Sebastian von Schaumberg) gewährten ebenfalls, sehr zum Leidwesen des Gemeinderates, den Juden Wohn- und Arbeitsplätze. Die Gemeindeführung kritisierte die Nähe der Synagoge zur christlichen Pfarrkirche und das Tun der Juden, weshalb die Synagoge geschlossen und den jüdischen Bewohnern das Leben schwer gemacht wurde.

Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der Gemeindeobrigkeit und den Adligen und einem jahrelangen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht zu Speyer. Immer mehr Juden verließen den Ort, später wanderten einige in die USA aus.

Leo Jäger erklärte Details der jüdischen Religionslehre wie den Tallit, einen Gebetsmantel mit Fransen, welche an die über 600 jüdischen Gebote und Verbote erinnern und den Tefillin (Gebetsriemen), den Jungen erstmals im Alter von 13 Jahren anlegen.

Ein weiterer Anlaufpunkt der Führung war der Judenhof. Hier wurde Abraham Joseph Reis(s) geboren, der 1840 in die USA auswanderte und dort der 1. ordinierte Rabbiner wurde. In diesem Areal lebten Menschen mit mehr als 30 verschiedenen Berufen in sehr beengten Verhältnissen, weshalb für 1851 ein Neubau geplant war. Sie verfügten oft über eine sehr gute Schulbildung und waren dadurch den armen, bildungsarmen Landbewohnern überlegen.

Verschiedene Tafeln erinnern heute an historisch Bedeutsames, wie das Geburtshaus von Abraham Reis und das Erthal'sche Schlösschen.

Von: Peter Volz (für den Historischen Förderkreis Gochsheim-Weyer)

Das Erthal'sche Schlösschen erinnert daran, dass Zehntherr von Erthal sich für die Juden in Gochsheim einsetzte, die sonst viel schneller aus dem Gemeindegebiet vertrieben worden wären. Auf ihn ist auch der Bau des Judenhofs zurückzuführen.
Foto: Peter Volz | Das Erthal'sche Schlösschen erinnert daran, dass Zehntherr von Erthal sich für die Juden in Gochsheim einsetzte, die sonst viel schneller aus dem Gemeindegebiet vertrieben worden wären.
 
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