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SCHWEINFURT
Leistung, Fairplay, Miteinander
Von unserem Redaktionsmitglied Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 11.01.2016 15:02 Uhr

Wenn seine alte Schule ruft, lässt Michael Ilgner alles stehen und liegen. Selbst hessische Schneeberge und eine besorgte Ehefrau können den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe nicht daran hindern, am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, an dem er 1990 sein Abitur ablegte, einen fest zugesagten Vortrag zu halten. Ilgner, promovierter Wirtschaftsingenieur, sprach über seine Vita und sein Herzensthema, die Sporthilfe.

Der gebürtige Schweinfurter war ein Paradebeispiel für einen von der Sporthilfe geförderten Leistungssportler. Nach seinem Abitur studierte er in Karlsruhe, war da schon ein sehr guter Wasserballer, der beim SV 05 Würzburg Erfolge feierte und mit der deutschen Nationalmannschaft 1996 an den Olympischen Spielen in Atlanta teilnahm. Die Doppelbelastung zwischen Leistungssport und Studium bzw. Beruf kann Ilgner also sehr gut nachvollziehen – und er weiß genau, wie wichtig die Förderung der Sportler ist. Durch die Sporthilfe werden alle deutschen Kadersportler in allen olympischen Sportarten unterstützt, um den Spagat zwischen Berufsleben bzw. Ausbildung und intensivem Training besser zu schaffen.

Seit 2006 ist Ilgner Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe, vorher sammelte er vielfältige Erfahrungen in der freien Wirtschaft als Projektmanager bei verschiedenen, weltweit tätigen Firmen. „Und eigentlich wollte ich niemals Funktionär werden“, erinnert er sich. Als er 2003 den Sportpreis des bayerischen Ministerpräsidenten bekam, spendete er das Preisgeld der Sporthilfe – es kam ein Kontakt zustande, der in einer Phase der Neuorientierung der Sporthilfe dazu führte, dass Ilgner mit seiner Firma der Stiftung beim Erarbeiten eines neuen Finanzierungskonzepts unter die Arme griff. Und am Ende hängen blieb, „ich bin wieder da, wo mein Herzblut steckt.“

Die Fußstapfen, in die er trat, sind groß, schließlich ist einer der langjährigen Vorsitzenden der Stiftung Josef Neckermann gewesen. Ilgner und sein Team verpassten der Stiftung Anfang des vergangenen Jahrzehnts vor dem Hintergrund einer sich dramatisch ändernden Finanzierung – die Förderung durch Glücksspiel-Erlöse sank signifikant – einen neuen Markenkern, den der smarte Manager mit Verve vertritt. Leistung, Fairplay, Miteinander, das sind die drei Säulen der modernen Sporthilfe. Klar ist, dass die Sporthilfe nur die Besten fördert, nur Athleten, die in einem Nationalkader sind, bekommen Geld. „Das bedeutet aber nicht, dass es um Leistung um jeden Preis geht“, betont Ilgner. Genauso wichtig sind die Bausteine Fairplay und Miteinander. Unter anderem wurde der Sporthilfeeid eingeführt, wonach jeder Sportler sich verpflichtet nicht zu dopen und keine Wettkampfmanipulation vorzunehmen. „Gerade beim Thema Doping haben wir null Toleranz, Doping ist Betrug an denjenigen, die nicht dopen“, so Ilgner.

Den Alltag der meisten Leistungssportler ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, ist der Sporthilfe, die sich vor allem durch Sponsorengelder großer deutscher Unternehmen finanziert und keine Steuergelder bekommt, ein weiteres Anliegen. Schließlich haben die meisten Sportler eine 60-Stunden-Woche, in der Training und Beruf oder Ausbildung gleich gewichtet sind. Und nur etwa zehn Prozent derer, die als Junioren Erfolg hatten, schaffen es später auch zu Olympischen Spielen. Der Sport hat aber gerade in Deutschland für das Selbstverständnis der Bürger eine große Bedeutung – in einer Umfrage der Sporthilfe gaben 66 Prozent der Befragten an, Medaillen deutscher Sportler machten sie stolz. Diese kann es aber nicht immer geben, das liegt in der Natur des Wettbewerbs. „Leistung“, so Ilgner, „heißt nicht, immer der Erste zu sein, sondern sich dem Wettkampf zu stellen.“

 
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