Was kann uns ein Theaterstück, das 1903 uraufgeführt wurde, heute noch sagen? Der Regisseur Frank Hoffman, Intendant der Ruhrfestspiele Recklinghausen, antwortete der Rheinischen Post auf die Frage, warum er Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“ inszeniert hat: „Das Stück hat mich umgehauen. Rose Bernd ist eine Frau in einer Männerwelt, die ihr Kind tötet, weil sie es in dieser Welt nicht behalten kann. Zunächst dachte ich, das sei heute überholt, aber wenn man Zeitung liest, stößt man auch heute auf solche Fälle. Und zwar häufig. Das zeigt, wie viel Armut, Ratlosigkeit, Verzweiflung es auch in der deutschen Gesellschaft gibt.“
Frank Hoffmann, dessen Inszenierung im 21. Jahrhundert spielt, hält sich sehr eng an die 110 Jahre alte Vorlage von Gerhart Hauptmann. Die gefeierte Ko-Produktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen, dem Théâtre National du Luxembourg und dem Saarländischen Staatstheater Saarbrücken ist jeweils um 19.30 Uhr am Donnerstag, 19. November (Schauspielmiete BLAU und freier Verkauf) und am Freitag, 20. November (Schauspielmiete ROT und freier Verkauf) zu erleben.
Die Besetzung ist prominent: Jacqueline Macaulay in der Titelrolle, Ulrich Gebauer und Wolfram Koch, sowie Luc Feit, Annette Schlechter, Roger Seimetz, Steve Karier, Anna Stieblich und Anouk Wagener. „Rose Bernd“ war 1955 zum letzten Mal in Schweinfurt zu sehen. Die Vorstellung am 19. November ist die Tourneepremiere.
Rose Bernd erstickt am Leben, noch bevor es überhaupt begonnen hat. Sie lebt mit ihrem Vater in ärmlichen Verhältnissen und soll den nicht ganz mittellosen, aber sterbenslangweiligen August Keil heiraten. Doch Rose sucht das Glück in den Armen des verheirateten Christoph Flamm und das hat fatale Folgen. Arthur Streckmann, der bei Rose immer abgeblitzt ist, ertappt die beiden in dem Moment, in dem sie sich trennen wollen und erpresst sie.
Rose verzweifelt an den kleinbürgerlichen Moralvorstellungen und an den Männern: An ihrem moralisch-unerbittlichen Vater, an ihrem schwächlichen Bräutigam, an dem brutalen Erpresser, am Egoismus ihres flatterhaften Liebhabers. Als sie ungewollt schwanger wird, nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Vorverkauf ab 10. Oktober, Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 51 0 – Internet: www.theater-schweinfurt.de