Es wird langsam wärmer und die Vegetation gedeiht. Die Mähwerke werden in diesen Tagen für den ersten „Schnitt“ des Jahres in Betrieb genommen. Wiesen sind dabei für unzählige Wildtiere zum Lebensraum geworden. Gerade im Mai sind besonders Jungtiere wie Rehkitze, Hasen und Bodenbrüter durch die Mähwerke bedroht.
Rehe verstecken ihren Nachwuchs nicht im Wald, sondern legen diese nur mehrere hundert Meter davon entfernt im Grünland ab. Die Geiß kommt einige Male am Tag vorbei um es zu säugen, damit natürliche Fressfeinde, wie der Fuchs, es nicht finden kann. Darum besitzt das Kitz in den ersten Lebenswochen auch noch keinen Eigengeruch. Die Natur hat es so eingerichtet, dass es bei drohender Gefahr nicht flüchtet, sondern sich noch intensiver auf den Boden drückt, um sich dadurch zu schützen.
Modernste Technik kommt zum Einsatz
Im vergangenen Jahr haben sich Ehrenamtliche rund um Wülfershausen zusammengetan. In Zeiten des technischen Fortschritts gibt es mittlerweile Mittel, um Jungtiere vor der Mahd aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen. In diesem Fall sind es Drohnen, die mit Wärmebildtechnik ausgestattet sind. Mit diesen werden die Flächen abgeflogen. Die Rehgeiß beobachtet den Vorgang aus der Distanz. Einweghandschuhe müssen dabei getragen werden, denn der Rehnachwuchs darf keinesfalls menschlichen Geruch annehmen.
Um zu vermeiden, dass Mutter und Kitz nicht wieder in die Fläche zurückkehren, werden bis zur zeitnahen Mahd noch Wildscheuchen – zum Teil auch mit akustischem Ton – aufgestellt. Dadurch wurden im letzten Jahr rund 30 Kitze gerettet. Ein Erfolg für alle Beteiligten, denn auch die Landwirte profitieren wenn sich in ihrem Futter keine Kadaverreste befinden.
Verein hat sich gegründet
Die Gruppe hat einen ehrenamtlichen Verein gegründet, die „Rehkitzrettung Unterfranken e.V.“. Mittlerweile sind aus der Umgebung Interessierte auf das Projekt aufmerksam geworden. Einige haben ihre Drohnen aus eigener Tasche gekauft. Ebenso stellt der Bund auch Fördermittel für die Drohnen bereit.
Das Wichtigste für die erfolgreiche Tierrettung ist jedoch allerdings die Kommunikation zwischen Landwirten, Jägern und Kitzrettern. Selbige setzen deshalb auf die Kooperation aller Beteiligten zum Wohl der Tiere.
Durch die hohe Spendenbereitschaft vieler Privatpersonen oder Institutionen, wie etwa dem Rotary-Club Schweinfurt oder dem Maschinenring Arnstein, war es möglich eine weitere Drohne anzuschaffen. Binnen kürzester Zeit werden viele Hektar geschnitten. Die Kitzretter sind sich einig: Das frühe Aufstehen – meist um 4.30 Uhr – lohnt sich. „Denn wenn man einmal ein Kitz in Sicherheit gebracht hat, welches in wenigen Stunden den sicheren Tod erfahren hätte, macht es glücklich und beschert einen schönen Start in den (Arbeits-) Tag. Und dazu gibt es noch atemberaubende Sonnenaufgänge bei Vogelgezwitscher in herrlicher Natur“, so Mitinitiatorin Claudia Fella.
Mehr Informationen auf der Homepage des Vereins unter: www.rehkitzrettung-unterfranken.de