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Schweinfurt
Lebenshilfe-Wohnheim wird im Herbst fertig
Nach Pfusch am Bau geht es an der Niederwerrner Straße weiter. Weshalb Lebenshilfe-Chef Martin Groove zuversichtlich ist.
Das Wohnheim der Lebenshilfe Schweinfurt an der Niederwerrner Straße wird im Herbst bezogen. Wegen eines Streits über Baumängel mit der Firma, die für die Außendämmung zuständig war, verzögerte sich die Fertigstellung um eineinhalb Jahre.
Foto: Oliver Schikora | Das Wohnheim der Lebenshilfe Schweinfurt an der Niederwerrner Straße wird im Herbst bezogen. Wegen eines Streits über Baumängel mit der Firma, die für die Außendämmung zuständig war, verzögerte sich die ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:05 Uhr

Rund ein Jahr tat sich zumindest außen an der Baustelle des Lebenshilfe-Wohnheims an der Niederwerrner Straße/Ecke Gymnasiumstraße nichts. Jetzt aber ist Licht am Ende des Bautunnels, so Lebenshilfe-Geschäftsführer Martin Groove: "Wir planen im Spätherbst die Fertigstellung". Das wären gut eineinhalb Jahre nach dem ursprünglich anvisierten Termin.

Der Grund für die Verzögerung liegt nicht im Verantwortungsbereich der Lebenshilfe, schmerzt sie aber dennoch finanziell. Wegen einer mangelhaften Ausführung des Wärmedämmverbundsystems an der Außenfassade verzögerte sich die Fertigstellung des bereits 2017 im Rohbau stehenden Wohnheims. Martin Groove sprach schon vor einem Jahr von "Murks am Bau", denn die Firma, die sich bei der öffentlichen Ausschreibung als günstigste erwies und deshalb den Zuschlag erhielt, war leider fachlich nicht die beste.

Unter anderem wurden laut Groove beim Aufkleben der einzelnen Dämmungsteile Fehler gemacht und die so genannte Punktwulstverklebung nicht fachgerecht ausgeführt. Teilweise wurden auch Platten mit falscher Brandschutzklasse verwendet und die Fensterbänke seien ebenfalls nicht korrekt. Aufgefallen sind die Fehler, als sich nach dem Aufbringen des Außenputzes einige Platten durch das zusätzliche Gewicht des Putzes wegen der schlechten Verklebung lösten.

Gutachter hat alle Schäden dokumentiert

Mittlerweile hat ein Gutachter alle Schäden aufgenommen und dokumentiert. Die Ausbauarbeiten im Inneren des Gebäudes gingen laut Groove aber weiter, "wir sind zu 95 Prozent mit dem Innenausbau fertig", erklärt er. Der Vertrag mit der Firma sei gekündigt, eine neue Ausschreibung für die Wärmedämmung der Außenfassade in Arbeit, sie soll bis Mitte März erfolgt sein. Ob die Lebenshilfe den Schaden ersetzt bekommt, ist noch offen. "Die Firma, die die falschen Platten aufgebracht hat, ist für uns nicht greifbar", so Groove, sie existiert nicht mehr in Deutschland. Die Gutachten sowohl von der Lebenshilfe als auch von einem vom Gericht bestellten Gutachter sind erstellt, müssen im Moment noch ergänzt werden.

Geklärt werden muss auch noch, inwiefern die Bauleitung haftbar gemacht werden kann. Die Schadenshöhe selbst ist auch deshalb noch offen, da man erst abwarten muss, wie die zweite Ausschreibung verläuft. Geplant waren für das Wohnheim insgesamt sieben Millionen Euro Baukosten.

Für drei Wohngruppen geplant

An den grundsätzlichen Planungen des Wohnheimes hat sich nichts geändert. Es wird für drei Wohngruppen mit zusammen 24 Frauen und Männern gebaut. Die Einzelzimmer werden nach Süden und damit zum Hof ausgerichtet, was auch für die großen Aufenthaltsbereiche gilt. Nach Norden, zur verkehrsreichen Niederwerrner Straße, sind auf den drei Wohngeschossen Funktionsräume und kleinere Aufenthaltsbereiche vorgesehen.

Die Therapieräume des Förderzentrums entstehen im vierten Obergeschoss und sollen nicht nur von den Bewohnern genutzt werden. Ausgelegt ist das Beschäftigungs- und Betreuungsangebot auf 16 Plätze. Der Hauptzugang zu der Tagesstätte wie auch zu den Wohnungen erfolgt über den 1000 Quadratmeter großen Hof, über den auch der Fichtelsgarten erreicht wird. Die Fassade soll im übrigen nicht nur energetische Aspekte erfüllen – es geht auch um den Lärmschutz wegen der Niederwerrner Straße: Gemeinsam mit Schallschutzfenstern bekommt man einen Geräuschpegel innen, der nicht höher als in einem reinen Wohngebiet ist.

Planung für TG-Gelände läuft weiter

Bezüglich des anderen Neubauprojekts der Lebenshilfe auf dem früheren TG-Gelände an der Deutschhöfer Straße beim Obertor, erklärt Martin Groove, die Förderanträge bei der Regierung seien gestellt, man hoffe auf eine Zusage im Herbst. Wenn "alles gut läuft" könnte im Jahr 2020 mit dem Bau begonnen werden. Die Lebenshilfe möchte dort ein weiteres Wohnheim mit Tagesstruktur bauen.

 
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Kommentare
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  • F. R.
    Die Schuld liegt beim Architekten.

    Weil er bei dieser einfachen Lochfassade ein Wärmedämmverbundsystem verwendet statt einer massiven Ziegelwand 42,5 oder 49 cm dick. Das brächte zudem mehr Wärmespeicherung und Kühle in den immer heißeren Sommern!

    Massive Wände sind viel langlebiger und flexibler: ein Gebäude hat mehr Wert und kann später leichter renoviert, umgebaut oder wiederhergestellt werden - man denke an die im Krieg z. T. schwer beschädigten Klinkerbauten der SWer Großindustrie!

    Im Ggs. zum heutigen Bau-Schrott, der das ganze Land verschandelt! Nach 40 Jahren ist eine Vollsanierung nötig und dann fällt der bekannte Satz: sie würde 90 % von Abbruchs & Neubau kosten. Man nennt das heute "nachhaltig".

    Die Dämmung ist eventuell Problemmüll! Produktion & Entsorgung kosten viel Energie. Weshalb das massive Ziegelhaus, das hundert und mehr Jahre halten kann, eine viel bessere Gesamtenergiebilanz hat!

    Man denkt heute viel zu kurz - nur angetrieben von Zeitgeist & Mainstream.
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