"Anfangs war es nur so eine Idee", erinnert sich Andreas Roth. Nachdem die Werkstätten der Lebenshilfe in Sennfeld neu gebaut waren, wollte man diese auch für die Öffentlichkeit erlebbar machen und die Begegnung mit den dort betreuten Menschen ermöglichen. Damals entstand der Gedanke, eine Auftaktveranstaltung zur Sennfelder Weihnacht anzubieten, erzählt der stellvertretende Werkstattleiter. Die Sennfelder Lichternacht war geboren.
Was klein begann, hat sich inzwischen etabliert, die Lichternacht, die auf dem Gelände der Lebenshilfe stattfindet, zieht zahlreiche Besucher an: diesmal am Freitag, 29. November, von 14 bis 22 Uhr in der Werkstatt Sennfeld, Gottlieb-Daimler-Straße 3.
In den Werkstätten wird kräftig dafür gearbeitet. Während in der Verwaltung die Planungen bereits im September beginnen, fangen die Arbeiten in den Werkstätten etwa vier Wochen vorher an. "Und wir lassen uns jedes Jahr überraschen, welche neuen Ideen es da wieder gibt", erzählt Roth lachend.
Sandra Weinbeer klebt gerade mit der Heißklebepistole die letzten Verzierungen an eine der Engelsschaukeln. "Mir macht das Spaß", erzählt sie. Aber ihre Arbeit sonst in den Werkstätten mache ihr auch Spaß betont sie, Kleinteile zusammensetzen, das mache sie gerne.
So manche Überraschung
Die Lichternacht ist von Jahr zu Jahr gewachsen, und es gab dabei so manche Überraschungen, erzählt Roth. Erst habe man viele Feuerstellen gehabt, dann aber die Gefahr erkannt und diese gesichert. Dankbar ist er über die große Unterstützung. So sei die Sennfelder Feuerwehr immer vor Ort ebenso wie die das Rote Kreuz aus Schweinfurt. Stadt und Gemeinde sperren Straßen und heben Parkverbote auf. Die fremden Aussteller, um die am Anfang noch geworben werden musste, bewerben sich jetzt selbst um einen Standplatz.
Rund 30 fremde Aussteller haben die Chance, bei der Lichternacht dabei zu sein. "Wir nehmen aber nur solche, die ihre Sachen selbst herstellen, und die müssen über eine Bastelei hinausgehen", erklärt Roth. Man schaue sich im Vorfeld Bilder an und ab und zu müsse auch mal einem Bewerber abgesagt werden.
Gelebte Inklusion und Integration
Immer mit dabei sind die Lebenshilfeeinrichtungen von Nüdlingen und Maria Bildhausen und die Franziskusschule, die Stockbrot backen lässt. Die Kooperation zwischen den einzelnen Einrichtungen ist wichtig, betont Roth. Für ihn ist der Markt gelebte Inklusion und Integration, denn es kämen auch Leute, die sonst nie in Kontakt mit Menschen mit Handicap kämen. Hier könnten Berührungsängste abgebaut werden, hofft er.
Auch ein Begleitprogramm hat sich inzwischen fest etabliert. Der Posauenenchor Sennfeld und der Musikverein Sulzheim sind Stammgäste. Firlefanz und die "Dancingg Crew" der Werkstätten treten auf. Wilhelm Wolpert liest aus seinen Weihnachtsgeschichten. Eine Märchenerzählerin ist da, und Henriette Dornberger zeigt, wie man beispielsweise die Holzsterne aus der Werkstatt dekorieren kann.
Seit etwa drei Jahren gibt es auch den "Marktplatz", auf dem Selbstvermarkter ihre Waren anbieten können, "wie ein kleiner Bauernmarkt." Dabei sind die Verantwortlichen immer sehr experimentierfreudig, was für so manche Überraschung sorgte. Letztes Jahr beispielsweise waren Straußenküken zu sehen, alljährlich kommen Alpakas mit auf den Markt und ihre Produkte werden verkauft. Kamele waren auch schon einmal dabei, "da waren wir dann doch überrascht, wie groß die sind" ,erinnert sich Roth.
Gelernt hat er damals auch, dass sich Kamele und Pferde nicht mögen, also mussten die ohne Sichtkontakt zueinander untergebracht werden. Dann aber standen die Kamele in einer Halle mit Glasscheiben, in denen sie sich spiegelten, was sie mehr als nervös machte. Heuer lässt es die Lebenshilfe mal ruhiger angehen, schließlich müssen wir auch schauen, dass für die Tiere kein Stress entsteht, meint Roth.
Stress haben höchstens die Mitarbeiter der Werkstatt, die aber freuen sich auf die Lichternacht und sind ganz begeistert bei der Arbeit.