Doppelpremiere in der Judithstraße. Im Museum Otto Schäfer (MOS) ist die Verwaltung des sanierungsbedürftigen Theaters untergekommen, und so trägt das Haus nun zu Recht auch den Titel "Kulturvilla". Und dort wurde jetzt erstmals Theater gespielt und, zweite Premiere, war erstmals Laura Mann zu Gast, Ensemblemitglied in Coburg und wohnhaft in Bamberg.
Da hätte der Weg der hervorragenden Schauspielerin und Sängerin schon längst einmal nach Schweinfurt führen sollen. Der neue Intendant Christof Wahlefeld kennt sie schon länger, hat in Hildesheim mit ihr gearbeitet und sie schließlich für Schweinfurt verpflichtet.
Jetzt also "Mein Name: Ella". Eine Hommage an die große amerikanische Jazz-, Blues-, Gospel- und Soulsängerin. Laura Mann zeigt das Leben der Fitzgerald nach. Es beginnt mit einer Bahnhofsatmosphäre. Ein kleines Mädchen kommt nach Harlem, die Stadt der Klubs, Theater und Bordelle, in der Zeit des Alkoholverbots, um das man sich in bestimmten Kreisen nicht sonderlich schert. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, die Mutter kam bei einem Unfall um, das Kind ins Heim.
Eine große Karriere nimmt ihren Lauf
Das Mädchen ist in der großen wilden Stadt noch etwas unsicher, findet jedoch im berühmten Apollo-Theatre Förderer, singt in Yale, die Studenten sind begeistert. Eine große Karriere nimmt ihren Lauf. Das Mädchen wird zur Frau, findet schnell den eigenen Rhythmus. Aber auch sie erlebt den Rassismus in den USA. Ihr und ihrer Band wird beispielsweise ein Flug in der ersten Klasse verweigert.
Bis sie 1976 stirbt, arbeitet sie mit allen Größen der nordamerikanischen Musik. Cole Porter, George Gershwin, Billy Holyday, Louis Armstrong. Wenn Laura Mann in die Rolle Ellas als Satchmo-Imitator schlüpft, seine Stimme und den tiefen Bass der Trompete nachahmt, wird der Abend ganz groß.
Ella konnte keine Noten lesen, war mehrfach unglücklich verheiratet, oft krank. Eingegangen in die Musikgeschichte ist sie mit ihrem einzigartigen Scatgesang. Er geht auf den Gospel zurück, reiht rhythmisch Silbenfolgen schnell stimmlich variierend aneinander ohne, dass dies Worte ergibt.
Stimmgewaltig, gefühlvoll, sicher auch in den hohen Tönen
Laura Mann steht Ella in nichts nach, sie ist stimmgewaltig, gefühlvoll, sicher auch in den hohen Tönen. Mitreißend, wenn sie ihre Freundin Marylin Monroe lasziv gratulieren lässt: "Dear Mr. President". Songs wie "A Lady is a Tramp", "Fly me to the Moon", "Sunny Side oft the Street" säumen diesen Weg. Ganz stark "Girl from Ipanema", wo der kongeniale Begleiter an der Gitarre, Florian Berndt, zu ganz großer Form aufläuft.
Ein bemerkenswerter Abend, an dem im Museum Otto Schäfer keiner der gut 80 Stühle leer bleibt. Der intime Raum passt. Einige wenige Requisiten, Koffer, ein Tischchen, ein Scheinwerfer prägen die provisorische Bühne. Im Hintergrund: Bücherschränke des MOS.
Das Publikum zeigt sich begeistert und darf sich auf ein Wiedersehen freuen. Am 16. Dezember ist Laura Mann dort wieder zu Gast. Mit "Merry Fucking Christmas Party".