Jetzt ist sich Havy sicher, sie will einmal Chemielaborantin werden. Bei der SKF hat sie einen Einblick ins Labor erhalten, und das hat sie begeistert.
Havy ist eine von 14 Schülerinnen der Realschule Schonungen (RSS), die die Chance wahrnahm, an der Girls Day Akademie (GDA) teilzunehmen. Die RSS wurde bereits das zweite Jahr in Folge für dieses Angebot ausgewählt.
Nur 14 Schulen bayernweit kommen in den Genuss dieser Akademie, die die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände (bayme vbm) und die Bundesagentur für Arbeit ausrichten. Ziel ist es, auch Mädchen für die sogenannten Mint-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu begeistern.
Auch Lilly fand den Einblick in diese Berufswelt interessant, allerdings weiß sie jetzt auch, dass das nicht ihre Welt ist. „Ich bin handwerklich nicht so begabt“, meint sie und plant eher in Richtung Immobilienkauffrau weiter.
Victoria fand den Einblick vor allem in die Betriebe SKF und ZF Friedrichshafen interessant. Sie habe viel mehr gesehen als am Tag der offenen Tür. Das Gespräch mit den Auszubildenden der beiden Betriebe hat schließlich ihren Wunsch gefestigt, einen Mint-Beruf zu ergreifen.
„Die meisten waren glücklich mit ihrer Wahl“, erzählt sie. Vor diesem Jahr bei der GDA hätte sich Victoria nicht vorstellen können, einen solchen Beruf anzusteuern, jetzt aber ist sie höchst motiviert. Bei ihr ging die Rechnung der Veranstalter also voll auf. Projektleiterin Jana Stelzner erzählt, dass auch die erste GDA-Absolventin inzwischen eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung in der Großindustrie begonnen hat.
Im Herbst 2014 ging das Projekt mit damals sieben Schulen bayernweit an den Start, ab dem kommenden Schuljahr werden es 16 Schulen in ganz Bayern sein, die sich beteiligen, darunter auch wieder die RSS. Gerade weil man als Schule mit Musikzweig eine eher künstlerische Ausrichtung habe, sei das Angebot der GDA eine gute Ergänzung, betont der stellvertretende Schulleiter Werner Trunk.
Christiane Seufert, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, bedauert, dass immer noch die meisten Mädchen in erster Linie frauentypische Berufe wählen. Und das, obwohl Frauen gerade in Mint-Berufen gesucht sind und gute Chancen haben, ergänzt Julia Schug, Ausbilderin bei ZF Friedrichshafen. Dies unterstreicht ihr Kollege von der SKF, Ausbilder Thomas Rappelt. Er lud die jungen Damen gleich ein, ein Praktikum anzuhängen. Schug rief den jungen Frauen zu: „Lasst euch von den Männern nicht unterkriegen. Ihr könnt das auch, oft sogar noch besser.“
Irmgard Krammer, die Frauenbeauftragte der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt, erinnerte die Mädchen daran, dass sie mit dem Realschulabschluss die Möglichkeit haben, schulisch weiterzumachen, das Abitur abzulegen und ein Studium zu ergreifen. Ob mit oder ohne Studium, man müsse kein mathematisches oder technisches Genie sein, um einen Mint-Beruf zu ergreifen, ermutigte sie.
Der Leiter der Wissenswerkstatt, Daniel Thiel, machte ebenfalls Mut. Seine Art zu motivieren sei, den Kinder und Jugendlichen die Chance zu geben, etwas selbst zu machen und Erfolg zu erleben. Das mache einerseits Spaß, andrerseits schenke es Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Die 14 Schülerinnen der Girls Day Akademie führten Interviews mit den Beteiligten, zeigten in einer abschließenden Präsentation, was sie alles erlebt hatten, und stellten für ihre Zuhörerschaft ein eigenes Quiz zusammen, an dem sich alle mit viel Spaß beteiligten.