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GELDERSHEIM
Lang lebe König Blues
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 21.06.2015 18:39 Uhr

Durch die Lieder der Blues-Legenden rinnen öfters mal Blut, Schweiß und Tränen. Blut und Tränen gab es beim Konzert der „Flat Head Blues Gang“ zwar weniger. Ob hoher Luftfeuchtigkeit durfte dafür aber reichlich geschwitzt werden, bei der 17. Geldersheimer Blues Night in den Kirchgaden – vor kleinem, aber feinem und dankbarem Publikum.

Geboten wurde eine stilvolle Reise durch die Bluesgeschichte, mit jazzigen und rockigen Varianten. Die Heroen der Szene hatten es hörbar oft schwer, nur der Gedanke an Alkohol und holde Weiblichkeit lockern die Grundmelancholie ihrer Songs etwas auf. Stevie Ray Vaughan zum Beispiel ist schon 1990 mit dem Hubschrauber und Peter Green im Drogensumpf abgestürzt, vor Kurzem starb auch noch B.B. King.

Die eine oder andere Träne gab es also doch zu verdrücken beim durchweg stimmungsvollen Querbeet-Blueskonzert im Schein der Teelichter. Die Musiker – Sänger Pit Belz, Keyboarder Martin Kraus, Schlagzeuger Peter Lindacher, Gitarrist Georg Göbel und Bassist Gerhard Lutz – sind alle aus dem Schweinfurter Umland und schon einige Jahre zusammen unterwegs, aber keine Profis. Die aus den Instrumenten strömenden Gefühle wirken dafür umso echter.

Ein „Windy Wednesday Blues“ erklingt ebenso wie Bossa oder „Little Queen of Spades“ von Eric Clapton und einige gut abgehangene Stücke mehr, natürlich auch von B.B. King, wie „Help the Poor“. Ebenso gibt es frischen Wind um die Ohren. „Einfach ein toller Typ, ein toller Musiker“ – die Rede ist von Timo Gross, Jahrgang 1964, für den die Flat Heads wiederholt die Vorband bei der Hambacher Blues Night sein durften.

Entsprechend glaubwürdig kommen bei ihnen die rockigen, ruppigen, dampfigen, seelenvollen Americana-Stücke des Ausnahmemusikers aus Rheinland-Pfalz rüber, dem „Flying Bird“ aus Bad Bergzabern.

„Room to Breathe“ nennt sich ein anderes Gross-Stück. „Raum zum Atmen“, den braucht das Quintett an diesem sumpfig heißen Sommerabend schon. Martin Kraus gibt ein Stück von „3 Daysz Whizkey“ zum Besten und verleiht den Flachköpfen einen flotten „Modern Haircut“: Die Regensburger Band ist für die nächste Hambacher Blues Night Ende Oktober gebucht.

Der „Chocolate Jesus“ von Tom Waits schmilzt auf den Saiten, Tasten und Stimmbändern nur so dahin. Die Ankündigung von „Come Together“ der Beatles sorgt für ein erfreutes „Ooh“ bei den Nostalgikern im Publikum. Den „Hoochie Coochie Man“, einen Blues Standard von Willie Dixon, gibt es in der Clapton-Version.

„Let the Sunshine in/The Flesh Failures“ ruft die Mähnen der 68er-Zeit in Erinnerung – lang, lang ist's Hair. Bei der Ankündigung des „Albatross“, ausdauernd und majestätisch dahinsegelndes Instrumentalstück von Peter Green, gibt es ein Aah. Hinter „Slow down“, „Komm runter“, verbirgt sich paradoxerweise „noch mal so ein richtiger Knaller“ von Timo Gross.

„Six Strings Down“ nennt sich dann die Verneigung von Jimmie Vaughan, Bruder von Stevie Ray, vor manch frühzeitig Abberufenem der Zunft: B.B. King, der hier früher mal mitgesungen hat, ist nun selbst nicht mehr. Der King wurde zwar fast 90, soll aber, so ein Gerücht, vom eigenen Management vergiftet worden sein. Blueslegenden sterben einfach nicht an Altersschwäche, zumindest nicht in der Wahrnehmung ihrer Fans, ebenso wenig wie der Blues selbst.

 
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