Jungs, die in knallbunten Leggings Aerobic machen, die heulend vor dem Filmende von Titanic sitzen und sich nach dem Shoppingrausch gerne mit einer Gurkenmaske verwöhnen – verkehrte Welt? Nein! Die Klasse 10c räumt mit verstaubten Rollenklischees auf.
Vergangenes Schuljahr hat die Klasse 9c, jetzt 10c, des Olympia-Morata-Gymnasiums in Schweinfurt am Jugendwettbewerb „Rollenbrecher“ teilgenommen – und gewonnen. Sabine Polack, Lehrerin der Klasse, hatte die Schüler zur Teilnahme am Wettbewerb, der vom Bayerischen Sozialministerium ausgeschrieben wurde, angeregt.
„Wir waren gleich begeistert“, sagt Lena Herbig, Schülerin der Klasse 10c, „auch weil es an unserer Schule immer noch viel mehr Mädchen als Jungs gibt.“ In Brainstorm-Stunden sammelte die Klasse gemeinsam mit ihrer Lehrerin Ideen und überlegte, wer welche Aufgaben übernehmen sollte: Schauspieler, Requisiten, ein Kameramann und ein Tontechniker mussten her. „Wichtig war uns, dass jeder etwas dazu beiträgt – dass wir das Projekt als Klasse machen“, fügt Lena Herbig an. Die Regie führte Polack: „Die Fächer Sozialkunde und Sozialpraktische Grundbildung geben Zeit, um bei solchen Wettbewerben mitzumachen.“
An die drei Monate arbeitete die Klasse an ihrem fünfminütigen Film, in dem traditionelle Geschlechterrollen auf den Kopf gestellt werden: Jungs schreiben Tagebuch, malen Herzchen, tragen Handtaschen und Gurken auf den Augen, während die Gesichtsmaske einzieht. Die Mädels spielen Fußball, trinken Bier und machen ihrem Liebsten einen Heiratsantrag. Die Übergänge der Szenen wurden mit Slogans wie „So what?“ und „na und!“ gestaltet, die Musik selbst gemischt. „Wir wollen zeigen, dass es keinen Unterschied ausmacht, ob Jungs oder Mädchen Fußball spielen oder Titanic ansehen“, sagt Paul Möslein, Schüler der 10c.
Insgesamt nahmen rund 550 Schülerinnen und Schüler bayerischer Schulen mit 44 Beiträgen am Jugendwettbewerb teil. Die Klasse 10c machte den 1. Platz und gewann den Publikumspreis. Über soziale Netzwerke verteilten die Schüler ihren Film bis in die Niederlande und die USA. In der Schule wurde über Lautsprecheransagen auf den Film aufmerksam gemacht, damit so viele Personen wie möglich den Film auf youtube liken. Und schließlich – mit 300 User-Votes – hat die Klasse den Publikumspreis abgeräumt und die Klassenkasse mit 600 Euro gefüllt. Was sie damit machen, dass wissen sie noch nicht genau.