„Die andauernden Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie stellen für die Region Main-Rhön eine echte Herausforderung dar", heißt es im Juli-Bericht der Arbeitsagentur Schweinfurt zur aktuellen Situation im Bezirk Main-Rhön. Die Konjunkturpakete der Regierung und "der massive Einsatz von Kurzarbeit" stabilisierten die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Beides sei dafür verantwortlich, dass die Arbeitslosenquote wie in den beiden Vormonaten auch im Juli unverändert bei 3,8 Prozent liege, so der Schweinfurter Arbeitsagenturchef “ Thomas Stelzer.
Pandemie trifft fast alle Branchen
Laut der Statistik waren im Juli 9533 Menschen arbeitslos gemeldet, nur acht mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat, als nur 7385 Menschen (Quote: 3,0 Prozent) erwerbslos gemeldet waren, zähle man derzeit 2148 Arbeitslose mehr. "Dies entsprach einem Zuwachs von rund einem Drittel", so der Agenturbericht. Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie seien fast alle von der Statistik ausgewiesenen Personengruppen gleichermaßen betroffen. Lediglich die der ausländischen Bürger weise mit einem Plus von 462 Personen (32,2 Prozent) eine überdurchschnittliche Zunahme im Vergleich zum Juli 2019 aus.
Fast jedes dritte der knapp 11 000 Unternehmen der Region zeigt Kurzarbeit an. Seit Jahresbeginn seien es 4178 Betriebe, die Kurzarbeit für 64 123 Beschäftigte gemeldet hätten. Die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeitmeldungen liege bereits jetzt um ein Vielfaches höher als in der Wirtschaftskrise 2008/2009, so die Arbeitsagentur. Damals seien vor allem die Metallbearbeitung, der Maschinenbau und die Autozulieferindustrie stark betroffen gewesen. Jetzt sehe man eine Mischung aus Strukturwandel und Einschränkungen aufgrund der Pandemie. Nahezu alle Wirtschaftsbereiche, vor allem auch die kleineren und mittleren Betriebe, seien betroffen, so Stelzer.
Gute Auswahl für Azubis
In der Region Main-Rhön gingen schon Ende 2019, vor Beginn der Pandemie, die Stellenmeldungen zurück. Die Corona-Krise habe diese Entwicklung deutlich verstärkt, so der Monatsbericht weiter. Doch ziehe die Nachfrage nach Arbeitskräften seit drei Monaten wieder leicht an. Im Vergleich zum Vormonat wurden demnach 116 Stellen mehr (plus 19,3 Prozent) gemeldet. Der Stellenzugang seit Jahresbeginn betrug 4602 Stellen, im Vergleich zum Vorjahr allerdings ein Minus von fast einem Viertel (1516) Stellen. Das gleiche Bild beim Bestand: Mit 3598 Arbeitsangeboten stieg dieser im Vergleich zum Vormonat zwar um 70 Stellen (plus 2,0 Prozent) leicht an, im Vergleich zum Vorjahr allerdings waren es 1545 Stellen oder 30 Prozent weniger.
Wie ist die Lage bei den Ausbildungsplätzen? Drei Viertel der Bewerber seien bereits versorgt, so die Arbeitsagentur. Für Jugendliche, die noch auf der Suche nach einer Lehrstelle ab kommendem Herbst seien, "ist die Situation weiterhin sehr günstig". Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei auch in der Krise erfreulicherweise "sehr hoch". Jedem bisher unversorgten Bewerber stehen demnach rechnerisch 2,1 unbesetzte Ausbildungsstellen (Juli 2019: 2,6) zur Verfügung. Offensichtlich hätten die Arbeitgeber erkannt, "dass für die Fachkräfte von morgen in Ausbildung investiert werden muss", so der Agenturchef.
Die Aussichten
Die Pandemie mache freffsichere Prognosen schwierig, so Stelzer. Allerdings gebe es weiterhin einen erheblichen Bedarf in den sogenannten Engpassberufen: "Über 80 Prozent der Stellengesuche beziehen sich hierbei auf Fachkräfte. Dies betrifft insbesondere die Branchen Gesundheit, Pflege, Erziehung und weite Teile des Handwerks." Es sei nicht abzusehen, dass zeitnah dieser Bedarf gedeckt werden könne. Umso erfreulicher sei, "dass nicht nur über die Nutzung des Kurzarbeitergeldes Beschäftigte im Betrieb gehalten werden, sondern auch die Ausbildung in unserer Region einen hohen Stellenwert besitzt“.