Die Vorweihnachtszeit hat begonnen und mit ihr die zahlreichen Krippenspiele. Viele davon beginnen mit der Herbergssuche von Maria und Josef in Bethlehem. Ob die beiden heute überhaupt noch zu Herbergen in Bethlehem kommen würden ist fraglich. Betlehem liegt südlich von Jerusalem im Westjordanland und gehört zu den palästinensischen Autonomiegebieten. Heute ist die Stadt von einem „Schutzwall“ umgeben, einer israelischen Sperranlage, mit einer bis zu acht Meter hohen Mauer. Fraglich ob Maria und Josef einen Passierschein für einen der wenigen Durchgänge bekommen hätten.
Für die Menschen in der Stadt hat diese Abschottung verheerende Folgen. Roland Breitenbach, der Seelsorger von St. Michael, hat Bethlehem oft besucht und deshalb schon vor vielen Jahren eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. Unter anderem unterstützt er mit dem Verkauf von Holzschnitzarbeiten die Werkstatt eines Holzschnitzers in der Stadt und rettet so Arbeitsplätze.
Deutsche Chefärztin am Spital im Westjordanland
Mit dem Verkauf geschieht aber noch mehr Gutes. So bekommen Kinder aus dem Gazastreifen warme Kleidung und Nahrung, zwei Jugendlichen konnte die Pfarrei den Rest ihres Studiums finanzieren, das sie sonst hätten abbrechen müssen und auch das Caritas Baby Hospital wird von den Geldern unterstützt.
Es ist das einzige Spital im Westjordanland, das ausschließlich Kinder behandelt und das unabhängig von Religion, Nationalität oder sozialem Status „Die Chefärztin dort ist eine Deutsche, die am Missionsärztlichen in Würzburg studiert hat“, erzählt Breitenbach.
Und er erzählt von einem kleinen schwer nierenkranken Jungen, der dort behandelt wurde. Sein Vater, ein Palästinenser, hatte zwar kein Geld, brauchte aber unbedingt eine Rechnung für seinen „Stamm“. Umsonst durfte er seinen Sohn in einem christlichen Hospital nicht behandeln lassen. „Also bekam er eine Rechnung über einen Schekel, das sind ca. 50 Cent“, erzählt der Pfarrer.
Breitenbach hat viele Erinnerungen an Bethlehem, bei einer muss er mit den Tränen ringen. Er hatte vor der Mauer ein kleines palästinensisches Mädchen getroffen, der Vater hat die beiden fotografiert. Eine Woche später bekommt der Pfarrer eine Mail mit dem Bild und der Nachricht, dass die Israelis das Kind erschossen hätten, weil es zu nah an die Mauer gegangen wäre.
1000 Euro in 5-Euro-Scheinen
Aber es gibt auch schöne Erinnerungen. Einmal bekam Breitenbach eine 1000-Euro-Spende in fünf Euro Scheinen. „Da habe ich im Wartezimmer jedem Kind fünf Euro in die Hand gedrückt“, erzählt Breitenbach und lächelt. Das sei mehr als die Familie sonst in einer Woche habe.
Pünktlich vor Weihnachten hat die Pfarrei jetzt wieder eine Lieferung aus der Holzschnitzerwerkstatt bekommen. Rosi Markert hat alles ausgepackt, ausgezeichnet und dekoriert. Jetzt sind die Regale wieder voll mit künstlerisch gestalteten Arbeiten aus Olivenholz, Krippen, Madonnen, Engeln, Handschmeichlerkreuzen und -herzen und vieles mehr. Im vergangenen Jahr konnten durch den Verkauf der Holzschnitzereien und eingegangene Spenden rund 10 000 Euro nach Bethlehem geschickt werden. Das würden Markert und Breitenbach auch heuer gerne wieder tun.
Die kunsthandwerklichen Weihnachtsartikel können ab sofort im Pfarrbüro von St. Michael, Florian Geyer Straße 11, käuflich erworben werden.