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SCHWEINFURT
Kunsthalle: „Verzurrte Welt“ von Heiko Herrmann
„Verzurrte Welt“ ist der Titel der neuen Ausstellung mit Bildern von Heiko Hermann im Untergeschoss der Kunsthalle.
Foto: Josef Lamber | „Verzurrte Welt“ ist der Titel der neuen Ausstellung mit Bildern von Heiko Hermann im Untergeschoss der Kunsthalle.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:22 Uhr

Die „Wegmarken – Deutsche Kunst nach 1945“ prägen den Westflügel der Kunsthalle mit bedeutenden Arbeiten von Malern, wie Lothar Fischer, HP Zimmer, Helmut Sturm und Heimrad Prem. Sie gehörten zur Gruppe „Spur“ aus der heraus sich das Münchner „Künstlerkollektiv Herzogstraße“ entwickelte, das Mitte der 1970er-Jahre gegen die ermattete Nachkriegsgesellschaft aufbegehrte und im gemeinsamen Schaffen – auch an einem einzelnen Bild – nach neuen Ausdrucksformen suchte.

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Als Schüler Prems stieß der heute 63-jährige Heiko Herrmann 1976 zu dieser Gruppe, in deren Tradition er auch heute noch steht. Das zeigt seine Ausstellung „Verzurrte Welt“ im Untergeschoss der Kunsthalle, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Sammlung Joseph Hierling mit Werken des Expressiven Realismus. Dort sind auch Bilder von Max Beckmann und Paul Kleinschmidt vertreten, die Herrmann stark geprägt haben.

Die von Hausherrin Andrea Brandl betreute, äußert bemerkenswerte Ausstellung zeigt knapp 60 Arbeiten, Gemälde und Plastiken, die in chronologischer Hängung auf 40 Jahre Schaffen zurückblicken lassen.

1995 war Herrmann bereits einmal in Schweinfurt zu Gast, in einer gemeinsamen Ausstellung von Kunstverein und „Städtischen Sammlungen“ in der Halle des Alten Rathauses, von der das großformatige Gemälde „Perchten“ in der ständigen Sammlung zeugt.

Hermann hat selbst einmal seine Malweise mit der des Strickens verglichen. „Ich versammle auf der Leinwand erst einmal verschiedenartiges Gerümpel von Farbflecken, Linien, lasierenden Farbflecken, sehe das mir sehr lange an, verschiebe eine Gewichtung zugunsten einer anderen, stelle mit Hilfe der Linie einen neuen Zusammenhang von Formen her, versuche das Bildgefüge ineinander zu verzahnen, zu verstricken.“

Dabei entsteht ein Geflecht expressiven Pinselauftrags, das über den Malgrund hinausdrängt und durch Striche gebändigt, „verzurrt“ wird. Hermann bevorzugt kräftige Farben, deren Leuchtkraft durch Komplementärkontraste verstärkt wird. Seine Bilder erinnern an Barock und Rokoko, an üppige Deckenbilder, die kein Oben und Unten kennen, oft voller Sinnlichkeit sind. Man könnte auch an die Musik denken, in der die Fülle von Klängen durch eine ordnende Hand zu einem Ganzen wird.

Der Betrachter erlebt dies auf besondere Weise. Im „Künstler Kollektiv Herzogstraße“ sind die Maler auf Distanz zur Guckkasten-Perspektive gegangen. Das Bild in ihrem Sinn bewegt sich auf den Menschen zu, nimmt ihn in sich auf, umhüllt ihn. Sehr deutlich wird dies im Großformat „Entpuppung“.

Während in der Frühzeit Herrmanns die Figur, die im rasenden Tempo durch das Bild tobte, noch deutlicher erkennbar war, scheint sie in den jüngeren Arbeiten weitgehend verschwunden.

Dafür taucht sie in den Skulpturen wieder auf, die in dieser Ausstellung mit den Gemälden in einen Dialog treten. Sie greifen den warmen Braunton der kleinen Figuren aus Eisenguß auf, die meist liegend auf kleinen Podesten den Raum durchziehen.

Für die Form verwendet Herrmann Styropor, das beim Gießen verbrennt und auf der Figur eine schrundige Oberfläche hinterlässt.

Herrmann lebt in Pertolzhofen in der Oberpfalz, hat dort eine Galerie organisiert dort seit 23 Jahren die „Kunstdingertage“, die unterschiedliche Künstler zusammenführt. Auch so steht er in der Tradition des „Künstlerkollektivs Herzogstraße“.

„Verzurrte Welt“ wird bis zum 23. April gezeigt. Die Kunsthalle ist täglich, außer montags, geöffnet von 10 bis 17, donnerstags bis 21 Uhr. Es gibt einen Katalog und eine Sonderedition von Gouachen zur Ausstellung zum Vorzugspreis von 250 Euro.

Heiko Herrmann bei der Eröffnung der Ausstellung „Verzurrte Welt“ in der Kunsthalle.
| Heiko Herrmann bei der Eröffnung der Ausstellung „Verzurrte Welt“ in der Kunsthalle.
 
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