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SCHWEINFURT/WÜRZBURG
Kunst geht zum dritten Mal fremd
Von unserem Redaktionsmitglied Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:27 Uhr

Acht unterfränkische Museen beteiligen sich heuer an der dritten Ausgabe der Sommerreihe „Kunst geht fremd“. Das Konzept: Die Museen tauschen Objekte aus dem eigenen Bestand mit solchen der anderen Häuser aus und stellen so Querverbindungen zwischen ansonsten eher isolierten Sammlungsschwerpunkten her. Die Hoffnung: Besucher – ob Wanderer, Radler oder Autofahrer – machen sich auf die Spuren dieser Querverbindungen und entdecken so die Museumslandschaft der Region neu.

Im Mittelpunkt steht diesmal das Mainfränkische Museum Würzburg, das soeben 100 Jahre alt geworden ist. Bindeglied zwischen Würzburg und den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt ist die Künstlerfamilie Geiger beziehungsweise der Unternehmer, Kunstsammler und Politiker Wilhelm Sattler, der verheiratet war mit Katharina geborene Geiger, Tochter des Malers Conrad Geiger und Schwester der hochbegabten Künstlerin Margarethe Geiger.

Wilhelm Sattler produzierte Steingut auf Schloss Aschach – heute Sitz des gleichnamigen Museums, das sich ebenfalls an „Kunst geht fremd“ beteiligt. Ein Aschacher Bierkrug mit Zinndeckel und Würzburger Fähnlein aus dem Bestand der Museen und Galerien Schweinfurt ist deshalb bis 13. Oktober in der Kelterhalle des Mainfränkischen Museums zu sehen. Am Sonntag, 8. September, hält Andrea Brandl von den Museen und Galerien, eine der Initiatorinnen der Aktion, um 14.30 Uhr auf Schloss Aschach den Vortrag „. . . dieser Schatz muss gehoben werden“ über Sattlers Steingutfabrik.

Die Würzburger wiederum geben drei um 1803 entstandene Trachten-Aquarelle von Margarethe Geiger nach Schweinfurt, wo sie im Museum Altes Gymnasium ausgestellt sind. Zusammen mit vier Blättern aus der gleichen Serie, die die Museen und Galerien besitzen, ergibt sich so eine kleine Margarethe-Geiger-Ausstellung.

Margarethe, geboren 1783 in Schweinfurt, gestorben 1809 in Wien, erhielt ihre erste Ausbildung bei ihrem Vater, anschließend beim Hofmaler Christoph Fesel in Würzburg. Ihr Vorbild war jedoch die Malerin Angelika Kauffmann, in deren klassizistischem Stil sie ein Selbstporträt gemalt hat, das das Mainfränkische Museum besitzt.

Auf der Grundlage Johann Kaspar Bundschuhs Werk „Die Kleidertracht unter dem Landvolke des Schweinfurter Gaues“ aus den Jahren 1796/97 schuf Margarethe eigene Grafikserien, mit denen sie eine Tradition der Darstellung fränkischer Tracht begründete.

1806 zog Margarethe nach München, wo sie mehrere Porträtaufträge aus dem Umfeld des Königshauses erhielt. 1807 gewann sie die Gunst Maximilians I. Joseph. Dieser sagte ihr ein monatliches Stipendium über 30 Gulden zu. Von Geldsorgen befreit, wandte sie sich weiteren Studien zu. In dieser Zeit war sie eng mit Sophie Reinhard befreundet, der späteren Hofmalerin in Karlsruhe und mit dem später als Schlachtenmaler bekannten Albrecht Adam. 1808 wechselten alle drei Freunde nach Wien. Adam konnte dort an der Akademie studieren, die Frauen jedoch nicht zugänglich war. Deshalb mussten sich Geiger und Seidel mit der Füger’schen Hausakademie begnügen.

Margarethe Geiger konnte ihr großes Talent nicht weiterentwickeln, sie starb mit 26 Jahren am 4. September 1809 in Wien, zwei Jahre nach ihrem älteren Vorbild Angelika Kauffmann.

Die Trachten-Aquarelle sind erstaunlich frisch geblieben, so dass der Betrachter nicht nur die genau wiedergegebene Bekleidung der Figuren bewundern, sondern auch eine Fülle von Details aus dem Schweinfurter Stadtbild entdecken kann. Das Blatt „Bauernmädchen aus Ettleben“ hat vor ein paar Jahren dabei geholfen, die städtebauliche Situation des Spitaltors zur rekonstruieren. Hinter der „Bürgerstochter aus Schweinfurt“, einem der Würzburger Blätter, lässt sich in der Ferne Schloss Mainberg erahnen. Auf dem Blatt mit der „Kindsmagd aus Schweinfurt“ ist das Geburtshaus Friedrich Rückerts abgebildet, der damals gerade ein Teenager war. Und hinter der „Hausmagd aus Schweinfurt“, dargestellt auf dem Rossmarkt, linst ein Schaulustiger durch die Butzenscheiben.

Kunst geht fremd: Es beteiligen sich bis 13. Oktober das Museum Schloss Aschach, das Knauf-Museum Iphofen, die Museen der Stadt Miltenberg, das Museum Altes Gymnasium Schweinfurt, das Jüdische Kulturmuseum Veitshöchheim, das Kloster Wechterswinkel, das Museum im Kulturspeicher Würzburg und das Mainfränkische Museum. Die Öffnungszeiten in Schweinfurt: Fr., 14 bis 17 Uhr, Sa. und So., 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. Mehr im Netz unter www.kunst-geht-fremd.de

Kunst geht zum dritten Mal fremd
Margarethe Geiger: Weinbergsmann.
| Margarethe Geiger: Weinbergsmann.
 
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