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SCHWEINFURT
Kunst der frühen Nachkriegszeit
In der Großen Halle der Kunsthalle ist das Werk von Gerhard Fietz, 1953, Öl auf Hartfaser, eine Leihgabe des Kunstvereins Schweinfurt e. V. zu sehen.
Foto: Jan Soldin | In der Großen Halle der Kunsthalle ist das Werk von Gerhard Fietz, 1953, Öl auf Hartfaser, eine Leihgabe des Kunstvereins Schweinfurt e. V. zu sehen.
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 04.09.2021 02:29 Uhr

Das Informel als eine übergegenständliche oder besser gegenstandsentbundene Ausdrucksform, die in ihren abstrakt-farbrhythmischen Malgesten als bewusster Gegensatz zur Kunstdiktatur der Nazizeit und das heroische Menschenbild verstanden wurde, galt in den 1950er Jahren als Ausdruck der neuen politischen Ordnung.

Rupprecht Geiger resümierte: „Die Welt schreit nach Erneuerung oder Untergang. Die Abkehr vom Gegenständlichen, der Ekel vor den Dingen, die auf den Menschen bezogen sind, hat seinen tiefen Grund. Diese Menschheit hat sich zutiefst verdächtig gemacht. Der herrlichste Frauenkörper hat nun den Makel auf dem Leib, die Frucht dieser bösen Sippe zu tragen.“

In vier Einzelausstellungen beleuchtet die Kunsthalle nun diese Kunst der frühen Nachkriegszeit. Den Beginn macht mit Hubert Berke ein heute eher unbekannter Vertreter aus dem Kölner Raum. Albert Fürst ist eine ähnliche (Wieder-)Entdeckung, monografisch in der Sparkassengalerie zu sehen.

Die „Positionen des deutschen Informel. Von Ackermann bis Zangs“ in der Großen Halle der Kunsthalle bilden von 23. September bis 9. Januar 2022 den größeren Rahmen des Projekts, innerhalb dessen der Kunstverein zudem sein besonderes Augenmerk auf die Druckgrafik legt.

Das Haupt-Ausstellungsprojekt in der Großen Halle mit ihren lichtdurchfluteten Raumperspektiven wird nicht einfach die Künstler nach ihrer Zuordnung in den verschiedenen Gruppen aufzeigen, sondern diese Kunstrichtung anhand ausgewählter Themen einer breiteren Öffentlichkeit vertraut machen. Diese sind beispielsweise Themen wie „Netzwerk Rheinland – Franken“, Aufträge im sakralen, öffentlichen und privaten Raum, die informelle Landschaft, die Rolle von Musik oder die informelle Plastik. Bereits in den vergangenen drei Jahrzehnten wurden in Schweinfurt wichtige Vertreter der mannigfaltigen Künstlergruppen, wie etwa Rupprecht Geiger, Max Ackermann, Rolf Cavael, Fred Thieler, oder Conrad Westpfahl gezeigt und konnten mit Mitteln des Kunstverein Schweinfurt, der Unterfränkischen Kulturstiftung sowie der Stadt Arbeiten der Künstler erworben werden.

Gezielte Ergänzungen gelangen durch Leihgaben der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge und vor allem durch Höhepunkte aus der Sammlung der Bundesrepublik sowie jüngst von Heinrich Wildemann oder Hubert Berke. Diese Werke sind im Westflügel des ehemaligen Hallenbades zu sehen. Ganz bewusst ist dabei der Blick auf eher unbekanntere Künstler dieser Nachkriegszeit gelenkt, um ihr Werk (wieder) einem größeren Publikum bekannt zu machen. Dazu zählen unbestritten Hubert Berke, Albert Fürst oder Hans Kaiser.

Neben der ständigen Sammlung im Erdgeschoss mit rund 80 Spitzenwerken bieten die aktuellen Ausstellungen an verschiedenen Orten ein prächtiges Kaleidoskop des Informel aus eigenen Beständen, aber mit Unterstützung von namhaften öffentlichen Sammlungen und Galerien, zahlreichen Nachlässen und privaten Leihgebern.

Öffnungszeiten Kunsthalle: täglich 10-17 Uhr, Do. 10-21 Uhr, Mo. geschlossen (feiertags geöffnet). Jeden ersten Do. im Monat freier Eintritt. Sparkassengalerie: Mo. bis Do. 8.30- 18 Uhr, Fr. 8.30-16.30 Uhr

Werke von Albert Fürst sind als eigenes Projekt in der Sparkassengalerie im Rahmen der Ausstellung zur Kunst der frühen Nachkriegszeit zu sehen.
Foto: Michael Ringel | Werke von Albert Fürst sind als eigenes Projekt in der Sparkassengalerie im Rahmen der Ausstellung zur Kunst der frühen Nachkriegszeit zu sehen.
 
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