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Fuchsstadt
Kulturtage: Wie das Ainpöckische Bier zum Bockbier wurde
Prost: fröhliches Anstoßen mit dem Gerstensaft.
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Prost: fröhliches Anstoßen mit dem Gerstensaft.
Rita Steger-Frühwacht
 |  aktualisiert: 07.10.2019 02:11 Uhr

Mit Biergeschichte und amüsanten Biergeschichten unterhielt Sebastian Gocker vortrefflich die zahlreichen Gäste bei der Bier-Verkostung im Rahmen der Unterfränkischen Kulturtage. Bevor sich die Teilnehmer im Bürgerhaus von Fuchsstadt zuprosten konnten, erfuhren sie bei einer Führung von Annette Klietsch erst einmal Wissenswertes über den Brauvorgang im ehemaligen örtlichen Gemeindebrauhaus, das 1847 errichtet worden war.

Das Endprodukt von Braugängen stand dann in vier Sorten im Fuchsstädter Bürgerhaus parat. Biersommelier Sebastian Gocker stellte zunächst die Geschichte des Bierbrauens vor, die bis in die Zeit des Sesshaftwerdens der Menschheit zurückreicht. In Deutschland besaßen im Mittelalter vor allem die Klöster und später auch die adeligen Landesherren Braurechte.

Ein Landbier der Brauerei Bayer aus Theinheim eröffnete die Bierverkostung. "Mir schmeckt's" war mehrfach zu hören. Malzbetont, gehaltvoll, goldgelbe Farbe – so präsentierte sich das "Goldmärzen" der St. Georgenbrauerei aus Buttenheim. Das Märzenbier sei früher das letzte vor der Sommerpause gebraute Bier gewesen, erfahren die Gäste. Erst im Herbst bei kühleren Temperaturen war es dann wieder möglich, mit dem Bierbrauen zu beginnen. Das Brauen sei Frauensache gewesen, in den Privathäusern habe man dazu den Wurstkessel benutzt. Da sowohl das Darren des Malzes als auch der Brauvorgang Feuer benötigte, war damals Brauen im Sommer viel zu gefährlich.

Unterhaltsame Bierverkostung mit Biersommelier Sebastian Gocker.
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Unterhaltsame Bierverkostung mit Biersommelier Sebastian Gocker.

Ein "Schlotfegerla" der Brauerei Weyermann war die Kostprobe für ein Rauchbier. "Wie bekommt man Rauch in das Bier?", fragte Sebastian Gocker und wusste dazu viel Interessantes zu berichten.

Dunkles Bockbier der Zeiler Brauerei Göller wurde als letzte Probe eingeschenkt. "Wenn auch ein Geißbock das Etikett ziert, hat das Bockbier nichts mit diesem Tier zu tun", so Sebastian Gocker. Vielmehr kommt der Name von der norddeutschen Stadt Einbeck, die ein stark alkoholhaltiges und dadurch gut haltbares Bier exportierte. Auch am herzoglichen Wittelsbacher Hof in München war dieses Bier beliebt. Ein Anfang des 17. Jahrhundert aus Einbeck vom bayerischen Herzog abgeworbener Braumeister brachte das Bierrezept nach Bayern, wo es als "Ainböckisch Bier" gebraut wurde. Bald hieß es im Dialekt "Oanpock" und daraus wurde Bockbier.

Auch das Fastenbier blieb an diesem Abend von Sebastian Gocker nicht unerwähnt. Um vom Papst die Genehmigung für diese "Fastenspeise" zu bekommen, sollen Mönche Bier von Bayern aus nach Rom transportiert haben. Doch bei den damaligen Hygienestandards und diesem langen Transportweg kippte das Bier um und wurde sauer. "Wenn ihr das trinkt, tut ihr Buße", könnte der Pontifex wohl zu diesem Getränk gesagt haben, meinte Sebastian Gocker.

Auf unterhaltsame Weise erfuhren die Teilnehmer der Bierverkostung viel Wissenswertes rund um das Bier. Zum Beispiel dass das "Pils" nach der Stadt Pilsen in Tschechien benannt ist und mit besonderen Hopfen- und Malzsorten gebraute Biere außergewöhnliche Geschmackserlebnisse bieten, aber in der Herstellung teurer sind. "Bierflaschen immer stehend lagern, Bier nur aus dem Glas trinken und auch erst mal den Geruch wahrnehmen und die Farbe betrachten", riet der Sommelier allen, um ein Bier auch richtig zu genießen.

 
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