"Der Vorhang für die Kunst und Kutlur geht langsam wieder auf", findet Ingo Schäfer vom "KulturPackt für Schweinfurt e.V.", als er im Pavillon sechs sein "Corona"-Bild ausstellt. Am Samstag von 11 bis 13 Uhr errichtete der Verein für die hiesige Szene eine kleine Bühne, in Form von acht Pavillons in der Innenstadt. Vom Beginn der Rückertstraße bis zum Ende der Spitalstraße waren sie aufgebaut, um auf die schwierige Situation der Kultur aufmerksam zu machen. Die Szene litt und leidet besonders unter der Pandemie. Seit einem Jahr gab es praktisch keine Veranstaltungen, Ausstellungen, Kino oder Theater, "und wenn dann nur mit massiven Einschränken", hieß es vorab von Seiten des KulturPackt.
In verschiedenen Zeit-Slots stellten regionale Künstler aus verschiedenen Sparten in den Pavillons aus. Autoren, Musiker, Schauspieler – allesamt blieben sie jedoch völlig stumm. Damit wollten die Veranstalter die "radikale Verstummung der Kultur in Zeiten von Corona" verdeutlichen. Erklärt wurde das Projekt durch Hinweisschilder. Markiert wurden Anfang und Ende des Kunstpavillon-Wegs von "Corona verboten!"-Hinweisschildern des Höchberger Künstlers Sieghart Böhme.
Für die Presse brach "KulturPackt"-Sprecher Ingo Schäfer für ein paar wenige Minuten das Schweigen. Sein ausgestelltes Bild "Der Nichtschwimmer und Corona bringt das Fass zum Überlaufen" erklärt sich aber von selbst. In der etwas dystopischen Szenerie vergiftet das Corona-Virus auch das Trinkwasser. Der "Nichtschwimmer", ein Fisch am linken oberen Bildrand, "hält es im Wasser nicht mehr aus", erklärt Schäfer. "Er wird jetzt umfunktioniert zu einem fliegenden Fisch. Weil er aber noch nicht fliegen kann, ist er an einer Kette befestigt, bis er das Fliegen lernt." Der Vogel, der vom vergifteten Wasser trinkt, "rümpft die nicht vorhandene Nase".
Der Vorhang öffnet sich langsam wieder
Am rechten Bildrand ist eine Leinwand zu sehen, die symbolisch die Frage aufwerfen soll, wohin es mit der bildenden Kunst und Malerei gehen soll. Links daneben der sich langsam öffnende Vorhang. "Er wird sich immer weiter öffnen", so Schäfer. "Die Symbole werden dann irgendwann verschwinden, wo sie ursprünglich waren. Nämlich in das Element Wasser und in in die Luft." Alles wird irgendwann zu seinen Platz zurückkehren.
Damit sich die Schweinfurter Kultur bald wieder in ihrem Element bewegen darf, wollte die Szene mit der Veranstaltung einen nächsten Schritt machen. "Wir wollten heute einfach ein Zeichen setzen, dass es uns noch gibt und dass schon ein bisschen was möglich ist", so Schäfer. Im Hintergrund tüftelte die freie Kulturszene schon seit Ausbruch von Corona an kreativen Lösungen und Selbsthilfen. Nun der stille, aber nicht heimliche Re-Start der freien Kultur in Schweinfurt im öffentlichen Raum. Schon bald wird der Vorhang sich noch weiter öffnen.