Vater-Sohn-Beziehungen sind selten völlig harmonisch, gerade wenn die Charaktere unterschiedlich sind. Warum sollte es bei Leopold Mozart und seinem genialen Sohn Wolfgang Amadeus anders sein? Erhellende und unterhaltsame Einblicke in die Mozart'schen Familienverhältnisse bot der musikalisch-literarische Eröffnungsabend des 16. Wernecker Kulturfrühlings, passenderweise im Café Balthasar im Schloss.
In den "geschichtsträchtigen alten Mauern", wie Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl in ihrer Begrüßung sagte, ließen sich zum Auftakt der Kulturreihe mit ihren 24 Veranstaltungen die 120 Gäste entführen in die Wiener Klassik. Die barocke Kulisse des Saales bot den perfekten Rahmen dazu.
Tanzpaar entführt in das 18. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert wurde lebendig, zum einen schon optisch durch das Tanzpaar Ingrid Klier und Wolfgang Klopf von der Barockformation der Hans Sachs-Gruppe Schweinfurt. Mit würdevollen Tanzschritten verwies es in seinen prächtigen Gewändern auf die Zeit von Kaiserin Maria Theresia und König Ludwig XV.
Das war die Ära, in der der Musiker, Komponist und Salzburger Vize-Hofkapellmeister Leopold Mozart seine beiden Wunderkinder, Wolfgang Amadeus und seine ältere Schwester Maria Anna, genannt Nannerl, förderte und forderte. Leopolds 300. Geburtstag, er ist 1719 geboren, war denn auch Anlass für den Wernecker Literaten Hans Driesel, mit ihm den Kulturfrühling zu eröffnen.
Mit begeisternder Erzählkunst und schauspielerischem Talent verdeutlichte er die Situation im Hause Mozart, wo der erfahrene Musiker, pflichtbewusste Hofangestellte und willensstarke Vater Leopold vor allem seinen "Wolferl" förderte. Die ebenfalls hochbegabte Pianistin Nannerl musste immer öfter von den Konzertreisen zuhause bleiben. Auch die Ehefrau Anna Maria stand im Schatten von Mann und Kinder. An den verschiedensten Fürstenhöfen Europas ließ Leopold seinen Sohn auftreten und verdiente viel Geld mit dessen Genie.
Musikalische Einblicke in das Schaffen von Vater und Sohn boten Sopranistin Stefanie Herchet und Pianist David Ress. Da zauberte die Sängerin wohlklingend und heiter mal "den lieben Mai" herbei, das Gedicht, das Wolfgang Amadeus vertont hatte. Da entführte sie mit einer Arie aus dessen "Zauberflöte" gefühlvoll in bedrückende Stimmung: "Ach, ich fühl's, es ist entschwunden". Oder sie bewies mit "Sagt holde Frauen" aus "Figaros Hochzeit", wie die Frauen ihn beflügelten. Dagegen wirkten kleinere Kompositionen des Vaters, gespielt am Klavier, etwa "Aus dem Notenbüchel für Nannerl", eher einfach, wenn auch heiter und durchaus hörenswert.
Höhen und Tiefen der Beziehung
Die Höhen und Tiefen der Vater-Sohn-Beziehung verdeutlichte Hans Driesel durch Auszüge aus diversen Briefen oder durch amüsante Gedichte von Cornelia Boese. Es ging um Geld, um Frauen, um den Lebensstil, um die Abnabelung vom Vater, schließlich um Entfremdung.
Mal war Leopold zornig und wütend über den ungehorsamen und undankbaren Amadei. Mal zeigte der Sohn ganz unbeeindruckt davon seinen Willen, unabhängig vom Vater zu werden. Dass der Ton in den Briefen des Sohnes dabei nicht nur scherzhaft, sondern auch mal vulgär werden konnte, wusste Driesel gekonnt vorzutragen.
Mit österreichischem Idiom überraschte Kulturfrühling-Organisatorin Stefanie Büttner das Publikum, als sie - versehen mit Barock-Perücke - einen Brief der Mutter Anna Maria an ihren Mann Leopold vorlas. Wieder einmal ging es um die Sorge über eine Liebschaft von Amadeus, Aloisia Weber.
Dass Werneck viele Talente in den unterschiedlichsten Bereichen habe, würdigte Bürgermeisterin Baumgartl zum Abschluss des Mozart-Abends, der in einen Stehempfang überging. Die zahlreichen Veranstaltungen des Kulturfrühlings würden zeigen, dass für jeden etwas dabei ist.