Die gute Nachricht vorweg: Der Neubau des Kindergartens in Kützberg soll möglichst rasch erfolgen. Die schlechte Nachricht: Der Elisabethenverein als Träger des Kindergartens ist führungslos. Bei der Mitgliederversammlung am Montag trat Vorsitzende Dagmar Simon-Mathes 18 Monate vor Ende ihrer Amtszeit zurück und möchte auch übergangsweise den Verein nicht mehr leiten. Wie es weitergeht, ist noch unklar.
Das Interesse an der Mitgliederversammlung war groß. Beinahe bis auf den letzten (nummerierten) Platz war der Saal gefüllt, unter den Teilnehmern waren auch Gemeinderäte aus dem Poppenhäuser Ortsteil.
Ohne Angabe von Gründen – die Frage wurde mehrfach gestellt – gab Simon-Mathes ihren sofortigen Rücktritt bekannt. Sie blickte auf erfolgreiche Jahre an der Vereinsspitze zurück. Als sie 2016 erstmals gewählt wurde, hatte der Elisabethenverein rund 25 000 Euro auf dem Konto, nun sind es 190 000 Euro. Simon-Mathes bedankte sich bei allen Mitstreitern im Verein und Kindergarten und bestätigte dem pädagogischen Team mit Claudia Hartmann an der Spitze beste Arbeit.
2018 gab es einige Personalwechsel innerhalb der Kita
Zuvor hatte Melanie Heinlein das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung vorgetragen. Im Jahr 2018 waren 59 Männer und Frauen als Mitglied registriert, 48 Kinder wurden in den beiden Gruppen betreut. Im Protokoll erwähnte sie einige Personalwechsel innerhalb der Kita. Mit rund 60 000 Euro Überschuss war 2018 auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr gewesen. Im vergangenen Jahr zählte der Elisabethenverein noch 56 Mitglieder, die Zahl der Kinder sank auf 40. Bei Ausgaben von 300 000 Euro und Einnahmen von rund 370 000 Euro verzeichnet man ein finanzielles Plus von 69 000 Euro. Isa Kavak, der die Kassen prüfte, bescheinigte eine fehlerlose Buchführung.
Kindergartenleiterin Claudia Hartmann gab einen kleinen Einblick in die Kindergartenarbeit, die in den letzten Monaten stark von der Pandemie und den häufigen Regeländerungen geprägt war. Besonders bedauerte sie, dass man den zwölf neuen Abc-Schützen keinen festlichen Abschied – wie sonst üblich – bereiten konnte.
Bei den Wahlen fand sich kein Kandidat für den verwaisten Vorstandssitz. Pfarrer Johannes Messerer bleibt weiterhin zweiter Vorsitzender, und Celestina Moratta wurde mit großer Mehrheit zur Kassiererin gewählt.
In seinem Grußwort bestätigte Bürgermeister Ludwig Nätscher den erfolgreichen Kauf des Kindergartengrundstückes und versprach, alle Beteiligten, also auch den Trägerverein und die Kindergartenleitung, in die Planungen für den Neubau einzubeziehen. Er setzt auf ein Treffen mit Architekt Albert und hofft, dass der Neubau rasch voranschreite.
Auch die Auflösung des Vereins könnte drohen
In der Versammlung wurde dann heftig diskutiert, wer nun an der Spitze des Vereins stehe und als Ansprechpartner für Eltern, Kinder, Personal und Gemeinde fungiere. Die zurückgetretene Vorsitzende Simon-Matthes erhielt den Auftrag der Versammlung, sich bei der Caritas über den korrekten juristischen Status zu informieren. Dabei geht es um die Frage, ob sie selbst bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben muss oder ob mit Pfarrer Johannes Messerer der zweite Vorsitzende in diesem überschaubaren Zeitabschnitt die Vereinsführung innehat.
Sicher ist, dass der amtierende Vorstand zu einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung laden, deren einzige Aufgabe die Wahl des Vorstandes ist. Sollte auch dann kein Nachfolger/keine Nachfolgerin gefunden werden, kommt es zu einer dritten, letzten Versammlung mit dem Ziel der Fortführung des Elisabethenvereins. Sollten alle Treffen scheitern, droht die Auflösung des Vereins. Der Kindergarten aber würde fortbestehen und in andere Trägerschaft übergehen.
Pfarrer Johannes Messerer machte deutlich, dass er den Trägerverein nicht führen könne. Ihm fehle die Zeit und die Kompetenz. Er bat Simon-Mathes, doch bis zur nächsten Versammlung die Geschäfte weiter zu leiten. Messerer befürchtet, dass man auch im benachbarten Kronungen keinen neuen Vorstand im Trägerverein finden werde und dass er dann – wohl den Satzungen nach – auch dort vermehrt ins Tagesgeschäft eingreifen müsse.
Naheliegend wäre – nach einer Auflösung – die Vergabe der Trägerschaft an "Profis". Genannt wurden die Arbeiterwohlfahrt und das Haus Marienthal. Gemeinderätin Astrid Buntrock-Suttles brachte aus ihrer Erfahrung die Idee in die Diskussion ein, mehrere "führungslose Kindergärten" könnten zusammen eine Leitung anstreben und dafür Fachkräfte einstellen.
Für Aufreger während der Versammlung sorgte vor allem Gemeinderat Guido Spahn mit seinen Wortmeldungen. Er artikulierte unter anderem seine Vermutung, beim Verkauf des Kindergartengrundstückes der Caritas an die Gemeinde wäre nicht alles korrekt verlaufen.