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Schweinfurt
Künstlerische Vielfalt im Oberstübchen
Der Rimparer Künstler Jürgen Hochmuth verweist in seiner aktuellen Ausstellung auf das Gewölbe als Zeichen seines Schaffens.
Foto: Charlotte Wahler | Der Rimparer Künstler Jürgen Hochmuth verweist in seiner aktuellen Ausstellung auf das Gewölbe als Zeichen seines Schaffens.
Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:46 Uhr

Es gibt einige denkwürdige Sätze, die den Gästen der neuen Ausstellung im "Salong" des Kunstvereins Schweinfurt entgegenkommen. An den Wänden des "langen Saals" im Obergeschoss der Kunsthalle sind sie neben den Werken des Rimparer Künstlers Jürgen Hochmuth aufgedruckt. Der Atem des Gewölbes oder Schädelhaus 1993 – 2023, so ist die Ausstellung betitelt und sie lässt viel Spielraum für eigenes Empfinden, für eigene Bilder im Schädelgewölbe, in dem Denkgebäude, das wir ja, solang wir leben, mit uns herumtragen.

Die lange Wand des Kunstsalongs zeigt zahlreiche Variationen eines Schädelgewölbes, und ganz eigenartig greifen sie ins eigene Denken ein, verwandeln den Denkraum in ein bildhaftes Sehen und Nachfühlen. "Das einzig Beständige ist die Veränderung", so steht ein Zitat von Heraklit über den Bildern.

Hochmuth selbst greift seit 1993 immer wieder die Form des Gewölbes auf, sie verbindet sich mit einer weiteren Form seines Schaffens, dem Dreieck, der Form, die sich auch am Haus wiederfindet, das Dach, sozusagen das Oberstübchen, das wir Menschen wiederum mit der Architektur gemeinsam haben. Darin wandeln sich die Dinge, die Sichtweisen, die Erinnerungen, das Vergessen. Die Form erweist sich als ein großer Aspekt des künstlerischen Lebenswerks von Hochmuth, und sie kann als Serie den Blick der Betrachtenden öffnen für die dargestellte individuelle Vielfalt.

Nummerierte Schachteln mit gewölbter Form

Im hinteren Teil des Kunstsalongs hat Hochmuth einen "Speicherort" aufgebaut. In einem grauen Regal sind nummerierte Schachteln gesammelt, die wiederum eine gewölbte Form aufweisen. Daneben stehen Fotos von Mündern, schattenhaft, übermalt mit Strichen, die die Form der Lippen aufgreifen.

"Hier wird das Lächeln bewahrt von den Menschen, die in Form von Fotos in den einzelnen Schachteln verborgen sind", erklärt Hochmuth. Das geheimnisvolle Kunstwerk mit den je einzelnen unterschiedlich gestalteten Schachteln gewinnt auf einmal Gewicht, es verbindet die Gegenwart mit dem Gewesenen, mit den Menschen, deren Zeit vergangen ist und die dennoch plötzlich anwesend sind. Auch hier sind denkwürdige Zitate zu finden: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis", so beschrieb zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe diesen Prozess.

Die künstlerische Erinnerungsarbeit in Hochmuths Schaffen beinhaltet nicht nur das Sammeln und Anordnen von Erinnerungen, sondern sie stellt das Erinnern in einen neuen Kontext, der Vergangenheit überhaupt erst entstehen lässt. Auch dieser Prozess wird mit einem Zitat an der Wand belegt.

Ein weiterer denkwürdiger Satz des Künstlers selbst ist im Eingangsbereich des Kunstsalongs zu lesen: "Man muss einem Zeichen begegnen, das künstlerisches Dasein bestimmt, einer Geste, einer Spur. Daraus entsteht Unerschöpflichkeit.", Die Form des Gewölbes, vom Atem belebt, erweist sich als Zeichen dieser künstlerischen Unerschöpflichkeit. Sie lässt sich aufgreifen beim Besuch des Kunstsalongs in der Kunsthalle.

Kurator Stefan Muffert wies in seiner Einführungsrede auf jenen Umstand in Hochmuths Schaffen hin: "Die Werkgruppe Atem des Gewölbes bildet ein offenes System, das Raum für weitere Entfaltung bietet, "für unerschöpfliche Nuancen, für die Vielfalt des Schöpferischen". Karl-Heinz Körblein hatte zuvor im Namen des Kunstvereins die zahlreichen Gäste begrüßt, die sehr schnell in angeregte Gespräche vertieft waren. Auch dies ließe sich als gutes Zeichen für die Vielfalt der Impulse lesen, die aus dieser Ausstellung erwachsen. Sie ist noch bis Sonntag, 21. April, zu sehen.

 
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