Die Geschichte des Kirchenkabaretts Cherubim begann im Jugendamt. „Genauso wie die Geschichte unserer Mädchen und jungen Frauen“, stellte Anja Sauerer fest. Die Geschäftsleiterin des Antonia-Werr-Zentrums zog in ihrer Begrüßung die Parallelen zwischen ihrer heilpädagogischen Einrichtung und dem Kabarett.
Das Programm der Cheruben trägt den Titel „Geht's noch?“ Das sei auch eine Frage im Jugendamt für die Mädchen gewesen, meinte Sauerer und gab dann das Startsignal: „Los geht's“.
Das Kirchenkabarett tritt seit 30 Jahren auf, und die Fans sind seit 30 Jahren dieselben. Es sind Insider des kirchlichen Geschehens, denen es guttut, „auch mal über die Kirche lachen zu können“, wie eine Besucherin meinte. Und an Lacherfolgen mangelte es nicht, als die Cheruben ihrer Kirche den Spiegel vorhielten. Egal, ob mit Gesang oder in Sprechszenen, sie ließen kein Thema aus.
Warum sie noch einmal mit einem Programm auf die Bühne traten, erklärten die Kabarettisten gleich zu Beginn: „Nirgendwo kannst du so gut meckern, und dich bekleckern mit Ruhm und Scham.“ Zunächst präsentierten sie ihr Produkt „Geht's noch“ in Form von Papiertaschentüchern. Auch die Nahfolgeprodukte wurden bereits angekündigt: „Jetzt reicht's“ und schließlich „und tschüss“.
Dass das mit dem „tschüss“ eine realistische Zukunftsvision ist, bewiesen die Cheruben anhand einer Statistik. Während 2015 noch 59 Prozent Katholiken in Bistum wohnten, werden es 2030 nur noch 48 Prozent sein. Wenn heute 12,8 Prozent der Gläubigen den Sonntagsgottesdienst besuchen, sind es 2030 gerade noch 2,2 Prozent.
Dazu kommt der demografische Wandel, 30 Prozent der Katholiken sind dann über 60 und die sollen in zehn Kilometer entfernte Sonntagsgottesdienste gehen. Warum also über die „Pastoral 2030“ nachdenken, fragten die Cheruben und zogen den Schluss: „Entweder man vertraut dem Heiligen Geist, oder man pfuscht ihm ins Handwerk.“
Erschreckend, dass die meisten Themen vor 30 Jahren ebenso aktuell waren, wie sie heute sind. Dazugekommen sind die Missbrauchsfälle und der unbesetzte Bischofsstuhl. Diese bereiten dem Heiligen Geist Kopfschmerzen, stellten die Cheruben fest, denn jeder rufe ihn jetzt an.
Derweil suchten die Kabarettisten schon mal eine Hymne zur Einführung des neuen Bischofs. Von „Zieh den Priestern die Soutane aus“ über „Christen hört die Signale“ entschieden sie sich schließlich für ein „Weck die tote Christenheit“.
Neben den Irrungen und Wirrungen der Kirche wurde auch die Flüchtlingspolitik ad absurdum geführt, denn die ersten Vertriebenen der Menschheit kamen ja aus Eden. Dass die Cheruben ihrem Publikum aus der Seele sprachen, war nicht zu überhören, sie durften nicht ohne Zugabe von der Bühne. Doch auch wenn es viel zu lachen gab, nahmen die Zuhörer ebenso ein kopfschüttelndes „Geht's noch?“ mit nach Hause.