
Es herrschte einige Aufregung bei der Demo unweit der Stadtwerke. Der Protest am Donnerstag galt nicht dem umstrittenen neuen Stadtbuskonzept. Die Gewerkschaft Verdi hatte zur Kundgebung am Zeughaus eingeladen, zum Warnstreiktag, an dem auch Stadtwerkemitarbeiter teilgenommen hatten. Gertrud Schneider und Ursula Günzel standen daher vor verschlossener Tür beim Stadtwerke-Kundencenter am Roßmarkt. Dort wollten die Niederwerrnerinnen eine Sammlung von 472 Unterschriften übergeben: eine Liste, mit der gegen die Änderungen beim ÖPNV in Niederwerrn protestiert wird, auf der Linie 160.
"Verschlechterung der Busführung" war das Schreiben überschrieben, das an Thomas Kästner als Geschäftsführer der Stadtwerke gerichtet war. Ein weiteres Exemplar sollte an Landrat Florian Töpper gehen. "Niederwerrn kann und darf nicht nur auf die Hainleinstraße reduziert werden", heißt es darin, unter Bezug auf die verbliebene Route, die vom Ostring her über die längste Ortsstraße in Richtung Oberwerrn und Kützberg führt.
In der Hainleinstraße, Höhe Einkaufsmarkt Maul, herrscht oft eine unübersichtliche Situation, beim stehenden und fahrenden Verkehr. Nun gibt es gegenüber der bisherigen Bushaltestelle eine weitere Haltestelle. Die Schweinfurter Straße (die parallel am südlichen Ortsrand verläuft) müsse wieder bedient werden, heißt es im Schreiben aus Niederwerrn weiter.
Verwiesen wird auf einen Leserbrief im Schweinfurter Tagblatt: Im Januar war darin von einer "Abkopplung" Niederwerrns geschrieben worden, gegenüber der Stadt. In der Schweinfurter Straße befänden sich Ärzte, Bücherei, Neue Mitte, die Apotheke, Geldautomat, Post, Friseur und das Rathaus, so der damalige Briefschreiber Bernd Wehner. Für ältere und gehbehinderte Menschen seien die jetzigen Haltestellen schwer zu erreichen.
Statt 19 Haltestellen nur noch neun
Die Haltestelle Breslaustraße (die in die verlängerte Hainleinstraße gewandert ist) sei verbesserungsfähig, heißt es im aktuellen Schreiben. Von ehemals 19 Haltestellen seien 12 entfallen, zwei dazu gekommen, so Gertrud Schneider: "Diese neun Haltestellen müssen besser verteilt werden." Die Unterschriftensammler denken zum Beispiel an eine Rückfahrt über die Schweinfurter Straße.
Für Niederwerrn sei es mit der Änderung schlechter geworden, sagt Schneider, vor allem für Senioren, die oft das Bezahlen per App oder Bankkarte nicht gewohnt seien. Den Halbstundentakt, mit dem viel geworben werde, hätte man früher schon gehabt. Vier Wochen lang hat sie Unterschriften gesammelt, im Einkaufsmarkt, dabei habe sie viel Zuspruch erfahren, auch von Oberwerrnern. Die Haltestelle am Kreisbauhof, zwischen den beiden Gemeindeteilen, brauche es nicht.

An der "Niederwerrner Haltestelle" am Roßmarkt stehen zwei weitere potenzielle Fahrgäste und sind irritiert, ob der Änderungen. Gertrud Schneider und Ursula Günzel gehen vom Busbahnhof Richtung Landratsamt, wo die Liste ebenfalls übergeben werden soll, ohne Termin. Landrat Florian Töpper ist unterwegs, Pressesprecher Andreas Lösch nimmt das Kuvert entgegen, verspricht, es weiterzureichen - verweist bei dem Thema aber auf die Stadtwerke als eigentlichem Adressaten.
Bettina Bärmann ist die Kritik bekannt. Es habe bereits eine Videokonferenz mit Vertretern der Stadtwerke gegeben, so die Niederwerrner Bürgermeisterin. Denkbar wäre es schon, Fahrten über die Schweinfurter Straße laufen zu lassen. Dann würde allerdings siebenmal pro Tag der Halbstundentakt in der Hainleinstraße wegfallen. Dort sehe man aktuell schon Verbesserungen bei Auslastung und Pünktlichkeit: "Die Busse sind jetzt voll."
Durch den nötigen Anschluss der Busfahrten an den Roßmarkt gebe es bei etwaigen Änderungen Grenzen. Eventuell ließe sich auch der Kreis-ÖPNV mit einbeziehen, so Bärmann. Bei den Stadtwerken wurden die Unterschriften mittlerweile abgegeben, auf kurzem Weg, von einem Nachbarn.