Die Sorge von Einheimischen, dass der eigene Nachwuchs die Heimatgemeinde verlässt, weil keine Bauplätze zur Verfügung stehen, ließ die Bürgerversammlung in Gernach für ein paar Minuten emotional werden. Über 70 Bürgerinnen und Bürger fanden den Weg in das Sportheim zu dem Treffen, das im Februar wegen einer Erkrankung verschoben werden musste.
Die Versammlung war schon weit fortgeschritten und bisher harmonisch verlaufen. Dann tat Winfried Michel seinen Ärger kund: "Mir dauert die Baugebietserweiterung viel zu lange. Das ist ja ein Alptraum." Der Gernacher beneidete andere Kolitzheimer Ortsteile, in denen bereits neues Bauland ausgewiesen wurde. Für Gernach befürchtet er: "Unsere junge Leute ziehen weg." Bürgermeister Horst Herbert bedauerte die lange Zeit, aber man sei auf einem guten Weg. Eigentlich sei man mit der Planung der Baugebietserweiterung schon fertig. Doch ein vereinfachtes Verfahren hätten neue europäische Gesetzesvorgaben verhindert. "Wir fangen quasi von vorne an", sagte Herbert. Aktuell wird die Umweltverträglichkeit geprüft.
Bauzeit von drei Jahren
Zuvor herrschte ein reger Austausch. Elisabeth Werner monierte die Friedhofsbegehung durch den Gemeinderat im Juli 2023. Die Wege dort seien damals schon in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Vier Bäume wurden gepflanzt, an den Wegen wurde nichts gemacht. "Wofür bezahlen wir eigentlich eine Friedhofspflegegebühr?, fragte sie. Michael Heck wollte wissen, wer die Haftung bei Schäden durch Wurzeln an den Gräbern übernimmt. Margot Schneider wünschte sich weitere Urnengräber.
Edwin Pohli interessierte der Schulhausneubau und die Frage, ob alle anderen Schulhäuser dann leer stehen. Herbert rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren: "Danach steht ein Großteil der alten Schulen erst einmal leer." Pohli beschwerte sich ferner über das Verhalten der Bauhofführung bei Kabelverlegearbeiten. Bruno Back machte dem Bürgermeister und seinen Stellvertretern ein Kompliment: "Wir sind alle mit Euch sehr zufrieden." Die einzige Kritik an den Gemeindeoberen: auch mal gegen Freiflächen-Photovoltaikanlagen stimmen. Gemeinderat Matthias Schöpf widersprach. Man habe das Thema in vielen Ratssitzungen intensiv diskutiert und Vor- und Nachteile abgewogen. Klimakrise und Energiewende hätten dabei die Entscheidungen beeinflusst.
Michael Heck freute sich, dass der Flurbereinigungsweg an den Gernacher Seen fertig ist. Allerdings monierte er: "Beim Gefälle des Wegs wurde ganz schön gepfuscht." Benedikt Schneider wünschte sich von der Gemeinde, dass die größten Schlaglöcher in den Wegen ausgebessert werden. Alexander Werner möchte, dass ein Holzplatz auf gemeindlicher Fläche eingerichtet wird. Nicole Schneider bedankte sich für die Unterstützung der Gemeinde beim KommIN. Die Westseite des Gebäudes sollte aber saniert werden. Kontrovers diskutiert wurde die Nutzung des alten Rathauses. Während Edwin Pohli das Rathaus gerne verkaufen würde, wehrten sich Frauen und Vereinsmitglieder dagegen, da die Räumlichkeiten umfangreich genutzt werden.
Funkstille beim Mobilfunkmast
Zum Ausbau des Glasfasernetzes informierte der Ortschef, dass die Leitungen bis ins Haus gelegt werden, in der Regel im Gehweg. Die Anschlüsse bis in die Gebäude seien kostenfrei, keine Pflicht, "aber ratsam". Bei der Planung eines Mobilfunkmastes in Gernacher Gemarkung sei momentan "Funkstille". Geplant sei eine Freiflächen-Photovoltaikanlage, für die der Gemeinderat bereits die Weichen gestellt habe. Das Hallendach am Haus Franziskus wird saniert, gab Herbert bekannt. Ausgeschrieben sind die Arbeiten für die Außensanierung des alten Rathauses. Gernach hatte zum Jahresende 558 Einwohner mit Hauptwohnsitz mit 5813 Einwohnern in der Großgemeinde mit ihren acht Ortsteilen.