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Schweinfurt
Krippenlöschzug und Weihnachtstragödie
Altneihauser Weihnachtslesung in der Stadthalle: Die Oberpfälzer unterhielten das Publikum mit Sprachwitz und Humor
In typisch Altneihauser Manier präsentierten die Musiker eine professionelle Mischung aus swingender Volksmusik und Dixie, aus heimischen und internationalen Weihnachtsliedern.
Foto: Martina Müller | In typisch Altneihauser Manier präsentierten die Musiker eine professionelle Mischung aus swingender Volksmusik und Dixie, aus heimischen und internationalen Weihnachtsliedern.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:56 Uhr

Der Pegel der Freude hatte bei Norbert Neugirg noch Luft nach oben: "Es ist beileibe kein Genuss, wenn man zu den Schnüdeln muss", so der wortgewaltige Frontmann der Altneihauser Feierwehrkapell'n beim umjubelten Auftritt in der Schweinfurter Stadthalle.

Auf seine ganz und gar nicht besinnliche Weihnachtslesung hatte sich der oberpfälzer "Krippenlöschzug" gut im Lokalkolorit umgesehen: In der Innenstadtarchitektur von Schweinfurt bei Üchtelhausen (!) werde herumgemetzgert, und das Grundstück der baufälligen Stadthalle könne als Wiesengrund sinnbringend in die Gestaltung der Landesgartenschau einbezogen werden.

Doch der Schwerpunkt des Abends auf christbaumgeschmückter Bühne galt natürlich jahreszeitlich angemessener Besinnung: "Halleluja, sauft euch voll!", so die Devise angesichts dessen, was sich vor 2000 Jahren zugetragen hat, der Baubeginn des Berliner Flughafens nämlich.

Lyrische Weihnachtstragödie in mehreren Teilen

Und dann spießte Neugirg so gut wie alles auf, was die deutsche Advents- und Weihnachtszeit für eine gekonnte Satire hergibt: Krippenspiele in Kindergarten und Schule - Hunderte von Mariendarstellerinnen sind seit Generationen schwanger. Die stummen Rollen von Ochs und Esel können leider heutzutage nicht besetzt werden, da man Gefahr laufe, dass die ADHS-gezeichneten Darsteller von der Bühne weg ihre WhatsApp-Nachrichten beantworten.

Fotoserie

Eine lyrische Weihnachtstragödie in mehreren Teilen: Dreimal muss der Ehemann nachtanken, weil die Christbaumsuche der Ehefrau schon mehr als 13 Stunden dauert. Das Weihnachtsessen: "Die Bratwürscht in den bleichen Därmen beginnen langsam sich zu erwärmen".

Lachtränen nicht nur bei der drastischen Schilderung des vereinigten Festessen-Odems, der dem Dirigenten während des Christmetten-Glorias aus dem Kirchenchor entgegenschlägt. Melissengeist und Sauerkraut, Knoblauch und Würstchen - da muss der Chorleiter ganz schön ums Überleben wedeln.

Komik und Lakonik trafen sich an diesem pointenreichen Abend

Feierwehr-Regisseur Christian Höllerer überzeugte nicht nur als sturzbesoffener Bäcker des Weihnachtsmannkuchens, für den er einen ganzen Liter besten Whiskys einsetzen muss. Seine Geschichte vom Onkel aus Amerika, dessen Asche der Familie in Deutschland 1946 aus Unkenntnis als Weihnachtsessen dient, kann man trotz ihres Bartes immer wieder hören.

Norbert Neugirg spießte so gut wie alles auf, was die deutsche Advents- und Weihnachtszeit für eine gekonnte Satire hergibt.
Foto: Martina Müller | Norbert Neugirg spießte so gut wie alles auf, was die deutsche Advents- und Weihnachtszeit für eine gekonnte Satire hergibt.

Höllerer stellte auch den vierten "Heiligen drei König" dar: Aus Böhmen sei er, und fürs Kindlein in der Krippe habe er als Gabe echten Olmützer Käse eingepackt. Der habe allerdings gewaltig unter der Wüstenhitze gelitten, und als er ihn in Bethlehems Stall darbrachte, habe der Josef die Maria gefragt, ob das Jesuskind schon wieder die Windeln vollgesch… hätte.

Nicht nur Sprachwitz und -akrobatik unterhielten aufs Beste: Die fünf Musiker Rupert Beer, Ludwig Schieder, Thomas Kießling, Peter Fuhrmann und Armin Scharnagl präsentierten in typisch Altneihauser Manier eine professionelle Mischung aus swingender Volksmusik und Dixie, aus heimischen und internationalen Weihnachtsliedern.

Komik und Lakonik trafen sich an diesem pointenreichen Abend, begleitet vom "Running" Gag der maroden Stadthalle. Nach zweieinhalb vergnüglichen Stunden hieß es dann: "Advent, Advent, die Zeit verraucht, Ihr Eintrittsgeld ist aufgebraucht". Wegen illegalen Aufenthalts wurde das Publikum sodann des Saals verwiesen.

 
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