Kreisvorsitzender Edwin Hußlein (Gochsheim) spricht von einem "guten Trend" für die Freien Wähler, der sich jüngst in Wahlergebnissen und in der Regierungsbeteiligung in München manifestiert hat. Diese positive Stimmung soll sich bei der Kreistagswahl 2020 in ein Plus an Mandaten umwandeln. Derzeit haben die Parteifreien neun Vertreter, einen bis zwei Sitze sollen dazukommen, sagte Hußlein – je nachdem, wie sich der Kreistag ab Mai 2020 zusammensetzt. Oder anders formuliert: Das Ziel ist auch abhängig davon, ob und wie stark die AfD, von der eine eigene Kreistagsliste erwartet wird, dort einzieht.
Themen: Konversion und Berufschule
Einen Vertrauensbeweis gab es für Hußlein selbst: Bei der geheimen Wahl erhielt er 49 von 50 Stimmen für den Spitzenplatz. Den hatte Hußlein auch schon 2014 eingenommen, aber den Sprung in der Kreistag deutlich verfehlt. Die Liste decke ein breites Spektrum der Bevölkerung ab, sagte Hußlein zur Liste der 60 Kandidaten: eine "von Bürgern für Bürger". Ziel sei es, die bewährte Arbeit im Kreistag fortzusetzen und dort "Duftmarken" zu hinterlassen. Vor allem der zivile Umbau (Konversion) der ehemaligen Conn-Kaserne bei Geldersheim und der Neubau des Berufschulzentrums in Schweinfurt sollen Schwerpunkte der FW-Politik sein.
Außerdem wollten die Freien "Generationenthemen" wie die Wassernutzung in der Landwirtschaft anschieben. Wie Hußlein sagte, seien die Bauern diejenigen, die Landschaft und Natur pflegten. Nur eine intakte Natur bilde die Basis für einen lebenswerten Landkreis.
Amtierende Kreisräte wieder dabei
Alle neun aktuellen Kreisräte sind als mögliche Stimmengaranten auf der Liste wieder vertreten; Fraktionschef Ewald Öftring (Werneck) suchte sich gezielt den letzten Platz aus. Unter den ersten Neun befinden sich sechs ehemalige oder amtierende Bürgermeister.
Muntere Tauschbörse in der Liste
Der Wahlgang kam nicht nur wegen des deutlich verspäteten Beginns der Veranstaltung nur langsam in Schwung. Auslöser war der Einwand eines Mannes, dass die ohnehin nur 20 Frauen im Ursprungsvorschlag des Vorstands zu weit hinten platziert seien. Tatsächlich waren unter den ersten 14 nur drei Frauen vertreten. Zwar zierten sich die Freien Wählerinnen zunächst etwas, dann aber entwickelte sich eine muntere Tauschbörse, in der es beispielsweise die Röthleinerin Elke Lanz vom 32. auf den siebten Platz schaffte. Die auftauchende Frage nach dem regionalen Proporz sorgte für zusätzliches Verschieben der Kandidatenblöcke.
Diese einvernehmliche Umgruppierung habe man angestrebt, um Kampfkandidaturen zu vermeiden, sagte Ewald Öftring. Daher waren die Einzelabstimmungen für jeden Listenplatz letztlich unumstritten.
Die Freien Wähler sind seit 1972 eine feste Größe im Schweinfurter Kreistag: 2014 holten sie mit 15,1 Prozent der Stimmen und neun Sitzen ihr bislang bestes Resultat.