
Man sollte demjenigen Ehre geben, der nicht danach sucht: Landrat Florian Töpper bemühte den Schriftsteller Theodor Herzl, um mit Gerhard Spitzner (Gochsheim) und Hans Driesel (Werneck) zwei Menschen mit der Kreisehrenurkunde auszuzeichnen, die sich der Mundart und der Kultur verschrieben haben.
Ein Sennfelder in Gochsheim
Spitzners Herz schlage für die Mundart und die Volksmusik, sagte Töpper in seiner Laudatio. Unter anderem gründete er die Arbeitsgemeinschaft fränkische Volksmusik in Unterfranken. Eigentlich sei er nominell Mitbegründer des Trachtenvereins Gochsheim, aber als gebürtiger Sennfelder durfte er zunächst nicht Mitglied werden. Spitzner selbst ließ in seinen Dankesworten durchblicken, dass er sich als eine Art Fusion beider in liebevoller Feindschaft verbundener Nachbardörfer versteht.
In Gochsheim, so Töpper, habe sich Spitzner besonders um das Erntedankfest und das Grenzsteinfest verdient gemacht: "Da sieht man Ihre Freude am besten." Unter anderem habe sich der Ausgezeichnete auch darum verdient gemacht, verloren geglaubte Rezepte aus dem Dorf gesammelt und veröffentlicht zu haben, im Buch "Kartoffelbrei à la Gochsheim". "Adöpfelsbrei" verbesserte Spitzner lächelnd und in breitem Gocksumerisch.
"Kultureller Tausendsassa"
Als "kulturellen Tausendsassa" bezeichnete Töpper Hans Driesel, der besonders im Fasching und in der Schweinfurter Kultur zu Hause ist. Er war lange Jahre Präsident der "Schwarzen Elf" und ist heute künstlerischer Leiter des Fastnachtsmuseums in Kitzingen. Zur Überraschung Driesels hat Töpper recherchieren lassen, dass der Wernecker sogar schon eine Karnevalssendung im ZDF moderiert und zu den frühen Machern der heute so erfolgreichen TV-Sendung "Fastnacht in Franken" gehört habe.
Die Kleinkunstbühne im Schweinfurter Schrotturmkeller entstand mit Driesels Energie, die auch beim Wernecker Kulturfrühling gefragt ist. Nicht zuletzt sei Driesel als Experte für Literatur bekannt. Letzterer zitierte dann auch Fontane, Roth und Busch, indem er ein Bekenntnis zum Ehrenamt ablegte: Es mache nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß.
Urkunde gibt es derzeit 84-mal
Die Kreisehrenurkunde gilt als eine Art Ehrenbürgerwürde des Landkreises, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Einmal im Jahr lädt der Landkreis ihre Träger (derzeit sind es 84) zu einem Festabend ein. Seit Töppers Amtszeit werden dort auch den neuen Inhabern die Urkunden ausgehändigt.
Der Landrat nutzte die Gelegenheit, eine Art Bestandsaufnahme des Landkreises Schweinfurt zu machen. Steigende Einwohnerzahlen und Umlagekraft bewiesen, dass "wir prosperieren". Besonders habe man sich um die Bildung gekümmert. Er forderte zu einem parteiübergreifenden Miteinander auf, um Perspektiven zu schaffen, damit sich Menschen aller Generationen hier dauerhaft gut aufgehoben fühlten.