Nach zwei Corona-Jahren nahm der Landkreis Schweinfurt seine Tradition wieder auf, im Rahmen eines festlichen Ehrenabends besonders engagierte Persönlichkeiten mit der Ehrenurkunde des Landkreises auszuzeichnen. Laut Presseinformation der Behörde standen diesmal im Schloss Sulzheim drei verdiente Personen im Mittelpunkt, die sich für die Kultur, aber auch für das soziale Miteinander einsetzen: Elisabeth Seemann aus Sömmersdorf, Steffi List aus Geldersheim und Helmut Büschel aus Sennfeld. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung vom Bläserensemble des Musikvereins Sulzheim.
Die Auszeichnung gilt als eine Art Ehrenbürgerschaft des Landkreises. Auf 100 lebende Personen ist ihre Zahl begrenzt. Bisher entschied der Kreisausschuss über die Verleihung, seit 2021 bestimmt der gesamte Kreistag, wem die Ehrenurkunde verliehen wird. Die Entscheidung für die neuen Träger fiel laut Mitteilung einstimmig.
Töpper warf am Kreisehrenabend einen Blick auf die Lage des Landkreises, der vor ziemlich genau 50 Jahren in der Kreisgebietsreform seine heute noch gültigen Grenzen erhielt. Auch wenn die Reform keineswegs unumstritten gewesen sei, so Töpper, könne sie rückblickend als Erfolgsgeschichte eingeordnet werden. Denn die neue Größenordnung habe damals lebens- und entwicklungsfähige Einheiten geschaffen, die aber dennoch überschaubar blieben. Was persönliche Begegnungen und Identifikation ermöglichte. Die 29 kreisangehörigen Gemeinden seien selbstbewusste Einheiten, die ihre Stärken kennen und auch zeigen würden.
Ehrenurkunde für Elisabeth Seemann
Als neue Trägerin der Ehrenurkunde des Landkreises würdigte Landrat Töpper zuerst Elisabeth Seemann aus Sömmersdorf. Sie engagiert sich seit Jahrzehnten vielfältig und ehrenamtlich für die Förderung der Kultur, insbesondere der Passionsspiele, und der Dorfgemeinschaft, zudem leitet sie die Rumänienhilfe Sömmersdorf.
An der Seite ihres 2013 verstorbenen Mannes Robert Seemann, 30 Jahre lang Vorsitzender des Vereins Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf, arbeitete sie begleitend mit als Sekretärin, beim Kartenverkauf, bei der Koordination der Kostüme, als Repräsentantin der Sömmersdorfer Passion, als Organisatorin und Regisseurin beim Zimmertheater sowie in der Jugendarbeit.
Seit 1995 leitet sie die Rumänienhilfe, die regelmäßig Hilfsgüter sammelt und nach Siebenbürgen schickt. Lange Jahre unterstützte sie auch die Äthiopienhilfe von Franz Barthel.
Für ihren Heimatort bringt sie sich zudem ehrenamtlich ein: 24 Jahre lang als Leiterin der Damengymnastik, seit 2006 als Mitorganisatorin der Seniorengruppe und als Lektorin der Pfarrgemeinde. "Der Landkreis sagt Danke für das, was sie vielen Menschen geschenkt haben", sagte Töpper.
Ehrenurkunde für Steffi List
Auch bei der Ehrung von Steffi List stand die Kultur im Vordergrund. Die Geldersheimerin ist bundesweit für ihre mal rockige, mal sanftere Musik bekannt, immer mit selbst komponierten Melodien und selbst geschriebenen, aussagekräftigen Texten. 13 Alben hat sie inzwischen veröffentlicht.
Ihre Musikleidenschaft führte sie zu ihrem sozialen und inklusiven Engagement. Seit Jahren bringt sie sich vielfältig bei Projekten zur Unterstützung benachteiligter Menschen ein: bei Benefizkonzerten, Charity-Events oder Bürgerfesten.
Darüber hinaus ist Steffi List Gründungsmitglied der Schweinfurter Kindertafel, die 2009 ihre karitative Arbeit aufnahm. List ist Netzwerkerin und Botschafterin, generiert Spenden und stößt neue Projekte an.
Auch deutschlandweit macht sie auf die Arbeit der Kindertafel aufmerksam und ist Gründungsmitglied und Botschafterin des Bundesverbands der Deutschen Kindertafel.
Ein Herzensprojekt ist ihr die Inklusionsband "Mosaik", 2012 gegründet von den Mainfränkischen Werkstätten. Mit der Band aus mehrfach behinderten Musikerinnen und Musikern sowie Amateurmusikerinnen und -musikern ermutigt Steffi List gehemmte und benachteiligte Personen, ihre Talente zu offenbaren und hilft ihnen, diese zu fördern. "Was für eine wunderbare Botschafterin für unseren bunten, diversen Landkreis", sagte Töpper.
Ehrenurkunde für Helmut Büschel
Kultur und Tradition stehen für den Sennfelder Helmut Büschel an vorderster Stelle. Seit 25 Jahren steht er dem Volkstrachten-Erhaltungsverein "Die Semflder" vor, der heuer sein 100-jähriges Bestehen feiert. Die alten Bräuche rund um die Sennfelder Tracht und die alten Tänze zu erhalten, ist sein Anliegen.
Er sorgt dafür, dass der Verein mit seinen 280 Mitgliedern präsent und über die Kreisgrenzen hinaus aktiv ist. Dazu zählt auch die Nachwuchsarbeit mit etwa 40 Jugendlichen.
Als Organisator kümmert er sich vor allem um die weithin bekannte Sennfelder Kirchweih. Seinem Engagement sei es laut Töpper zu verdanken, dass 2016 das sogenannte Friedensfest zur Wiedererlangung der Reichsfreiheit 1649 in Sennfeld und Gochsheim in das bundesdeutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco eingetragen wurde. Die Tradition in der Gemeinschaft immer wieder neu und für die Zukunft zu gestalten, das zeichne Büschels Handeln aus.
Darüber hinaus tanzt er beim Trachtenverband Unterfranken mit und nimmt zahlreiche Repräsentationstermine wahr. Ein Büchlein in Sennfelder Mundart hat Büschel ebenfalls zusammengestellt. Kommunalpolitisch war er 13 Jahre als Gemeinderat in Sennfeld aktiv. "Ein verdienter Botschafter für die Vielfalt des Landkreises", lobte Töpper.