Es ist paradox: Während Politiker und Wissenschaftler weiter eindringlich darauf hinweisen, wie wichtig Hygiene- und Abstandsregeln sind – 1,50 Meter mindestens – gibt es für die Abschlussklassen der Realschule Schonungen seit Montag zwei Wirklichkeiten. Die eine: in der Schule, wo die Schüler weit auseinander sitzen, Klassen geteilt wurden, es eine Maximalzahl von 12 bis 14 Schülern pro Zimmer gibt. Die zweite Realität: die Hin- und Rückfahrt mit dem Schulbus.
Am Montag standen die Jugendlichen auf der Linie zwischen Schonungen und Gochsheim sogar, berichten Eltern und Schüler. Der Redaktion liegt ein Bild vor. Dicht an dicht sitzen und stehen die Schüler im Bus, alle tragen brav eine Maske, Abstände gibt es keine. Es hagelt Beschwerden am Landratsamt, bei der Polizei, die am Montag "auf eine Mitteilung hin" vor Ort an der Schule war, wie Pressesprecher Alexander Benkert bestätigt. Und die Meldung vom übervollen Bus ans Landratsamt weitergab. Das reagierte auch, heißt es von der Behörde auf Nachfrage. Man habe noch am Abend mit dem Busunternehmen gesprochen. Seit Dienstag fährt nun ein Gelenkbus. Offiziell hat er 192 Plätze - Sitz- und Stehplätze. Die dürfen voll angerechnet werden. Schließlich, so das Landratsamt, "gibt es grundsätzlich – auch in der jetzigen Situation – im ÖPNV keinen Anspruch auf einen Sitzplatz".
56 Schüler würden in der Spitze nach Gochsheim und Schonungen gefahren, heißt es aus dem Amt; also sei der Bus zu weniger als einem Drittel besetzt. Die Aussage vom Landratsamt widerspricht allerdings dem, was Eltern beobachtet haben. Ein voller Bus, alle Sitzplätze besetzt, sagen sie und zweifeln an den Platzangaben. Manche würden ihre Kinder aus Sorge schon selbst mit dem Auto fahren, heißt es. Und: man hat auch von anderen Regionen mit ähnlichen Problemen gehört. Sorgen macht auch, dass Schüler der Gochsheimer Schule ebenfalls auf dieser Linie mitgenommen würden. Was bedenklich sei, im schlimmsten Fall könnte eine Infektion zwei Abschluss-Jahrgänge an zwei Schulen schachmatt setzen.
Schwammige Regelungen zum Abstandsgebot im Nahverkehr
Fazit für viele Eltern: ein mehr als ungutes Gefühl. Abstandsempfehlungen auf der einen Seite, Schüler, die Seite an Seite im Bus sitzen, auf der anderen. Das kann die Polizei Schweinfurt auch nachvollziehen, sagt Alexander Benkert. Tun kann sie nichts. Denn: Rechtlich, so heißt es auch in der Antwort auf die Anfrage der Redaktion an das Landratsamt, kann die Einhaltung des Mindestabstands im ÖPNV nicht durchgesetzt werden. Laut Auskunft der Schweinfurter Polizei sei das Unterschreiten des Abstandsgebots zwar eine Ordnungswidrigkeit, diese sei aber "nicht bußgeldbewehrt", so das Landratsamt. Das kämpft offenbar selbst mit den schwammigen Reglungen zum Abstandsgebot aus Kultus- und Verkehrsministerium. Vereinfacht gesagt, heißt es: die Regel von mindestens 1,50 Meter wird zwar empfohlen, im Nahverkehr sei diese aber nicht immer einzuhalten und "kann deshalb unterschritten werden".
Was in der Schule akribisch eingehalten werden soll, spielt also im Bus plötzlich keine Rolle mehr. Eine Argumentation, die nicht einleuchten kann – und die von einer Schülerin kurz und knapp so kommentiert wird: "Ich fühl mich verarscht." Zumal die Schüler noch länger als sonst gemeinsam im Bus sitzen, da der die Abschlussklassen bündelt und mehr Orte anfährt als sonst. Eine Stunde statt 30 Minuten, sagen Schüler. Das, so heißt es in der Stellungnahme des Landratsamtes, soll sich ändern.
Von Anfang an war man sich in der Behörde klar, dass es "gegebenenfalls vor allem Anfang der Woche noch nicht reibungslos" laufen wird. Fahrgäste wurden um Verständnis gebeten. "Denn die wirtschaftliche Lage ist auch für die Verkehrsunternehmen, die im Landkreis Schweinfurt eigenwirtschaftlich fahren, keine einfache." Und: Auf manchen Linien gelten Ferienfahrpläne, auf anderen der normale Schulfahrplan, wieder andere laufen unter der Rubrik "ergänzende Schulfahrten im Notfahrplan". Details dazu gibt es auf der Homepage des Landkreises.
Landratsamt will nachbessern
Klar scheint: man will offenbar nachbessern. Für den 5. Mai ist ein Gespräch mit Schulen anberaumt, für die der Landkreis zuständig ist in Sachen Schülerbeförderung. Auch mit den Verkehrsunternehmen, den Stadtwerken und der Regierung von Unterfranken stehe man in ständigem Kontakt. Dabei geht es auch um die Abstandsregelung – und die Zukunft. Wann und wie welche Schüler in die Schulen zurückkehren sollen, dafür gebe es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Vorgaben der Staatsregierung, so das Landratsamt. Das muss nun mit dem vorplanen, was bisher als Willensäußerung im Raum steht: die Abschlussklassen des nächsten Schuljahres und das vierte Grundschuljahr sollen ab 11. Mai wieder zur Schule gehen. Wie wird es dann in den Schulbussen aussehen? Wird es bis dahin eine verlässliche Regelung geben, auch was den Mindestabstand im ÖPNV betrifft?
Eltern fordern mindestens einen zweiten Bus auf der Linie
Aktuell jedenfalls sind Eltern von Schülern der Realschule Schonungen entsetzt, haben Angst um die Gesundheit ihrer Familie. Viele fordern in der aktuellen Situation, in der sonst noch alle Einschränkungen gelten, einen zweiten Bus, damit die Schüler weiter auseinander sitzen können. Doch auch das scheint wieder nicht so einfach zu sein wie plausibel. "Landesgesetzliche Regelungen für einen zusätzlichen Einsatz von Bussen auf eigenwirtschaftlichen Linien" werden vom Landratsamt als Hürde genannt. Und die sei hoch. Schließlich werde in die Konzession des Unternehmers eingegriffen, der die Linie bedient. Er hat schließlich einen Vertrag für eine bestimmte Leistung. Ob sich in solchen Ausnahmezeiten – nicht zuletzt von der Staatsregierung – Lösungen, vielleicht auch unbürokratische finden lassen, wird sich erst zeigen.
Übrigens: Wer sich über zu volle Züge oder Busse ärgert, kann sich direkt an das Verkehrsministerium wenden: via Mail unter enge-im-nahverkehr@stmb.bayern.de oder telefonisch unter (0 89) 2192 3020.
Der Staat, das Land Bayern, Behörden etc. machen seit Wochen teils sinnige teils unsinnige Auflagen bzw. sprechen Einschränkungen und Verbote aus; die linke Hand weiß oftmals nicht was die rechte macht! Aber jeder Politiker stellt sich teils selbstherrlich hin und meint seine Maßnahmen sind das non plus ultra.
Gegenbeweise durch unsinnige, undurchschaubare oder verschiedenartige Regeln werden jeden Tag erbracht - dies ist ein weiterer Fall!
Mittlerweile kann ich niemanden mehr verstehen der die Maßnahmen aus Angst und Vorsicht ausnahmslos "bejubelt" (das sind einige). Und jeder der nur wagt Kritik zu üben oder Dinge zu hinterfragen ist grundsätzlich jemand "der die Lage verkennt".
Fahrt bitte euere Kinder selber mit dem Auto das ist der beste Gesundheitsschutz !
das ist meine Antwort an Sie.
Und definitiv und parteiunabhängig NICHT komisch. Es sei denn, Sie finden (Stand MP von heute früh) 6649 Tote mit/ durch Corona irgendwie zum Lachen.
Und noch einmal: Einen Vorschlag, wie man es anders hätte machen können, habe ich aus der linksgrünen umfragefrustrierten Schmoll-Ecke noch nicht gehört, zumindest keinen, der diesen Namen verdient hätte.
P.S.: Ich verstehe durchaus, dass es wurmt, wenn man am ende seines Kampfes im Grunde kaum weiter ist, als am Anfang.......
wäre das, wenn es nicht eine volle Katastrophe wäre.
Warum zum ### wird eigentlich das ganze Land in den Lockdown geschickt, wenn man dann dafür sorgt(!), dass im ÖPNV die Mindestabstände zuverlässig unterschritten werden?
Den ganzen "Unsinn(?!)" hätte man sich (und den betroffenen Unternehmen) sparen können, wenn sich jetzt hierdurch der eine oder andere Corona-Hotspot herausstellt - denn die Schüler/innen haben doch auch Eltern und Großeltern, denen sie den Virus sozusagen frei Haus liefern können.
Wir müssen Geld sparen - es koste was es wolle...
Warum nur bin ich nicht im Geringsten verwundert (s. mein Beitrag vom 24.04., wo es um den "DB-Notfahrplan" ging)??!!
Da nutzt dann wohl höchstens noch Beten und Hoffen etwas.