Im Rahmen der Bayerischen Demenzwochen lud die Gerontopsychiatrischen Vernetzung in der Region Main Rhön zu einem Erzählcafé nach Schwebheim ein. Dabei füllte Kathrin Jung den Begriff Vernetzung mit Leben. Die Veranstaltung fand im Mehrgenerationenhaus statt, Ute Fromm, Monika Hofmann und Elvira Heunisch wurden mit ins Boot geholt. Felicia Wunder von der Fachstelle für pflegende Angehörige war mit von der Partie und der Ortsgeschichtliche Arbeitskreis schickte seine Vorsitzende Britta Ritter.
Diese informierte nicht nur über den Schwebheimer Kräuteranbau und die verschiedenen Wirk- und Verarbeitungsweisen heimischer Heilkräuter, sondern gab der Veranstaltung auch eine besondere Note. Die Kräuter standen riech- und schmeckbar auf den Tischen. Die Anfänge des Kräuteranbaus im "Apothekergärtlein Frankens" liegen weitgehend im Dunkel, erste Belege dafür gibt es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts.
Nach dem Ersten Weltkrieg, so Ritter, habe durch einen vermehrten Bedarf an Baldrian, "mit dem traumatisierte Soldaten ruhig gestellt wurden", dieser aber einen Aufschwung erlebt. Heute würden auf rund 150 Hektar bis zu 50 verschiedene Heilkräuter angebaut. In die Jahre zwischen den Kriegen fiel folgerichtig auch die Gründung der Kräuter verarbeitenden Betriebe, von denen einige bis heute bestehen.
Viele der Kräuter und ihre Wirkungen seien bekannt, erklärte Ritter. Echinacea, der Sonnenhut, bei Erkältungen, ein Rosmarinbad gegen Nervosität und Stress, das Johanniskraut zur Stimmungsaufhellung.
Gingko fördert die Durchblutung
Aber ist gegen das Vergessen auch ein Kraut gewachsen, fragte Ritter. Nun zwei solche Kräuter hatte sie gefunden. Allen voran den Ginkgo, der das Gedächtnis verbessern und die Durchblutung fördern soll. In seinen fächerförmigen Blättern steckt der Wirkstoff Tebonin, der bei Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche eingesetzt wird. Jetzt wollte eine Teilnehmerin gleich wissen, wie sie die Ginkgoblätter denn nutzen soll, als Tee oder kauen. Ritter warnte, in den Ginkgoblättern seien auch Gerbstoffe, die einem schlecht bekämen. Die Blätter müssten pharmazeutisch verarbeitet werden, um an ihren Wirkstoff zu kommen.
"Dann nützt mir mein Ginkgobaum im Garten ja gar nichts", meinte die Besucherin enttäuscht. Und eine andere mahnte, selbst so natürliche Wirkstoffe wie das Tebonin der Ginkgoblätter nur mit ärztlicher Beratung einzunehmen. Sie selbst habe das schon einmal überdosiert, was zu erheblichen Beschwerden geführt habe.
Mistel wirkt auch beruhigend
Ein zweites Kraut gegen das Vergessen entdeckte Ritter in der Mistel. Diese sei ebenfalls eine durchblutungsfördernde Heilpflanze und wirke auch beruhigend, gerade für Demenzkranke in ihren unruhigen Phasen sei dies hilfreich, betonte Ritter. Für die einzelnen Tische hatte sie neben duftende Kräutersträußchen auch, Kräuterbrote und eine Kräutersuppe zu Verkostung mitgebracht.
Im Anschluss stellte Wunder die einzelnen entlastenden Angebote der Diakonie für Demenzerkrankte und deren Angehörige vor. Von den Betreuungsangeboten bis hin zu gemeinsamen Freizeitveranstaltungen. Jung betonte, dass es ein wirkliches Kraut gegen Demenz genauso wenig gebe wie eine hundertprozentige Verhinderung der Krankheit durch den rechten Lebensstil. Dennoch könnte beides präventiv von Nutzen sein.
Der rechte Lebensstil sei inzwischen längst bekannt, neben mediterraner Ernährung spielten vor allem Bewegung, die ja auch die Durchblutung fördere, und Gehirntraining eine wichtige Rolle. Aus dem Teilnehmerkreis kam noch ein weiteres vorbeugendes Element, die Gemeinschaft, je einsamer ein Mensch sei, umso weniger Anregung bekomme schließlich auch sein Gehirn.